Viele Vorhaben für Exporte nach Subsahara-Afrika haben eine Laufzeit von bis zu vier Jahren. Diese kurz- und mittelfristigen Aufträge lassen sich am besten über einen ECA-gedeckten Lieferantenkredit oder ein bestätigtes Akkreditiv absichern.

Die Coronakrise hat Subsahara-Afrika in eine Rezession gestürzt und macht Geschäfte in einer bereits risikoreichen Region nicht leichter. Banken sind nun umso mehr gefragt, Exportvorhaben mit den richtigen Instrumenten abzusichern.

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Zahlreiche Unternehmen haben in den vergangenen Jahren den Schritt nach Afrika gewagt. Kein Wunder, immerhin ist der Kontinent größer als die USA, China, Indien, Japan und Europa zusammen. Sechs der zehn weltweit am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften liegen dort. Während bislang vor allem die Maghrebstaaten und Südafrika im Fokus deutscher Exporteure standen, rücken nun auch die Länder südlich der Sahara verstärkt ins Rampenlicht. Einige beeindruckten jahrelang durch mitunter zweistellige Wachstumsraten.

Doch die Coronakrise hat Subsahara-Afrika – wie alle Schwellen- und Entwicklungsländer – stark getroffen. Die Wirtschaft der Region wird zum ersten Mal seit einem Vierteljahrhundert in eine Rezession steuern. Die Weltbank geht davon aus, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um 2,1% schrumpfen wird, sogar ein Minus von 5,1% halten die Ökonomen für denkbar. 2019 lag das durchschnittliche Wirtschaftswachstum noch bei 2,4%. Dass die Krise so hart zuschlägt, hat mehrere Gründe. Zum einen haben die Coronabeschränkungen und weltweiten Shutdown-Maßnahmen Handels- und Wertschöpfungsketten empfindlich gestört. Zum anderen ist Subsahara-Afrika stärker als andere Regionen abhängig von ausländischem Kapital. Bleiben Direktinvestitionen aus, vergrößert sich die sowieso schon vorhandene Liquiditätslücke afrikanischer Auftraggeber nur noch weiter.

Bundesregierung erleichtert Marktzugang

Das stellt deutsche Unternehmen vor Herausforderungen, immerhin sind auch sie darauf angewiesen, dass ihre ausländischen Handelspartner pünktlich zahlen. Mit Exportkreditversicherungen schützen sie sich vor politischen und wirtschaftlich induzierten Risiken wie bspw. Zahlungsausfällen. Eine solche Absicherung ist insbesondere für afrikanische Märkte unabdingbar, die durch ihre Heterogenität, fehlende Präsenz deutscher Unternehmen vor Ort und oftmals fehlende Erfahrung deutscher Unternehmen auch ohne Weltwirtschaftskrise schon schwierig genug sind.

Um den Marktzugang für deutsche Firmen zu erleichtern, hat die Bundesregierung eine Vielzahl an Afrika-Initiativen ins Leben gerufen. Sie sollen Investitionsanreize schaffen und die Chancen der Deutschen vor Ort stärken. Zu den wichtigsten Programmen zählt „Compact with Africa“, das unter der deutschen G-20-Präsidentschaft im Jahr 2017 ins Leben gerufen wurde. Das Ziel: die verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit mit reformorientierten afrikanischen Staaten. Zurzeit sind zwölf Länder Teil des Programms, darunter Ghana, die Elfenbeinküste und Äthiopien. Das Programm gibt unter anderem den Rahmen für Förderinstrumente des Bundes in Afrika wie Hermesbürgschaften vor.

Auch die Auslandshandelskammern spielen eine bedeutende Rolle dabei, Sub­sahara-Afrika für Exporteure hierzulande attraktiver zu machen. Während deutsche Unternehmen und Banken mit Exportgarantien des Bundes als Absicherungs- und Finanzierungsinstrument meist bestens vertraut sind, kennen Geschäftspartner im Ausland ECA-gedeckte Finanzierungen wie die Hermesdeckung häufig nicht. Deshalb bieten die Auslandshandelskammern in Dubai, Singapur und vor allem Nairobi spezielle Beratungen für ausländische Besteller und lokale Banken an. Am Euler-Hermes-Afrika-Desk können sie sich unter anderem über die Hermesdeckungen informieren.

Beratung vor Ort ist unabdingbar

Auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) verstärkt ihre Präsenz, um Geschäfte noch enger zu begleiten und ihr Netzwerk auszubauen. Aus Dubai heraus betreuen künftig zwei Finanzierungsexperten den afrikanischen Markt, einer davon ausschließlich die Region Subsahara-Afrika. Finanzierungen in risikoreichen Ländern klappen häufig nur, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen und die Risiken so gut wie möglich absichern.

