In den USA wächst die Wirtschaft, die Rahmenbedingungen sind auch für deutsche Unternehmen gut. Finanzierungsfragen können herausfordernd sein – mit den richtigen Instrumenten finden Unternehmen die passende Finanzierungslösung.

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Volatile Welt, aber eins ist sicher: Die USA sind und bleiben der wichtigste Handelspartner der Bundesrepublik. Insb. mit Blick auf deutsche Exporte wächst die Bedeutung. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) exportierten hiesige Unternehmen im Jahr 2023 Güter im Wert von rund 160 Mrd EUR in die USA. Das sind etwa 10% unserer gesamten Exporte und mehr als je zuvor in den vergangenen 20 Jahren. Und der Exportüberschuss im Außenhandel mit den USA lag zuletzt bei rund 63 Mrd EUR – auch das ein Rekord.

Florierendes Geschäft zwischen Deutschland und den USA

Die Geschäfte deutscher Unternehmen in den USA laufen ebenfalls bestens, wie das Transatlantic Business Barometer der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham) belegt: Zu Beginn des Jahres 2024 erwarteten 70% der befragten deutschen Unternehmen steigende Umsätze in den USA, 45% erwarteten auch steigende Mitarbeiterzahlen. 60% gingen davon aus, dass sie im Jahr 2024 mehr investieren als im Vorjahr. Und 70% gaben an, ihre Aktivitäten in den USA auszubauen.

Auch wenn der US-amerikanische Markt durchaus liquide ist, kann es für ausländische Unternehmen schwierig sein, mithilfe von US-Finanzinstituten an neue Liquidität, Investitionsmittel oder Betriebskapital zu kommen. Die gängigen Finanzierungsalternativen lassen sich grob unterteilen in lokale Finanzierungen von US-Banken und -Dienstleistern, lokale Finanzierungen von deutschen Banken und Dienstleistern sowie sog. Intercompany-Finanzierungen.

Durch deutsche Mittelständler angefragte Tickets oft zu klein

Den US-Banken sind die durch deutsche Mittelständler angefragten Tickets allerdings oft zu klein. Die Folge: Sie lehnen die Anträge ab. Alternative Finanzierungsformen gibt es zwar, sie sind aber teilweise nicht so etabliert wie in Deutschland. Das kann zu erheblichen praktischen Problemen führen: Die für Finanzierungsformen wie Factoring nötigen US-Verträge sind aufgrund fehlender Standardisierung komplex. Teils stehen nur kleinere regionale Dienstleister zur Verfügung, sodass sich die Vertragsbedingungen auch noch von Bundesstaat zu Bundesstaat unterscheiden. Und während bspw. das Factoring in Deutschland inzwischen als etabliertes Finanzierungs-Tool gilt, hat es in den USA immer noch einen zweifelhaften Ruf – ungefähr so, wie in Deutschland bis Anfang der 2000er Jahre. Auch Intercompany-Finanzierungen haben ihre Tücken: Für die kreditgebende Muttergesellschaft kann es zu zahlreichen bilanziellen Nachteilen führen, etwa mit Blick auf Eigenkapitalquote, Währungsrisiken, Verrechnungspreisproblematik und Diskussionen über die Werthaltigkeit der Forderungen.

Vorteile bieten alternative Finanzierungsinstrumente, die deutsche Finanzdienstleister auf dem US-amerikanischen Markt anbieten. Unternehmen können damit ihre Bilanz in den USA entlasten und die Finanzierung gleich auf mehrere Beine stellen. Um zu prüfen, ob die alternativen Instrumente zum eigenen Unternehmen passen, lohnt sich der Blick in die Bilanz. Gerade mit hohem Anlagevermögen oder einem hohen Anteil revolvierender Forderungen kommen diese Instrumente infrage, denn: Mit Blick auf die Aktiva-Seite der Bilanz kann die richtige Finanzierung den Forderungsbestand im Umlaufvermögen optimieren. Auf der Passivseite verdienen wiederum Lieferverbindlichkeiten besondere Beachtung.

