Das Wachstum der indischen Volkswirtschaft stellt sogar den Nachbarn China in den Schatten. Für deutsche Exporteure wird der Subkontinent immer attraktiver. Doch Indien-Geschäfte bedürfen neben lokaler Expertise auch einer soliden Finanzierung, um erfolgreich zu sein.
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Indien boomt. Das Land hat eine der am stärksten wachsenden Volkswirtschaften weltweit. Die Konjunktur entwickelt sich deutlich besser als in anderen Schwellen- und Entwicklungsländern Asiens. Für die zwölf Monate des indischen Geschäftsjahres 2023/2024 (1. April 2023 bis 31. März 2024) wird das Wirtschaftswachstum auf 8,2% geschätzt, verglichen mit 7% im Jahr zuvor. „Das Wachstum dürfte aufgrund der robusten Investitionen kräftig bleiben“, schreibt der Internationale Währungsfonds (IWF) in einem Bericht über Indiens Wirtschaft. Bis zum Jahr 2030 soll der Subkontinent laut World Economic Forum hinter den USA und China die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt sein. Prognosen des IWF gehen sogar davon aus, dass dieses Ziel bereits 2027 erreicht werden könnte.
Für den Boom sind laut IWF mehrere Faktoren verantwortlich. Die starke Verbrauchernachfrage sowie hohe private Investitionen fachen nach dem Ende der Pandemie das Wachstum an. Eine Liberalisierung der Regeln für Investitionen ausländischer Unternehmen werde Indiens Rolle in den globalen Wertschöpfungsketten weiter stärken und die Exporte ankurbeln. Zudem werden sich Arbeitsmarktreformen positiv auf den indischen Arbeitsmarkt und den Wohlstand der lokalen Bevölkerung auswirken.
Wo viel Licht ist …
Aus dem Schatten Chinas heraus entwickelt sich mit Indien also ein immer attraktiverer Handelspartner für westliche Länder. Und Indien macht es ausländischen Unternehmen vergleichsweise leicht: Anders als in China sprechen in Indien viele Menschen fließend Englisch, außerdem verfügt das Land zunehmend über eine gut ausgebaute Infrastruktur.
Für deutsche Unternehmen ist Indien ein zunehmend wichtiger Handelspartner. Das belegen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. In den Jahren 2015 bis 2023 hat sich der Wert der Importe aus Indien nach Deutschland von 7,6 auf 13,8 Mrd EUR um 81,6% erhöht. Die Exporte aus Deutschland nach Indien stiegen im selben Zeitraum um zwei Drittel (+66,0%) von 9,7 auf 16,1 Mrd EUR. Wichtigste Exportgüter im Handel zwischen Deutschland und Indien waren 2023 Maschinen (27,4%), Luftfahrzeuge (16,1%) sowie chemische Erzeugnisse (15,5%).
… da ist auch Schatten
Allerdings ist der Handel zwischen Indien und Deutschland mit Risiken behaftet. So könnte eine starke Verlangsamung des globalen Wachstums Indiens Außenhandel und die Finanzkraft des Landes beeinträchtigen. Störungen der globalen Lieferketten könnten zu volatilen Rohstoffpreisen führen. Wetterbedingte Schocks könnten den Inflationsdruck wieder anheizen. Und politische Instabilität könnte wirtschaftliche Risiken weiter verstärken. Das Land ist innenpolitisch gespalten, die hindu-nationalistische Partei des amtierenden Präsidenten Narendra Modi will Indien zum Heimatland für Hindus machen („Hindutva“) und würde dabei religiöse Minderheiten, insb. Muslime, im Land diskriminieren, fürchten Kritiker.
Risiken lassen sich absichern
Angesichts der vielfältigen Risiken erscheint es für exportierende deutsche Unternehmen sinnvoll, eine sorgfältige Risikobewertung vorzunehmen und die Risiken professionell zu managen. Exportkreditgarantien der Bundesrepublik Deutschland, sog. Hermes-Deckungen, können Exporteure und Banken vor Zahlungsausfällen schützen.
