Großbritannien kämpft mit den Folgen der Pandemie, steigenden Preisen und Versorgungsengpässen. Das Land verliert als Handelspartner an Bedeutung.
Deutsche Exporte nach Großbritannien
(Veränderung gegenüber Vorjahr in %)
Quelle: Statistisches Bundesamt
Exporte nach Großbritannien mit Rückgang
Die deutschen Exporte nach Großbritannien sanken im Oktober 2021 um 11,5% gegenüber dem Vorjahr. Nach einer kräftigen Erholung im zweiten Quartal 2021 zeigt der Absatz im Vereinigten Königreich deutliche Schwächen. Für die ersten zehn Monate 2021 ergibt sich ein Rückgang um 1,6%. Großbritannien ist in der Rangfolge der Exportmärkte auf Rang 8 abgerutscht.
Im Jahr 2000 hatten sich die Exporte um 15,5% verringert. Vor allem der Absatz von Kraftfahrzeugen spürte die schwache Nachfrage. Bei einem Lieferanteil von 23,1% sanken die Exporte 2020 um 29,1%. Der Maschinenbau verzeichnete bei einem Anteil von 14,8% ebenfalls einen überdurchschnittlichen Rückgang von 17,6%.
Noch heftiger war zu Jahresbeginn 2021 der Rückgang der deutschen Importe aus Großbritannien. Sie sanken in den ersten zehn Monaten 2021 um 7,7% gegenüber dem Vorjahr. Im Oktober betrug der Rückgang 2,9%.
Für die das Jahr 2020 wurde lediglich ein Minus von 9,6% ermittelt. Auch hier waren Kraftfahrzeuge und Maschinen mit 10,6% bzw. 11,6% die bedeutendsten Warengruppen. Der Rückgang der Importe betrug 18,1% bzw. 19,6%.
Britische Wirtschaft steht vor Umbruch
Großbritannien muss sich in der Übergangszeit nach dem Brexit neu aufstellen: Die Handelsbeziehungen zur EU dürften 2021 leiden, da das Handels- und Kooperationsabkommen nur die Zölle für Waren mit Ursprungsnachweis aus der EU auf Null reduziert. Gerade in Branchen mit hoher Wertschöpfung aus Ländern außerhalb der EU fallen daher Zölle an. Zudem steigt der bürokratische Aufwand für Lieferungen in das Vereinigte Königreich.
Unter den Umbrüchen leidet auch die Wirtschaftsleistung – zusätzlich zu den Einschränkungen durch die Pandemie. Für das Jahr 2020 meldete das staatliche Statistikamt einen Rückgang des realen BIP um 9,8%. In den ersten drei Quartalen 2021 wuchs die Wirtschaftsleistung um 8,5% (ungewichteter Durchschnitt), zuletzt lag sie im dritten Quartal um 2,1% unter dem Vorkrisenniveau aus dem vierten Quartal 2019.
Die britische Wirtschaftsleistung hatte sich in den Jahren nach der Brexit-Entscheidung relativ robust entwickelt. 2018 erhöhte sie sich um 1,3%, 2019 folgte ein Plus von 1,4%. Im Gesamtjahr 2021 wird die britische Wirtschaft nach der jüngsten Prognose des IWF von Oktober um 6,8% wachsen, gefolgt von einem Plus von 5,0% im Jahr 2022.
Handelsabkommen erleichtert Übergang
Das Vereinigte Königreich und die EU einigten sich am 24.12.2020 auf eine umfassende Vereinbarung, die auch den Handel der beiden Zollgebiete regelt. Das „Handels- und Kooperationsabkommen“ enthält ein Freihandelsabkommen mit „Nullzollsätzen und Nullkontingenten für Waren, die den entsprechenden Ursprungsregeln genügen“.
Auch wenn Großbritannien den Brexit wirtschaftlich wohl verkraften wird, sind die Kosten der bevorstehenden Abkoppelung aus dem Binnenmarkt bereits erkennbar: Sowohl die Finanzbranche, als auch die Industrie verliert international zunächst an Bedeutung. Denn ausländische Unternehmen wollen zumeist den ungehinderten Zugang zum europäischen Binnenmarkt behalten und verlassen im Zweifel das Vereinigte Königreich in Richtung EU. Und die britischen Unternehmen profitieren nach dem Austritt nicht mehr von den Handelsabkommen der EU mit Drittländern, solange die britische Regierung keine eigenen Abkommen schließt.