Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, Internationalisierung, Produktanpassung für die Schwellenländer – die Herausforderungen, vor denen japanische Unternehmen stehen, sind auch ihren deutschen Partnern nicht fremd. Auf dem 1. Deutsch-Japanischen Unternehmergipfel am 13. September 2012 in Frankfurt am Main konnten sich rund 150 Teilnehmer im vollbesetzten Veranstaltungsraum der Commerzbank über diese und andere Gemeinsamkeiten austauschen.

Von Gunther Schilling, Redaktionsleiter ExportManager, F.A.Z.-Institut

Die Deutsch-Japanische Industrie- und Handelskammer in Japan veranstaltete den Unternehmergipfel gemeinsam mit dem F.A.Z.-Institut, den Mitveranstaltern Baker & McKenzie, Commerzbank und Ernst & Young sowie in Zusammenarbeit mit dem Ostasiatischen Verein. Der japanische Unternehmerverband Keizai Doyukai war mit einer großen Delegation vertreten. Manfred Hoffmann, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Kammer, hob in seiner Begrüßung das Potential der Zusammenarbeit mit japanischen Unternehmen auf Drittmärkten hervor.

Mit Blick auf die Möglichkeiten des Markteintritts in Japan erinnerte Delegationsleiter Hitoshi Kawaguchi, Senior Vice President von Nissan Motor, an die Ankunft der „Schwarzen Schiffe“ aus den USA, die Japan 1854 zur Öffnung zwangen. „Inzwischen wird das Erlernen der englischen Sprache positiv gesehen“, relativierte Kawaguchi humorvoll die Vorbehalte gegen ausländische Dominanz. Die japanischen Unternehmen wollten zwar weiterhin japanisch bleiben, hätten sich aber einen internationalen Anstrich verpasst. Das Interesse an einer Zusammenarbeit mit Deutschland sei stark, da man von den Reformen und den Gründen für die wirtschaftliche Stärke lernen wolle.

In seiner Keynote rief Shigetaka Komori, Chairman & CEO der Fujifilm Holdings, beide Länder dazu auf, ihre wirtschaftliche Führungsrolle anzunehmen und bei der technologischen Entwicklung der Schwellenländer zusammenzuarbeiten. Dabei verfolge Fujifilm eine aggressive Strategie der Geschäftsentwicklung. „Ohne Dynamik kann man kaum erfolgreich sein“, erläuterte Komori die Sicht des Konzerns. Man habe auf der Basis der für das frühere Hauptprodukt Analogfilme benötigten Chemikalien und Techniken neue Geschäftsfelder wie Pharmazeutika, Kosmetika, Kameras, Bildschirme, Druck und Bildverarbeitung entwickelt. Damit habe man dem hohen Wechselkurs des Yen standgehalten.

Im Eröffnungspanel hob Dr. Ottmar Ernst, Executive Vice President der Schott AG, die indirekte Bedeutung der Präsenz in Japan hervor. Nicht der Absatz der Produkte in Japan sei ausschlaggebend, sondern der Kontakt zu den Entscheidern für den Bezug von Komponenten und die Referenzen von japanischen Unternehmen auf Drittmärkten. Herbert Hemming, President der Bosch Corporation Japan, betonte die starke Fachbezogenheit der japanischen Unternehmensspitzen. Die Führungskräfte seien weniger Manager als vielmehr Experten. Daher seien Optimierung und Problemlösung besser entwickelt als in Deutschland.

Zur Belebung der deutsch-japanischen Wirtschaftsbeziehungen wünschten sich die japanischen Redner einen schnellen Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und Japan. Hinsichtlich der von deutscher Seite kritisierten nichttarifären Handelshemmnisse erläuterte Haruhiko Hirate, Head of North Asia der Takeda Pharmazeutical Co. Ltd., dass die meisten Regelungen der Qualität und der Sicherheit der Produkte dienten. Es gebe unterschiedliche Standards, die zum Teil auf Druck der USA aufgegeben würden. Anschließend würden europäische Anbieter davon profitieren. Notwendig sei der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen, der Zeit brauche. „Die japanischen Privatunternehmen wünschen sich Wettbewerb“, betonte er.

Auch Hitoshi Kawaguchi sah in dem Streit um nichttarifäre Handelshemmnisse eher ein Missverständnis. Ohne die Entwicklung eigener Standards könnten sich japanische Lösungen international nicht durchsetzen. Von deutscher Seite wurde auf die mangelnde Gegenleistung für den beabsichtigten Zollabbau z.B. für japanische Automobile in der EU hingewiesen. Für europäische Flugzeugbauer sei es schwer, Flugzeuge an japanische Fluglinien zu verkaufen, stellte der ehemalige Botschafter Andreas von Stechow fest. Auch die Rüstungshersteller würden kaum zum Zuge kommen.

Der Fuji-san zierte als Symbol Japans das Banner des 1. Deutsch-Japanischen Unternehmergipfels, doch für die Versorgung der japanischen Industrie birgt der Vulkan eine latente Gefahr. Ein Ausbruch könnte ähnlich wie das Erdbeben im vergangenen Jahr wichtige Lieferketten unterbrechen und die Produktion wichtiger Komponenten stören. Im Forum von Ernst & Young zum Risikomanagement internationaler Supply-Chains wurde aber auch die Anpassungsfähigkeit der japanischen Unternehmen betont, die durch den ebenfalls auf dem Banner abgebildeten Bambus zum Ausdruck käme.

Schließlich wurden im Forum der Commerzbank zur japanischen Energiewende die Möglichkeiten einer breiteren Energieversorgung einschließlich der Nutzung erneuerbarer Energieträger diskutiert. Ein wichtiges Forschungsfeld sei die Speicherung der Energie, für die derzeit vor allem Pumpspeicherwerke in Frage kämen. Sinnvoller sei jedoch die Steuerung der Nachfrage durch intelligente Systeme (Smart Grid).

Kontakt: g.schilling[at]faz-institut.de

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