Mit einer Wachstumsrate von 3,5% war Rumänien 2013 einer der europäischen Konjunkturmotoren. In den ersten drei Quartalen 2014 stieg das BIP im Vorjahresvergleich um 2,8% und dürfte nach Einschätzung der nationalen Prognosekommission CNP im Gesamtjahr eine Wachstumsrate von 2,6% erreichen. Nun haben die Rumänen mit der Wahl eines neuen Staatspräsidenten politisch die Weichen neu gestellt und hoffen auf eine effizientere und verlässlichere Verwaltung.

Von Gunther Schilling, Leitender Redakteur ­ExportManager, FRANKFURT BUSINESS MEDIA

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Südosteuropa ohne Elan

Die südosteuropäischen EU-Mitglieder haben sich von den Nachwirkungen der internationalen Finanzkrise nicht voll­ständig erholt. Dem tiefen Einschnitt des Jahres 2009 folgten zumeist nur schwache Zuwächse der Wirtschaftsleistung und im Falle Griechenlands sogar eine ausgewachsene Depression. Gleichzeitig schnellte die Arbeitslosigkeit in die Höhe und verhinderte eine Erholung der In-landsnachfrage. Lediglich von der Auslandsnachfrage kamen vereinzelt Impulse. So trug ein Exportzuwachs von über 20% im vergangenen Jahr wesentlich zum hohen Wirtschaftswachstum Rumäniens bei.

Die Exportaussichten für das laufende Jahr und das Jahr 2015 sind jedoch getrübt. Insbesondere die Länder mit einem relevanten russischen Exportanteil leiden unter den Sanktionen und der Wirtschaftsflaute in Russland. Eine andere Wachstumsquelle könnten höhere Investitionen sein, die von gesunkenen Produktionskosten profitieren würden. Vor allem für Griechenland erwartet die EU-Kommission hohe Investitionszuwächse im zweistelligen Bereich, die allerdings der niedrigen Ausgangsbasis geschuldet sind. In Rumänien dürfte der Rückgang der Investitionen enden und 2015 in einen moderaten Zuwachs münden. Dagegen weisen Bulgarien und Kroatien weiterhin rückläufige Werte auf.

Standortvorteile nutzen

Rumänien profitiert seit 2013 wieder von steigenden ausländischen Investitionen, vor allem in die exportorientierte Indus-trie. 2013 wurde mit 2,9 Mrd EUR der höchste Wert seit 2009 erreicht, und bis einschließlich September 2014 konnte dieses hohe Niveau gehalten werden. Die Industrieproduktion dürfte 2014 um 6,3% steigen und sorgt für eine Zunahme der Beschäftigung. Damit erlebt Rumänien einen nachhaltigen Aufschwung, der sowohl von der Auslandsnachfrage als auch von inländischen Investitionen und dem privaten Verbrauch getragen wird.

Mit der Wahl des deutschstämmigen Bürgermeisters von Sibiu, Klaus Johannis, zum Staatspräsidenten erhoffen sich viele Rumänen offenbar eine Ausweitung der dortigen Ansiedlungs- und Beschäftigungserfolge auf das gesamte Land. Die amtierende sozialistische Regierung unter dem konkurrierenden Präsidentschaftsbewerber Victor Ponta hatte sich mit der Einbringung eines Amnestiegesetzes für korruptionsverdächtige Politiker nicht nur in den Augen der rumänischen Wähler unglaubwürdig gemacht. Auch die EU und ausländische Investoren kritisieren die unzureichenden Anstrengungen zur Korruptionsbekämpfung und zur Erhöhung der Rechtssicherheit.

Höhere deutsche Exporte

Die Staaten Südosteuropas haben ihre Nachfrage nach deutschen Waren in den ersten neun Monaten 2014 spürbar erhöht. Rumänien nahm dabei Waren im Wert von knapp 8 Mrd EUR ab – mehr als Bulgarien, Griechenland und Kroatien zusammen. Auch die Zuwachsrate der deutschen Exporte nach Rumänien lag mit 11,1% im zweistelligen Bereich. Nur nach Bulgarien fiel der Anstieg mit 20,6% noch deutlicher aus. Dagegen stagnierte der deutsche Export nach Griechenland.

Kontakt: gunther.schilling[at]frankfurt-bm.com

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