Russland führt Krieg gegen das Nachbarland Ukraine. Die EU, die USA und andere Staaten haben Russland daher mit Sanktionen belegt. Der deutsche Export dorthin dürfte deutlich abnehmen.
Deutsche Exporte nach Russland
(Veränderung gegenüber Vorjahr in %)
Quelle: Statistisches Bundesamt
Deutsche Exporte zuletzt gestiegen
Die deutschen Exporte nach Russland konnten im Dezember 2021 um 19,1% gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres zulegen. Für Januar 2022 meldete das Statistische Bundesamt bereits einen Anstieg um 33,2%. Im Gesamtjahr 2021 betrug der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr 15,4%. Das Statistische Bundesamt hat am 24. Februar 2022 Fakten zum Außenhandel mit Russland veröffentlicht. Darin werden über die Handelsverflechtungen hinaus auch Angaben zur Tätigkeit deutscher und russischer Unternehmen im jeweils anderen Land gemacht.
Im Jahr 2020 waren die deutschen Exporte nach Russland noch um 13,1% gesunken. Besonders stark war die Ausfuhr von Kraftfahrzeugen betroffen. Sie ging 2020 um 28,2% zurück und stellte nur noch 12% der deutschen Exporte nach Russland. Elektrotechnische Exporte sanken um 12,6% und konnten ihren Anteil von rund 10% halten. Erfreulich entwickelte sich der Maschinenexport, der lediglich 2,3% gegenüber 2019 einbüßte. Mit 26,7% ist diese Warengruppe weiterhin führend in der Ausfuhrstatistik.
Die weitere Entwicklung der Exporte wird durch Lieferbeschränkungen und die Abwertung des Rubel stark eingetrübt. Inzwischen hat der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zu deutlich härteren Sanktionen geführt und stärkeren Auswirkungen an den Finanzmärkten geführt. Die Abtrennung ausgewählter russischer Banken vom SWIFT-System erschwert und verteuert die Zahlungsabwicklung im bilateralen Handel erheblich.
Einfuhr von Energiepreisen getrieben
Auf der Importseite betrug der Zuwachs im Dezember 2021 sogar 95,3%. Damit summierte sich das Importplus für 2021 auf 54,2%. Darin spiegeln sich vor allem die gestiegenen Preise für Energieträger wider. Nun könnten die Importe trotz höherer Preise wegen sinkender Bezugsmengen jedoch zurückgehen.
Die deutschen Importe aus Russland waren 2020 um 29,9% gesunken, was vor allem auf die niedrigeren Ölpreise zurückzuführen war. Mit 75,8% waren mineralische Brennstoffe die dominierende Importware. Ihr Einfuhrwert sank 2020 um 34,2% gegenüber 2019. Importanteile von mehr als 1% hatten zudem Metalle, darunter vor allem Gold, sowie Holz und chemische Produkte.
Russlands Wirtschaft legt zu
Die russische Wirtschaftsleistung ist 2021 voraussichtlich um 4,6% gestiegen, berichtet das finnische Forschungsinstitut BOFIT. Im vierten Quartal betrug der Zuwachs nach Schätzungen des Wirtschaftsministeriums 5,0%. Während der private Konsum schwach blieb, konnten Bau und Transport sowie die Rohstoffförderung deutlich zulegen. Auch die verarbeitende Industrie verzeichnete höhere Produktionswerte.
Im Jahr 2020 war das russische BIP lediglich um 3,0% gesunken. Vor allem der starke Rückgang der Importe um 13,7% stabilisierte die inländische Produktion. Die Exporte sanken um rund 5,1%, die Investitionen um 6,2%. Der staatliche Verbrauch konnte den Rückgang des privaten Verbrauchs (–9%) zum Teil kompensieren. Insgesamt sank der Konsum um 5,2%.
Der weitere Verlauf der russischen Konjunktur hängt stark von der weiteren Entwicklung des Krieges in der Ukraine und der deshalb verhängten Sanktionen ab. Im Januar 2022 rechnete der IWF für Russland noch mit einer Zunahme des realen BIP um 2,8%, gefolgt von 2,1% im Jahr 2023. Die Beschränkungen im Außenhandel und im Zahlungssystem mit wichtigen Absatzmärkten wie Deutschland dürften allerdings zu deutlichen Einbußen führen.
Geopolitisches Risiko deutlich erhöht
Russland ist mit dem Krieg gegen die Ukraine ein hohes Risiko eingegangen. Die Nachbarstaaten und die NATO stellen sich nun auf ein Bedrohungsszenario ein, das eine massive Schwächung der russischen Optionen – militärisch und wirtschaftlich – erfordert. Selbst China dürfte den russischen Kurs auf Dauer nicht mittragen, um sich nicht selbst Sanktionen der USA und anderer Staaten auszusetzen. Für die deutsche Wirtschaft dürfte der Handel mit geopolitisch heiklen Staaten schwerer werden. Darauf weist bereits die Aussetzung von Hermesdeckungen für Russland und der Ausschluss russischer Banken vom SWIFT-System hin. Zwar verfügen Russland und China über separate Zahlungssysteme. Doch sind diese nur für einen kleinen Bankenkreis relevant.
Währungsverluste und Zinsanstieg
Der russische Rubel hat nach der Verhängung umfassender Finanzsanktionen gegen Russland stark an Wert verloren. Ende Februar 2022 notierte der US-Dollar in der Spitze bei 102 Rubel, 25% mehr als vor dem russische Einmarsch in die Ukraine. Der Euro kostete 114 Euro. Die russische Zentralbank, die ebenfalls sanktioniert wurde, erhöhte den Leitzins von 9,5% p.a. auf 20,0% p.a.