So hat die LBBW bereits eine Vielzahl deutscher Exporteure unterstützt, die Maschinen nach Indien verkauft haben. Ob Verpackungsmaschinen oder Maschinen zur Lebensmittelproduktion, für die Exporteure konnten diverse Risiken abgesichert werden. Politische Risiken oder das Risiko des Zahlungsausfalls können für den Exporteur kostenneutral im Rahmen einer sog. kombinierten Deckung von Hermes abgesichert werden.
Zudem erhält der Exporteur die Zahlung seines indischen Kunden direkt aus der Finanzierung seiner deutschen Bank und zwar gegen Vorlage der vereinbarten Dokumente pro rata Lieferung und Leistung. Bei substanziellen Auftragswerten von mehr als 15 Mio EUR können indische Unternehmen von einer langfristigen Finanzierung über zehn Jahre profitieren.
Vorteile wegen perspektivisch sinkender Zinsen und durch Natural Hedge
Gerade in herausfordernden Märkten trägt die Exportfinanzierung zum Erfolg von Auslandsgeschäften bei. In diesem Zusammenhang ist das in den nächsten drei bis zwölf Monaten perspektivisch weiter sinkende Zinsniveau im Euro-Raum eine gute Nachricht für Unternehmen, weil es die Exportfinanzierung günstiger macht. Exportfinanzierungen sind im Regelfall variabel verzinst. Bei einem sinkenden Euribor sinken also auch die Finanzierungskosten. Zudem haben Darlehen in Euro noch einen schönen Nebeneffekt für indische Kreditnehmer, die auch Umsätze in Euro erzielen: Sie müssen ihre Euro-Erlöse nicht mit Mehrkosten bei ihrer Bank konvertieren, sondern können diese direkt für die Tilgung der Exportfinanzierung verwenden.
Dieser sog. Natural Hedge senkt die Währungsrisiken für das Unternehmen, da die Tilgung unabhängig von etwaigen Beschränkungen durch Nationalbanken im Devisenhandel und Wechselkursschwankungen vorgenommen wird. Dies ist ein starkes Verkaufsargument für hiesige Exporteure, die zu ihrem Produkt direkt die passende Finanzierung anbieten können.
Forfaitierungen dürften kostengünstiger werden
Auch andere Finanzierungslösungen, die Banken wie die LBBW anbieten, werden von weiteren Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank positiv beeinflusst. So ist davon auszugehen, dass Forfaitierungen kostengünstiger und damit attraktiver für Exporteure werden. Dieses Instrument ermöglicht es Unternehmen, ihre Liquidität zu verbessern, indem sie Forderungen verkaufen und damit zukünftige Zahlungseingänge vorziehen.
Deutsche Exporteure werden damit wettbewerbsfähiger, weil sie die verbesserten Konditionen an ihre indischen Kunden weitergeben können. Durch die enge Zusammenarbeit von LBBW und Euler Hermes, dem Mandatar des Bundes, können Exporteure all diese Vorteile nutzen, um ihre internationalen Geschäfte sicher und erfolgreich zu gestalten. Die Bedeutung des indischen Marktes untermauert auch die am 24. Oktober 2024 in Neu-Delhi stattfindende Exportfinanzierungskonferenz. Die DACH-Exportkreditagenturen Euler Hermes, OeKB und SERV unterstützen exportorientierte Unternehmen bei ihren Vorhaben in Indien und bringen im Rahmen der Konferenz Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Finanzen und Politik zusammen.
LBBW unterstützt vor Ort
Neben einem professionellen Risikomanagement und attraktiven Finanzierungslösungen sind auch Kontakte vor Ort für Unternehmen wichtig, die nach Indien exportieren. Die LBBW unterhält seit 25 Jahren eine Repräsentanz in Mumbai, die von der Niederlassung in Singapur unterstützt wird. Unternehmenskunden der LBBW profitieren vom weit verzweigten Netzwerk der Bank in Indien. Es erstreckt sich über das ganze Land – von Neu-Delhi über Mumbai und Pune bis nach Bengaluru und Kolkata. Die örtlichen Expertinnen und Experten unterstützen Exporteure gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland bei allen Fragen rund um das Exportgeschäft mit Indien. Das gemeinsame Ziel: In den kommenden Jahren soll nicht nur die Wirtschaft in Indien boomen, sondern auch das deutsche Exportgeschäft mit Indien.