Die Auseinandersetzung um den Warenhandel mit den USA sind für Exportmanager ein Grund zur Sorge. Auch die Zunahme der geopolitischen Spannungen sehen die deutschen Exporteure als relevant für das eigene Geschäft an. Noch vor den USA gelten China und Indien als die größten Wachstumsmärkte der kommenden Jahre. Dies sind die Ergebnisse des ExportManager-Panels, an dem sich im Juni 2018 insgesamt 436 Abonnenten beteiligt haben.
Exporte werden weiter steigen
Momentan entwickeln sich die deutschen Exporte etwas schwächer, als dies die Exportmanager für das eigene Unternehmen erwarten. In den ersten fünf Monaten 2018 nahmen die Exporte nur noch um 3,2% gegenüber dem Vorjahr zu. Die Teilnehmer am Panel rechnen für 2018 und 2019 im gewichteten Durchschitt mit einem etwas höheren Exportanstieg von etwa 3,5%.
Auffallend ist der zunehmende Anteil der Exportmanager, die einen weit überdurchschnittlichen Zuwachs (8% und mehr) erwarten. Allerdings kommen diese vor allem aus Unternehmen mit einem Umsatz von unter 50 Mio EUR. Größere Unternehmen sind zurückhaltender.
Doch auch der Anteil derjenigen, die mit einer geringen (0% bis unter 2%) oder gar negativen Exportentwicklung rechnen, steigt. Dies geht zu Lasten des Mittelfeldes, das einen Exportanstieg von 2% bis unter 5% bzw. ein Plus von 5% bis unter 8% erwartet.
Bedeutung der Schwellenländer nimmt zu
Die steigenden Marktzugangsrisiken in etablierten Absatzmärkten wie den USA und Großbritannien wirken sich möglicherweise auch auf die Auswahl der Exportziele aus. So wächst bei den befragten Exportmanagern die Bedeutung der Schwellenländer. 8,4% von ihnen veranschlagen deren Anteil an den Exporten bereits auf mindestens 50%. Bei 14,3% liegt er bei 25% bis unter 50%. Im Vorjahr nannten diese Anteile nur 6,4% bzw. 11%. Allerdings stieg auch der Anteil der Befragten, die weniger als 25% ihrer Exporte in Schwellenländer liefern. Er lag mit 61,3% gut 2 Prozentpunkte über dem Wert der vorhergehenden Befragung. Im November 2017 hatte ein höherer Prozentsatz der Teilnehmer keine Angaben zu dieser Frage gemacht als im Juni 2017.
Hohe Finanzierungsbereitschaft
Vor allem für Exporte nach Indonesien und nach Vietnam stellen die Hausbanken der befragten Exporteure gerne Finanzierungen zur Verfügung. 23,9% der Exportmanager attestierten ihnen in Bezug auf Indonesien eine hohe Bereitschaft, im Fall von Vietnam waren es sogar 36,5%.
Anders sieht es jedoch bei Exporten nach Argentinien (9,7%), Ägypten (9,4%), Usbekistan (7,9%), Bangladesch (6,8%) und Pakistan (6,6%) aus. Immerhin ist aber auch dort eine Finanzierung mehrheitlich darstellbar. Am schlechtesten kommen Exporteure, die in den Iran liefern wollen, an Finanzierungen: Nur 5,3% der Befragten sehen eine hohe Bereitschaft zur Finanzierung und Absicherung bei ihrer Hausbank. Für 16,0% ist die Finanzierung in der Regel darstellbar. Aber für 78,7% ist sie schwierig oder nicht möglich.
Exporteure suchen Sicherheit
Etwa die Hälfte der Exporteure nutzt entweder Akkreditive oder L/C-Bestätigungen bei der Finanzierung. Dabei werden Akkreditive seltener verwendet als L/C-Bestätigungen. Lediglich zur Finanzierung des Iran-Geschäfts werden beide zu je 16,2% genutzt. Von 67,6% der Befragten werden andere Instrumente verwendet. Bei der Aufzählung anderer Instrumente sind vor allem die Vorkasse (77 Nennungen) vor Hermesdeckungen (21) und Exportkreditversicherungen (10) die Mittel der Wahl.
Laufzeiten zumeist ein Jahr
Der weit überwiegende Teil der Befragten berichtet im Hinblick auf die Finanzierung von Exporten in diese Märkte von Laufzeiten von bis zu zwölf Monaten. Lediglich bei Exporten in die beiden für die Hausbanken attraktiven Länder Indonesien und Vietnam sowie nach Usbekistan nennen rund 50% der Befragten Finanzierungslaufzeiten von über zwölf Monaten.
Absicherungsbedarf für die BRIC-Staaten
Über die genannten Schwellenländer hinaus suchen die Befragten Exporteure auch für Russland, Indien, Brasilien und China Absicherungen. Dort sehen die Exportmanager in den nächsten zwei bis vier Jahren die größten Wachstumschancen. Auch die USA, Mexiko, Indonesien, der Iran, Vietnam und Kanada werden genannt. Nordamerika bleibt also neben den BRIC-Staaten, Indonesien, der Iran und Vietnam weiter interessant.
gunther.schilling@frankfurt-bm.com