Eine Coface-Umfrage zeigt, dass Unternehmen und Branchen in der Region Asien-Pazifik ihr Kreditmanagement unterschiedlich an die wirtschaftlichen und finanziellen Herausforderungen angepasst haben.
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Die Zahlungserfahrungen von Unternehmen in der Region Asien-Pazifik haben sich im vergangenen Jahr verbessert. Die Fortsetzung des Krieges in der Ukraine, die eskalierende technologische Rivalität zwischen den USA und China, die gedämpfte Nachfrage in den USA und Europa, die hohe Inflation und die aggressiven Zinserhöhungen, die zu einer Verschärfung der monetären und finanziellen Bedingungen beigetragen haben, werden die asiatischen Verbraucher und Unternehmen jedoch auch in den verbleibenden Monaten des Jahres 2023 belasten.
Der Anteil von Unternehmen, die ihren Kunden überhaupt eine Zahlungsfrist, also einen Zahlungskredit, anbieten, ist 2022 im asiatisch-pazifischen Raum auf ein 10-Jahres-Tief von 73% gesunken – gegenüber 77% im Jahr 2021 und 83% 2020. Als Grund dafür, warum Zahlungsziele eingeräumt werden, nannten die meisten Befragten die harte Wettbewerbssituation sowie großes Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden. Die Unternehmen, die Zahlungsfristen offerieren, agieren allerdings vorsichtiger, was die allgemeine Zurückhaltung angesichts schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen widerspiegelt. Die durchschnittliche Kreditlaufzeit sank von 71 Tagen im Jahr 2021 auf 66 Tage im Jahr 2022. Steigende Rohstoffpreise und steigende Zinssätze veranlassten die Unternehmen, ihre Kunden früher zur Kasse zu bitten.
Singapur mit kürzester Kreditlaufzeit
Obwohl die meisten der untersuchten Märkte die Zahlungsfristen verkürzten, variiert die durchschnittliche Kreditlaufzeit zwischen den einzelnen Volkswirtschaften stark. So agieren Unternehmen in Südasien und Südostasien offenbar vorsichtiger. Mit einem Rückgang um 5 Tage im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet Singapur mit 48 Tagen die kürzeste durchschnittliche Kreditlaufzeit. In Thailand, Indien und Malaysia liegen die durchschnittlichen Zahlungsziele ebenfalls unter dem Durchschnitt. Am großzügigsten zeigen sich Unternehmen in China, wo Kunden im Schnitt 81 Tage Zeit haben, ihre Rechnungen zu begleichen.
Wirft man einen Blick auf unterschiedliche Branchen, so wird deutlich, dass 10 der 13 untersuchten Sektoren mit verkürzten Zahlungsfristen operieren (vgl. Abbildung). Die IT-Branche und das Baugewerbe verkürzten ihre Kreditlaufzeiten am stärksten, um 11 bzw. 8 Tage. Vor allem der Bausektor ist mit zahlreichen Widrigkeiten wie steigenden Zinssätzen, Arbeitskräftemangel und höheren Materialkosten konfrontiert, und das ließ die Unternehmen vorsichtiger werden. Im Gegensatz dazu haben Firmen im Energiesektor und der Textilbranche ihre Kreditlaufzeiten verlängert.
Cashflow-Risiken gesunken – Ausnahme Australien
Die Umfrage ergab auch, dass im Jahr 2022 insgesamt weniger Unternehmen mit überfälligen Zahlungen konfrontiert waren. Der Anteil der Unternehmen, die länger als vereinbart auf ihr Geld warten mussten, sank von 64% im Jahr 2021 auf 57% im Jahr 2022 und somit auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Allerdings nahm die Dauer der Zahlungsverzögerungen im gesamten asiatisch-pazifischen Raum deutlich zu, der durchschnittliche Zahlungsverzug stieg von 54 Tagen im Jahr 2021 auf 67 Tage. Den größten Anstieg in puncto Zahlungsverzug verzeichneten der Einzelhandel (+15 Tage im Vergleich zum Vorjahr), die Pharmaindus-trie (+11 Tage) und der Energiesektor (+10 Tage).
Nach den Erfahrungen von Coface werden 80% der Forderungen, die länger als 180 Tage überfällig sind, nie bezahlt. Cashflow-Risiken entstehen dann, wenn diese ultralangen Zahlungsverzögerungen (ULZV) 2% oder mehr des Jahresumsatzes eines Unternehmens ausmachen. Die Umfrage zeigt eine Verbesserung und somit einen Rückgang des Anteils der Befragten, bei denen ULZV mehr als 2% ihres Jahresumsatzes ausmachen – von 34% im Jahr 2021 auf 26% im Jahr 2022.
Zwar meldeten 37% der Befragten in China und 45% in Hongkong Langzeit-Zahlungsverzögerungen von über 2% ihres Umsatzes, dies entspricht jedoch einem Rückgang von 27 bzw. 21 Prozentpunkten gegenüber der vorherigen Befragung (vgl. Abbildung). Ein positives Signal ist auch, dass der Anteil der Unternehmen, die ULZV im Umfang von über 10% ihres Jahresumsatzes meldeten, von 14% im Jahr 2021 auf 9% im Jahr 2022 sank. Gegen diesen Trend entwickelten sich die langfristigen Zahlungsverzögerungen in Australien. Der Anteil der Betroffenen stieg von einem ohnehin hohen Niveau von 57% im Jahr 2021 auf 63% im Jahr 2022 an.
Die Coface-Umfrage zu Zahlungserfahrungen und Kreditmanagementpraktiken von Unternehmen im asiatisch-pazifischen Raum wurde zwischen November 2022 und April 2023 durchgeführt. Mehr als 2.300 Unternehmen aus 13 Branchen und neun Ländern (Australien, China, SVR Hongkong, Indien, Japan, Malaysia, Singapur, Taiwan und Thailand) nahmen an der Befragung teil.
Die gesamte Studie mit allen Details und weiteren Grafiken steht HIER zum Download zur Verfügung.