Liquidität mit Forderungen aus Lieferung und Leistung: Factoring

In den USA sind Zahlungsfristen in der Regel länger als in der DACH-Region. So sind Zahlungsziele von mehr als 60 Tagen, bei großen Handelsgütern sogar mehr als 180 Tage, völlig üblich. Unternehmen warten also sehr lange auf ihr Geld. Factoring (vgl. Kasten) kann dabei Abhilfe schaffen.

Wollen ausländische Unternehmen ihre Liquidität über Factoring verbessern, stoßen sie bei lokalen Anbietern gleich auf mehrere Hürden. Zum einen sind auch hier den US-Anbietern die einzelnen Tickets der Unternehmen oft zu klein. Dazu kommt, dass sich die lokalen Factoring-Anbieter – anders als deutsche Dienstleister – nur selten auf eine Ankaufspflicht einlassen. Sie entscheiden also bei ihren Kunden von Fall zu Fall neu, ob sie Forderungen ankaufen und vorfinanzieren. Für Unternehmen bedeutet das viel Aufwand und wenig Planungssicherheit.

Für Kunden aus der DACH-Region fällt deshalb die Wahl oft auf einen Dienstleister aus Deutschland, wie die SüdFactoring aus Stuttgart, die seit über zehn Jahren ihre Kunden und deren Tochterunternehmen auch in den USA begleitet. SüdFactoring kauft in den USA Forderungen aus unterschiedlichen Branchen an. Dabei dient der sog. Uniform Commercial Code (UCC) mit seiner Eintragung in ein örtliches Handelsregister als wichtiges Sicherungsinstrument für die Abtretung.

Weil sich das Tochterunternehmen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) diese Forderungen unabhängig vom Bundesstaat auf Grundlage des New York (NY) Law still abtreten lassen kann, müssen sich deutsche Unternehmen nicht mit Dutzenden unterschiedlichen Rechtsauffassungen bzgl. der wirksamen Abtretung auseinandersetzen.

Das verschafft ihnen mehrere Vorteile: Die Unternehmen können mit der Liquidität aus dem Factoring planen. Und auch deutsche Wirtschaftsprüfer testieren zuverlässig, dass die abgetretenen Forderungen nicht mehr in die Bilanz gehören. Durch die Steuerung der Stichtage, zu denen Unternehmen ihre Forderungen an SüdFactoring übertragen, können sie auch ihre Bilanzkennzahlen und ihre Bonität optimieren. Es geht also nicht nur darum, einen Liquiditätsmangel zu beheben, sondern auch darum, Kreditbedingungen (Covenants) einzuhalten oder die Finanzierung strategisch zu steuern.

Durch das praktizierte stille Inhouse-Verfahren bekommen die Schuldner in den USA nicht mit, dass ihr deutscher Lieferant Forderungen an SüdFactoring abtritt. Das bedeutet, dass die Lieferanten weiterhin selbst Mahnungen schreiben und Forderungen eintreiben. Erst wenn eine Zahlung gar nicht reinkommt, übergeben Unternehmen sie als überfällige Forderung an die SüdFactoring, die im Eskalationsfall die Forderungen juristisch beitreibt.

ABS – die große Schwester des Forderungsverkaufs

Die große Schwester des Forderungsverkaufs per Factoring bildet die Forderungsverbriefung, also die Ausgabe forderungsbesicherter Wertpapiere oder von Asset Backed Securities (ABS, vgl. Kasten). Die Forderungen werden in den Papieren übrigens anonym verpackt; weder die Debitoren noch die Kapitalmarktinvestoren sehen, welches Unternehmen mit seinen Kundenforderungen den Kapitalmarkt anzapft. Als Investor agieren üblicherweise große Finanzdienstleister, Versicherungen sowie große Unternehmen.

