Ob Markteintritt, neuer Firmensitz oder zusätzlicher Standort: Wer in den USA investiert, sollte sich vorab über passende Finanzierungslösungen informieren. Denn häufig ist die beliebte Intercompany-Finanzierung nicht die ideale Option.
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Für deutsche Unternehmen zählen die USA zu ihren wichtigsten Absatzmärkten. Laut Statistischem Bundesamt haben sie im vergangenen Jahr Waren im Wert von 113 Mrd EUR in die Vereinigten Staaten exportiert – damit rangieren die USA auf Platz 1 in der Ausfuhrstatistik. Die Amerikanische Handelskammer AmCham zeigt in ihrem Transatlantic Business Barometer: Die Geschäfte laufen weiterhin bestens. Nachdem das Jahr 2018 bereits umsatzstark war, erwarten 62% der Befragten auch in diesem Jahr steigende Umsätze. 44% meinen, dass sie 2019 mehr investieren werden als im Vorjahr. Und: 59% möchten ihre Aktivitäten in den USA sogar weiter ausbauen.
Dies ist keineswegs ein neuer Trend. Vielmehr steigen das Volumen der Exporte und die Direktinvestitionen in die USA seit vielen Jahren an. Rund 3.500 deutsche Firmen sind laut der AmCham bereits auf dem US-Markt vertreten. Kein Wunder: Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 20,5 Bill USD sind die USA die größte Volkswirtschaft der Welt. Es gibt eine qualitativ hochwertige digitale Infrastruktur und vielversprechende Rahmenbedingungen für Unternehmer. Dazu kommt, dass das Wachstum am US-Markt in der Regel höher ausfällt als in Deutschland beziehungsweise Europa. Zwar durchlaufen auch die USA gerade eine wirtschaftlich schwächere Phase – die US-Wirtschaft wächst in diesem Jahr voraussichtlich „nur“ um 2,3% –, doch die Zeichen stehen mittelfristig auf Erholung. Das Investitionsklima ist gut, und viele deutsche Firmen planen eigene Vertriebs- oder Produktionsgesellschaften in den USA. Dies wird wahrscheinlich auch trotz der derzeitigen Diskussion um Zölle weiterhin so bleiben.
Dem Lockruf der Kunden folgen
Ein beliebtes Mittel zum Markteintritt beziehungsweise zur Expansion ist die Akquisition von US-Firmen. So übernahm 2019 ein familiengeführtes deutsches Unternehmen die restlichen Anteile der USG Corporation, eines führenden amerikanischen Baustoffherstellers, und verbesserte damit seine Marktstellung in den USA und weltweit. Oft folgen deutsche Mittelständler auch ihren bereits aus Europa bekannten US-Auftraggebern in den Absatzmarkt USA. Diese Abnehmer verlangen oft ausdrücklich, dass der deutsche Zulieferer auch vor Ort präsent ist.
Nicht nur die Nähe zum Abnehmer ist für deutsche Firmen ein Erfolgsfaktor. Vielmehr entstehen aus der engen Zusammenarbeit auch Wettbewerbsvorteile: Wenn US-Spezialisten mit deutschen Produktentwicklern zusammenarbeiten, kommen weltweit gefragte innovative Produkte heraus. So arbeiten BMW und Daimler beispielsweise gemeinsam mit US-Techunternehmen wie Aptiv und anderen Firmen an autonom fahrenden Automobilen. Eine wichtige Rolle bei der Produktneuentwicklung spielen auch Forschungskooperationen zum Beispiel mit örtlichen Universitäten.
Intercompany-Finanzierungen sind nicht immer ideal
Wer investieren will, benötigt dafür natürlich eine passende Finanzierung. Doch: Aufgrund ausländischer Eigentümerstrukturen und fehlender Kredithistorie können lokale Banken meist keine attraktive Lösung für landesfremde Firmen anbieten. Als Ausweg erscheint häufig nur eine sogenannte Intercompany-Finanzierung, bei der das Kapital durch eine gruppeninterne Struktur bereitgestellt wird. In den meisten Fällen ist das allerdings nicht die beste Alternative: Für die kreditgebende Muttergesellschaft kann es dabei nämlich zu bilanziellen Nachteilen kommen. Intercompany-Finanzierungen sind Forderungen gegen verbundene Unternehmen; sie beeinflussen die Eigenkapitalquote negativ, und sie können Verrechnungspreisproblematiken sowie Währungsrisiken mit sich bringen.
Lokale Finanzierungslösungen sind deswegen häufig die bessere Option. Diese bilateralen Verträge haben zahlreiche Vorteile: Sie schonen die Eigenkapitalquote der Muttergesellschaft, vermeiden Währungsrisiken, lösen die Verrechnungspreisproblematik, und es gibt keine Diskussion über die Bewertung der Intercompany-Forderung. Dazu kommen insolvenzrechtliche Vorteile, denn Gesellschafterdarlehen können auch in den USA als Eigenkapital klassifiziert werden.
Finanzierungsoption Ancillary-Kredit
Doch es gibt noch eine dritte Finanzierungsart, die viele außer Acht lassen: den sogenannten Ancillary-Kredit, also einen Untervertrag eines in Deutschland bestehenden Konsortialkredits. Unternehmen, die einen Konsortialkreditvertrag in Deutschland abschließen, können dabei ihre weltweiten Tochterunternehmen als weitere mögliche Kreditnehmer mit in den Vertrag aufnehmen. Allerdings wird dies von manchen Firmen vergessen. Wer von diesem flexiblen Finanzierungsinstrument profitieren will, muss das also bereits vor der Vertragsunterzeichnung während der Dokumentationsphase berücksichtigen, damit eine Kreditausreichung in den USA problemlos abgewickelt werden kann.
Fazit
Die Entscheidung über die Finanzierungsart hängt von verschiedenen Variablen ab. Je nachdem, ob man ein neues Gebäude bauen, Maschinen oder Betriebsmittel einkaufen will oder ein anderes Unternehmen übernimmt, kommen verschiedene Optionen in Betracht. Zudem bestimmen Dauer der Finanzierung, Tilgungsrate, Art des Zinssatzes und die Währung die Entscheidung für oder gegen eine Finanzierungsart. Wer hier eine passende Entscheidung treffen will, braucht einen kompetenten Finanzpartner, der das Wachstum nicht nur begleitet, sondern der sowohl in Deutschland als auch in den USA präsent ist. Er legt nach wie vor den Grundstein, damit ein gut geplantes und solides Engagement in den USA nicht zum Abenteuer wird.