Im Zuge des Nearshorings, mit dem Firmen ihre Lieferketten regionaler gestalten, wird der Westbalkan wichtiger. Akkreditive sind die Absicherungsmittel der Wahl – sie schützen nicht nur vor diversen Risiken, sondern erhöhen auch die Liquidität.

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Mit Blick auf aktuelle geopolitische Spannungen, protektionistische Tendenzen großer Volkswirtschaften wie der USA und die schwelenden Handelskonflikte zwischen Ost und West, verlagern immer mehr Unternehmen ihre Wertschöpfung so nah an den Heimatmarkt wie möglich. Was Mexiko für die USA ist, ist der Westbalkan für Deutschland: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien kommen zusammen auf fast 18 Millionen Einwohner und eine Wirtschaftsleistung von mehr als 100 Mrd EUR. Die Westbalkanländer sind über das Freihandelsabkommen CEFTA verbunden. Sie locken Unternehmen vor allem durch wettbewerbsfähige Lohnkosten, günstige Steuersätze und gut ausgebildete Fachkräfte, v.a. IT-Spezialisten. Zudem haben die Länder, die allesamt EU-Beitrittskandidaten sind, ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union. Dadurch gelten international hohe Standards für Investitionen.

Kein Wunder also, dass die Region immer mehr deutsche Investitionen anzieht. Mit rund sieben Millionen Einwohnern ist Serbien der wichtigste Markt auf dem Westbalkan, v.a. für das Sourcing von Elektrotechnik und Maschinen. Rund 900 hiesige Firmen sind vor Ort, allen voran große Player aus dem Automotive-Bereich wie ZF, Siemens und Bosch. Auch die Hans-grohe Group hat im Sommer einen neuen Produktionsstandort südlich von Belgrad eröffnet – Investitionssumme: 85 Mio EUR. Hier fertigt der Sanitärtechnikspezialist Armaturen für Bad und Küche.

Serbien lädt 2027 zur Weltausstellung Expo

Serbiens Regierung will bis zum Jahr 2027 12 Mrd EUR in die Infrastruktur investieren, denn dann lädt das Land zur Weltausstellung Expo. Belgrad hatte sich den Zuschlag für die internationale technische Leistungsschau diesen Sommer gesichert, jetzt beginnt das große Bauen. In der Stadt soll u.a. die erste Metrolinie entstehen, hier ist die Deutsche-Bahn-Tochter DB Engineering involviert. Belgrad zieht zudem ein ganz neues Viertel für die Messe hoch, inklusive Wohnungen, Bahnhof und Nationalstadion. Im Zuge der Infrastrukturprojekte werden grüne Investitionen immer wichtiger. Die serbische Regierung hatte im April 2021 erstmals eine Erneuerbare-Energien-Strategie verabschiedet und investiert seither in den Bau mehrerer großer Solarkraftwerke.

Serbien ist zwar der wirtschaftliche Motor in der Region, doch seine Nachbarn Albanien und Nordmazedonien tun sich ebenfalls als attraktive Standorte für internationale Unternehmen hervor. In Nordmazedonien bspw. ist gerade die größte Solaranlage auf dem Westbalkan ans Netz gegangen. Der bayerische Batteriehersteller BMZ hat kürzlich angekündigt, in der Metropolregion Skopje einen Produktionsstandort zu eröffnen. Die Gründe für die Investitionsentscheidung: Nordmazedonien sei für seine investorenfreundliche Politik bekannt und habe genügend Fachkräfte. Auch die Deutsche Telekom, der Verpackungsspezialist Gerresheimer und der Automotive-Komponentenhersteller Kostal sind bereits in Nordmazedonien vertreten.

Akkreditive erhöhen Liquidität und Wettbewerbsfähigkeit

Die Bundesregierung will Investitionen deutscher Unternehmen in bestimmte Schwellen- und Entwicklungsländer besonders unterstützen und hat die Konditionen für Investitionsgarantien in Serbien und Albanien deutlich verbessert. Der Selbstbehalt im Schadensfall wurde halbiert, und auch die Absicherungen kosten weniger. Mit diesen Anreizen will die Bundesregierung die Diversifizierungsstrategie deutscher Unternehmen fördern, damit diese weniger abhängig sind von einigen wenigen Märkten und kritischen Knotenpunkten in den Lieferketten.