Auch im gehobenen Mittelstand sind ABS-Programme weit verbreitet. Der Charme: Wer große rollierende Forderungspakete aus Lieferungen und Leistungen regelmäßig an die Zweckgesellschaften verkauft, verwandelt diese direkt und fast in vollem Umfang in Liquidität. Weil die Forderungen die Bilanz verlassen, verkürzt sich die Bilanz, was der Bonität zugutekommt.

Die LBBW verbrieft seit rund 15 Jahren auch größere Forderungspakete in den USA. Für größere Unternehmen der DACH-Region bieten ABS-Transaktionen bereits seit mehr als 25 Jahren eine sichere und atmende Finanzierung, die über Jahre und teils Jahrzehnte durchlaufen kann und mit dem Umsatz mitwächst. Dabei sind Forderungsverbriefungen im laufenden Geschäft günstiger als Factoring. Nur der Aufwand zum Start ist höher und es dauert auch einige Monate, bis die Konstruktion steht. Als Faustegel rechnet sich ein ABS-Programm ab einem laufenden Forderungsportfolio von etwa 20 Mio EUR bzw. um die 200 Mio EUR Jahresumsatz.

Eine Spezialität, auf die sich die Bank besonders versteht, sind sog. multijurisdiktionale Transaktionen, in denen Forderungen mehrerer Gesellschaften etwa aus Europa und den USA gebündelt werden. Die wichtigsten Voraussetzungen für den Einstieg sind neben der Mindestgröße eine gute Bonität und werthaltige Forderungen. Schließlich haftet die Bank im Zweifel für den Investor. Sind die Bedingungen erfüllt, ist eine Forderungsverbriefung ein für alle Seiten hochsicheres Geschäft: „bulletproof“, also kugelsicher, wie die Amerikaner sagen.

Liquidität durch Zahlungszielverlängerung

Abschließend lohnt ein Blick auf die Passivseite der Bilanz, zu den Lieferverbindlichkeiten. Auch hier stecken Chancen für das Working Capital Management, von denen zwei mit Blick auf den US-Markt besondere Beachtung verdienen. Die erste lautet Reverse Factoring, bekannt auch als Supply Chain Finance oder Einkaufsfinanzierung (vgl. Kasten). Dabei bieten Unternehmen Zulieferern und Lieferanten die Möglichkeit, Forderungen an ihren eigenen Finanzdienstleister zu verkaufen.

Im Gegenzug vereinbaren die Parteien längere Zahlungsziele. Damit ist beiden Seiten geholfen: Die Lieferanten haben dank des Forderungsverkaufs sofort Geld auf dem Konto. Und das Unternehmen, das die Lieferungen bezieht, kann Verbindlichkeiten länger offenlassen und so seine Liquidität schonen. Das stärkt Lieferketten und verbessert die Working-Capital-Kennzahlen beider Parteien.

Mehrere konkurrierende Plattformen für das Reverse Factoring

In den USA haben sich mehrere konkurrierende Plattformen für das Reverse Factoring herausgebildet, an die die LBBW breit andocken kann. Die Herausforderung liegt auf der anderen Seite des Geschäfts: bei der Einbindung der Lieferanten. Dies kann zeitaufwendig und teuer sein, es braucht von allen Seiten die Bereitschaft, sich einem sorgfältigen Offenlegungsprozess zu unterziehen. Ist der Ablauf aber erst einmal etabliert, übersteht so eine Lieferkette auch Stresstests.

Eine Variante zum Reverse Factoring mit ganz besonderem Charme bietet das Extended Payables Financing. Hier lässt sich der Prüfungsaufwand mit den Lieferanten einsparen. Das Konzept: Sobald eine Verbindlichkeit bezahlt wird, lässt man sie noch einmal für z.B. weitere 30 oder auch 60 Tage aufleben.