Erst kürzlich hat die LBBW eine staatlich gedeckte Finanzierung begleitet: Ein Exporteur liefert Maschinen nach Kamerun – also in ein Land, das vom Kakaoanbau lebt und damit stark von den volatilen Rohstoffpreisen abhängt. Die deutschen Maschinen stärken die lokale Wertschöpfung, und das so risikoarm wie möglich – für Lieferant und Besteller. Welches Finanzierungsinstrument das richtige ist, hängt dabei ab von den abzusichernden Risiken, dem Betrag, der Projektlaufzeit und ob der Besteller eine Finanzierung für den Auftrag benötigt.

Viele Vorhaben für Exporte nach Subsahara-Afrika haben eine Laufzeit von bis zu vier Jahren. Diese kurz- und mittelfristigen Aufträge lassen sich am besten über einen ECA-gedeckten Lieferantenkredit oder ein bestätigtes Akkreditiv absichern.

Beim Lieferantenkredit gewährt die deutsche Firma dem ausländischen Kunden ein Zahlungsziel, das mehrere Monate in der Zukunft liegt. Das bedeutet allerdings auch, dass der Exporteur erst einmal in Vorleistung geht. Da Liquidität in Krisenzeiten sowieso eines der Hauptprobleme von Unternehmen ist, bietet sich hier eine Forfaitierung an: Dabei verkauft der Exporteur die offene Forderung an seine Hausbank. Die wiederum zahlt den Auftragswert sofort aus. Das spült nicht nur direkt Geld in die Kassen, sondern entlastet auch dessen Bilanz.

Wer ein Instrument mit vergleichsweise geringerem administrativem Aufwand sucht, ist mit einem Akkreditiv mit Nachsichtperiode gut beraten. Der Deferred Payment Letter of Credit, wie es im englischen Sprachgebrauch heißt, eignet sich ebenfalls gut für kurzfristige Geschäfte oder auch für kleinere Auftragsvolumen von bis zu 5 Mio EUR, sogenannte Small Tickets.

Ein Akkreditiv dient in erster Linie der Zahlungsabwicklung und der Sicherung der Ausfuhr, kann allerdings auch als Finanzierunginstrument strukturiert werden. Die lokale Bank gibt dabei ein Zahlungsversprechen auf Zeit und nimmt das Risiko auf sich, wenn der Importeur nicht zahlen kann. Bestätigt die Exporteursbank das Deferred-Payment-Akkreditiv, verlagert sich das Risiko auf die Hausbank in Deutschland. Auch dieses Instrument kann von der Hausbank angekauft werden und verschafft dem Exporteur Liquidität.  Häufig ist dieses Vorgehen – trotz Zahlung der Bestätigungsgebühr – für Importeure günstiger, als wenn sie sich einen lokalen Kredit besorgen würden.

Wettbewerbsvorteil dank ­Bestellerkredit

Für langfristige Projekte sind ECA-gedeckte Bestellerkredite das Mittel der Wahl. Diese liefern die Finanzierung für den Importeur gleich mit – und verschaffen so dem deutschen Lieferanten unter Umständen einen Wettbewerbsvorteil. Außerdem schützt ihn der Bestellerkredit vor Zahlungsausfall oder Insolvenz des Handelspartners. Dieses Instrument ist in erster Linie interessant für Projekte, die fünf bis zehn Jahre oder länger laufen, denn der Strukturierungsaufwand ist hoch. Auch hier können Firmen für zusätzliche Liquidität sorgen, indem sie für die notwendige Anzahlung von 15% der Auftragssumme ein kurzfristiges Nachsichtakkreditiv beantragen.

Eine solide Absicherung bildet die Basis jedes Exportgeschäfts, denn wer am Wachstum risikoreicher Regionen teilhaben will, muss auch die Herausforderungen einkalkulieren. So viele Risiken Subsahara-Afrika auch birgt, die Geschäftschancen sind da und dürften in den kommenden Jahren weiter steigen. Vor allem das Baugewerbe, die lebensmittelverarbeitende Industrie sowie die Logistik- und Transportbranche haben großes Potential. Afrika will nämlich die Wertschöpfungsanteile der verarbeitenden Industrie steigern und die regionalen Wirtschaftskreisläufe stärken – und öffnet so das Tor für deutsche Unternehmer.

nanette.bubik@lbbw.de

ankit.doshi@lbbwuk.com

www.lbbw.de

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