Investitionsgarantien sind ein wichtiger Baustein in Finanzierung und Risikomanagement von Auslandsprojekten, da sie politische Risiken absichern. Doch auch wirtschaftliche Länderrisiken, Zahlungsausfälle des Handelspartners oder lange Zahlungsziele können Exporteuren zu schaffen machen. Bürgschaften und Garantien können alle Formen von geschäftlichen Transaktionen absichern. Die LBBW bietet das gesamte Spektrum an Bürgschaften und Garantien an. Die Avale der LBBW decken eine Vielzahl von Fällen ab, von der Anzahlungs- bis zur Zollbürgschaft. Kurz gesagt: Wird eine vereinbarte Leistung nicht erbracht, springt die LBBW ein. Anfang 2023 hat die LBBW bspw. eine Garantie über 10,5 Mio EUR ausgegeben: Ein deutscher Maschinenbauer liefert in den kommenden zwei Jahren Komponenten an eine staatliche Organisation in Serbien. Die LBBW bürgt dafür, dass das Unternehmen seinen Auftrag erfüllt.

Letters of Credit besonders beliebt im Auslandsgeschäft

Im Auslandsgeschäft besonders beliebt sind Akkreditive, auch Letters of Credit (L/C) genannt. Beim Akkreditiv übernimmt die Bank des Importeurs gegenüber dem Exporteur ein abstraktes Zahlungsversprechen. Das heißt: Statt des Kunden ist dessen Bank in der Pflicht. Die Bank überweist die vereinbarte Summe, sobald ihr die im Akkreditiv vereinbarten Dokumente fehlerfrei vorliegen und alle Bedingungen daraus erfüllt sind. Bei einer sog. Bestätigung des Akkreditivs wird statt der Hausbank des Importeurs die Bank des Exporteurs in die Pflicht genommen. Sie übernimmt das Ausfallrisiko, das damit vom Ausland ins Inland verlagert wird. Und sie überprüft, ob die eingereichten Dokumente mit dem Akkreditiv übereinstimmen. Anschließend bekommt der Kunde sein Geld.

Für Exporteure hat dieses Vorgehen einen entscheidenden Vorteil: Sie müssen nicht monate- oder gar jahrelang auf ihr Geld warten, selbst wenn sie großzügige Zahlungsziele eingeräumt haben. Sie können ihre Forderung jederzeit vorfristig in Liquidität umwandeln. Das steigert nicht nur die Liquidität, sondern stärkt dank langer Zahlungsziele auch die Wettbewerbsfähigkeit. Aufgrund ihres guten Ratings kann die LBBW attraktive Konditionen anbieten, daher wird sie weltweit gern als Garantiesteller akzeptiert.

LBBW als Haupt-Clearing-Stelle für Euro-Zahlungsverkehr

Die LBBW ist auf dem Westbalkan aber nicht nur auf Absicherungsseite unterwegs. Sie steht auch als Partner im Zahlungsverkehr zur Verfügung: mit dem sog. Euro-Clearing, also der Einrichtung eines Euro-Kontos, das die LBBW führt. Um die Bankenbetreuung im Ausland auf diesem Level gewährleisten zu können, setzt die LBBW auf regelmäßigen Kontakt zu allen Partnerbanken, sowohl in Video-Calls als auch vor Ort. Mit dem Regionalvertrieb gibt es ein eigenes Team, das sich ausschließlich um Bankkundenbeziehungen in der Region kümmert.

Die LBBW-Westbalkan-Experten sind Muttersprachler und decken sämtliche slawische Sprachen ab, u.a. Bulgarisch, Serbisch, Kroatisch und Albanisch. Sie wissen: Das Vertrauen der regionalen Partner muss man sich erarbeiten. Dazu trägt nicht nur die gemeinsame Sprache bei, sondern auch das regelmäßige Kontakteknüpfen auf Veranstaltungen. Deshalb beteiligt sich die LBBW regelmäßig an Veranstaltungen als Aussteller oder Sponsor, etwa bei der Euromoney „The Central & Eastern European Forum“ in Wien im Januar.

Auch die Zusammenarbeit mit den deutschen Auslandshandelskammern spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg in der Region: Während die AHK Serbien den größten Markt der Region betreut, steht die AHK Nordmazedonien in Skopje auch für Albanien und den Kosovo zur Verfügung. Genau wie die LBBW berät, betreut und vertritt das AHK-Netzwerk deutsche Unternehmen, die ihr Auslandsgeschäft auf- oder ausbauen wollen. Die kommenden Jahre dürften also spannend werden, das Potenzial ist jedenfalls groß.

thomas.lehmpuhl@lbbw.de

djordje.sirca@lbbw.de

www.lbbw.de

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