Während die US-Wirtschaft auf ein Soft Landing zusteuert, ist der Euro-Raum weiterhin mit vielen Unsicherheiten konfrontiert. China kämpft unterdessen darum, sein Wachstum aufrechtzuerhalten. Vor diesem Hintergrund hat Coface seine Risikoeinschätzung für fünf Länder angepasst.

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Nach einem vielversprechenden Start in das Jahr 2024 hat der Euro-Raum einen erneuten Einbruch im Industriesektor erlebt. Die Aussichten sind wenig optimistisch, wie der Rückgang des Einkaufsmanagerindexes (PMI) zeigt. Deutschland ist als Europas führender Industriestandort nach wie vor besonders stark betroffen, die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes lag im Juli 2024 noch immer 12% unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Der Dienstleistungssektor, der den Aufschwung im Euro-Raum zuletzt getrieben hatte, ist ebenfalls rückläufig und der private Konsum wird durch die anhaltend hohe Sparquote und die erhöhte politische Unsicherheit gebremst.

Darüber hinaus leiden Unternehmen im Euro-Raum nach wie vor unter einem starken Anstieg der Lohnstückkosten von 4,2% im zweiten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahr. Dies schmälert ihre Gewinnspannen. Nachdem die Margen in der ersten Jahreshälfte 2023 in allen Ländern des Euro-Raums ihren Höchststand erreicht hatten, sind sie in Deutschland und den Niederlanden um fast zwei Prozentpunkte und in Spanien und Italien gar doppelt so stark gesunken. Dadurch geraten viele Unternehmen unter Druck, wie der Anstieg der Insolvenzen in den vergangenen Monaten zeigt.

Restriktivere Fiskalpolitik mit negativem Wachstum

Die ersten Zinssenkungen durch die amerikanische Fed und die Europäische Zentralbank im Jahr 2024 markieren den Beginn der erwarteten geldpolitischen Lockerung. Während die Geldpolitik im nächsten Jahr weniger restriktiv sein wird, sollte sich eine restriktivere Fiskalpolitik in einigen Ländern, insb. im Euro-Raum, negativ auf das Wachstum auswirken.

Im Juli 2024 eröffnete die Europäische Kommission ein Defizitverfahren gegen Belgien, Frankreich, Italien, Ungarn, Malta, Polen und die Slowakei. Diese sieben Länder wurden zu einem harten Sparkurs verpflichtet, womit weitere Wachstumsimpulse ausbleiben. Somit sollte das Wachstum im Euro-Raum 2025 mit 1,3% nur leicht stärker ausfallen, nach einem mageren Plus von 1,0% in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr.

Sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten brachte das dritte Quartal 2024 gute Nachrichten bezüglich eines Inflationsrückgangs, was u.a. auf sinkende Rohstoffpreise, insb. für Erdölprodukte, zurückzuführen ist. Das Szenario eines Soft Landings scheint sich in den Vereinigten Staaten damit zu bestätigen. Die US-Wirtschaft erweist sich weiterhin als widerstandsfähig, wie der konjunkturelle Rebound im zweiten Quartal, nach einer kurzfristigen Schwäche im ersten Quartal 2024, zeigt – auch wenn sich die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt allmählich abschwächt.

USA nach entscheidender Wahl

Auswirkungen weit über die Vereinigten Staaten hinaus hat der Ausgang der US-Wahlen bzw. die erneute Präsidentschaft von Donald Trump. Während sich seine Widersacherin Kamala Harris im Wahlkampf innenpolitisch für eine Preisregulierung und sinkende Wohnkosten einsetzte, machte Trump die Senkung der Lebenshaltungskosten zu einem seiner zentralen Wahlkampfthemen („Make America Affordable Again“). Er versprach, die Energieproduktion zu fördern und Steuern zu senken, um die Lebenshaltungskosten zu reduzieren.

Verlangsamtes Wachstum in China

Das chinesische Wirtschaftswachstum verlangsamt sich trotz der angekündigten Stützungsmaßnahmen der Regierung weiter – belastet durch einen kriselnden Immobilienmarkt sowie eine schleppende Binnennachfrage und eine weiterhin gedämpfte Auslandsnachfrage. In einem weiteren Versuch, das Wachstumsziel der Regierung von 5% zu erreichen, kündigte die People’s Bank of China (PBoC) Ende September zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen an.

Zu diesen gehören noch stärkere Zinssenkungen und eine Senkung des Mindestreservesatzes für Banken, um mehr Liquidität in den Markt zu bringen. Um den Wohnungsmarkt zu stabilisieren, plant die PBoC darüber hinaus eine Senkung des Zinssatzes für ausstehende Hypothekendarlehen, eine Senkung der Mindestanzahlung für Zweitwohnungen sowie eine Ausweitung des Umfangs von Darlehen an lokale Regierungen für den Erwerb von unverkauften Wohnungen zur Umwandlung in Sozialwohnungen. Die Senkung der Zinssätze für ausstehende Hypothekenkredite wird den Haushalten etwas mehr finanziellen Spielraum verschaffen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die chinesischen Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin sparen, solange sich ihre Zukunftsaussichten nicht verbessern.

Der Beitrag der übrigen Schwellenländer – exklusive China – zum globalen Wachstum wird 2025 mit 40% unverändert hoch bleiben, v.a. dank der starken Dynamik in den Golfstaaten und Südamerika. Und dies, obwohl Coface für Brasilien nach zwei Jahren mit einem Plus von rund 3% ein weniger dynamisches Wachstum für das kommende Jahr prognostiziert. Abgesehen von den inländischen Faktoren sind viele südamerikanische Länder die großen Gewinner des globalen De-Riskings. So setzen die USA in ihren Lieferketten mehr und mehr auf Nearshoring – hin zum südamerikanischen Kontinent, dessen Länder somit vom Handelskonflikt zwischen den USA und China profitieren.

Das mittelamerikanische Land Costa Rica wurde von Coface hochgestuft. Es profitiert u.a. vom Nearshoring-Trend in den USA. © Coface

Vier Länder werden heraufgestuft

Im aktuellen Coface-Barometer werden vier Länder heraufgestuft. Dazu zählen in Europa Albanien (von C auf B) und Zypern (von B auf A4), die von einem starken Tourismus und dadurch verbesserten Konjunkturaussichten profitieren. Des Weiteren wird Ruanda von B auf A4 heraufgestuft. Das Land hat sich zu einem wichtigen Standort für Dienstleistungen in Ostafrika entwickelt, insb. in den Bereichen Finanzen, Logistik und Transport. Costa Rica (von B auf A4) kann vom Nearshoring-Trend in den USA profitieren. In Israel hingegen verdrängen die Kriegsanstrengungen die Produktionsaktivität, weshalb das Land auf A4 herabgestuft wird.

Das gesamte Coface Barometer sowie die Länderrisikokarte HIER zum Download.

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