Die Türkei treibt das Wirtschaftswachstum durch niedrige Zinsen an. Die Folge sind Inflation und Währungsverluste.

Deutsche Exporte in die Türkei

(Veränderung gegenüber Vorjahr in %)

Quelle: Statistisches Bundesamt

Deutsche Exporte rückläufig, Importe steigen kräftig

Die Türkei fällt im Vergleich zu anderen Handelspartnern zurück. 2021 sanken die deutschen Exporte dorthin um 1,4%. Im Jahr 2020 waren die deutschen Exporte noch gegen den allgemeinen Trend um 8,8% gestiegen. Damit war Deutschland mit einem Anteil von 9,9% der zweitwichtigste Lieferant der Türkei. Für Dezember 2021 weist die deutsche Statistik einen Rückgang um 4,8% gegenüber dem Vorjahr aus.

Die deutschen Importe aus der Türkei stiegen 2021 dagegen um 19,2% an. 2020 waren sie noch um 3,5% gegenüber dem Vorjahr gesunken. Im Dezember 2021 lagen die deutschen Importe 24,7% über dem Vorjahreswert. Ein Grund für die gegenläufige Entwicklung der Ex- und Importe dürfte die Abwertung der Türkischen Lira sein, die die deutschen Exporte in Landeswährung verteuerte und die Bezugspreise in Euro verringerte.

Wirtschaftsleistung nach Rekordzuwachs gefährdet

Die Türkei konnte 2021 ein reales Wirtschaftswachstum von 11,0% verbuchen. Der private Verbrauch erhöhte sich um 15,1%. die Investitionen stiegen um 6,4%. Besonders deutlich erhöhte sich der Beitrag des Außenhandels, da die Exporte um 24,9% zulegten, die Importe aber nur um 2,0%. 

Mit Blick auf die Wirtschaftssektoren zeigt sich ein unterschiedliches Bild: Während die Industrie und die meisten Dienstleistungen zweistellig wuchsen, verzeichneten der Agrarsektor, der Bau und die Finanzdienstleistungen Rückgänge. Insbesondere die Verfügbarkeit von Agrarprodukten ist für die Entwicklung der Verbraucherpreise von großer Bedeutung.

Die Aussichten für 2022 sind durch die hohe Inflation und den russischen Einmarsch in die Ukraine deutlich eingetrübt. Zwar hat sich die Türkei den westlichen Sanktionen nicht angeschlossen. Doch dürfte sich die Verschlechterung der Wirtschaftslage in Russland auch auf die Türkei auswirken. Zudem dürften sich die Energie- und Agrarimporte aus Russland deutlich verteuern.

Währung stabilisiert sich trotz hoher Inflation

Die türkische Zentralbank senkte Mitte Dezember 2021 erneut den Leitzinssatz. Er liegt nun bei 14% p.a. und damit deutlich unter der Inflationsrate von zuletzt 54% im Februar 2022. Präsident Erdogan übt seit längerem Druck auf die Zentralbank aus, um die Konjunktur mit niedrigen Zinsen anzuregen. Dadurch verlor jedoch die Türkische Lira (TRY) an Wert.

Die Regierung ergriff daraufhin Maßnahmen zur Stabilisierung des Wechselkurses und garantiert unter anderem den Gegenwert privater Ersparnisse in Landeswährung gegenüber dem US-Dollar. Daraufhin wertete die Türkische Lira kräftig auf und notierte an Weihnachten bei gut 10 TRY zum USD bzw. 12 TRY zum EUR. Anfang 2022 lagen die Kurse jedoch bereits wieder bei 13,65 TRY zum USD bzw. 15,42 TRY zum EUR. Seither konnten sich die Kurse trotz kurzzeitiger Ausschläge stabilisieren.