Technisch funktioniert es so, dass ein Dienstleister die Lieferantenforderung bei Fälligkeit begleicht und direkt noch einmal denselben Betrag als neue Rechnung ausstellt, mit einem neuen Zahlungsziel. Die ganze Sache läuft in aller Stille ab, der Zulieferer bekommt also nichts davon mit. Auch hier braucht es natürlich wieder eine ordentliche Bonität, damit Dienstleister und Finanzier die Risiken überblicken können. Eine lupenreine Finanzierungslösung auf der Passivseite der Bilanz also, die auch in den USA Liquidität für neues Wachstum beschaffen kann.

Marktpräsenz in der Finanzmetropole New York

Um Kunden in Nordamerika bestmöglich zu bedienen, verfügt die LBBW New York Branch über eine Vollbanklizenz und ein bilinguales Team aus deutschen und lokalen Experten. Der Standort im Herzen von New York blickt bereits auf 25 Jahre Marktpräsenz zurück.

Die Experten dort beraten Kunden aus der DACH-Region sowie ganz Europa in Sachen Markteintritt, informieren über die Wirtschaftslage und das regulatorische Umfeld, vermitteln Kontakte zu lokalen Netzwerken, Behörden und Dienstleistern und bieten Finanzierungslösungen an. Einzig den Zahlungsverkehr übernimmt die LBBW in Nordamerika nicht. Dazu legen Kunden der Landesbank ein Konto bei einer US-amerikanischen Bank an – ein Schritt, der bei einer Expansion ohnehin früher oder später erfolgt.

Factoring: Beim Factoring tritt ein Unternehmen („Kreditor“) einem Finanzdienstleister, dem sog. Factor, Forderungen ab, die er an Schuldner („Debitoren“) hat. Der Factor zahlt dem Unternehmen den Großteil des Rechnungsbetrags sofort aus (meist 80 bis 90%) und übernimmt auch das Risiko, dass die Zahlung ausfällt (echtes bzw. „Delkredere“-Factoring). Sobald der Kunde („Debitor“) zahlt, erhält das Unternehmen den Restbetrag abzüglich einer Gebühr. Beim „offenen“ Factoring erfährt der Debitor, dass das Unternehmen die Forderung abgetreten hat, beim „stillen“ Factoring nicht. „Inhouse“-Factoring bedeutet, dass der Kreditor auch das Mahnwesen selbst übernimmt.

Asset Backed Securities (ABS): Asset Backed Securities steht für mit substanziellen Forderungen (Assets) abgesicherte Schuldtitel (Securities), man spricht auch von verbrieften Zahlungsansprüchen. Dabei werden z.B. wiederkehrende Forderungen aus Lieferungen und Leistungen gebündelt an eine Zweckgesellschaft verkauft, die dann am Kapitalmarkt platziert werden. Die Wertpapiere können entweder als Anleihen oder kurzfristige Schuldverschreibungen, sog. Asset Backed Commercial Papers (ABCPs), ausgestaltet sein.

Reverse Factoring: Hier initiiert nicht der Lieferant den Forderungsverkauf, sondern der Belieferte. Der Finanzier (die Bank) kauft auf Initiative des Schuldners Forderungen auf, die bei seinen Lieferanten auflaufen. Die Lieferanten kommen somit frühzeitiger an ihr Geld und sind bereit, vertraglich längere Zahlungsziele einzuräumen. Erst nach Ablauf dieser verlängerten Zahlungsziele begleicht der Schuldner die Verbindlichkeit an die Bank. Somit verbessern sich die Working-Capital-Kennzahlen beider Parteien. Bei der Variante „Extended Payables Financing“ bezahlt der Finanzdienstleister die Lieferantenforderungen erst bei Fälligkeit und stellt eine neue Rechnung mit späterem Zahlungsziel aus. Auch hier wird das Zahlungsziel einer Lieferverbindlichkeit verlängert, und zwar still, also ohne dass der Lieferant eingebunden ist.

tobias.nafe[at]lbbw.com

marius.leeb[at]suedfactoring.de

sascha.chevalier[at]lbbw.de

www.lbbw.de/en

www.suedfactoring.de

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