Argentinien und die Türkei müssen mit weiteren Währungsturbulenzen rechnen. Die US-Zentralbank hat die Fed-Funds-Target-Rate am 13. Juni erneut angehoben, sie liegt nun bei 1,75% bis 2,00%. Konsequenz: Höhere Zinsen in den USA machen Anlagen in US-Dollar attraktiver und schwächen tendenziell die Währungen anderer Länder. Die Exporteure der betroffenen Länder profitieren zwar von dem preislichen Wettbewerbsvorteil, leiden aber unter höheren Kosten für Importe und Auslandskredite.
Die Notenbanken der betroffenen Länder stehen angesichts steigender US-Zinsen vor einem Dilemma: Wenn sie ebenfalls die Zinsen erhöhen, um ihre Währung zu stützen, schwächen sie die Wachstumskräfte. Anderenfalls droht eine höhere Inflation durch steigende Importkosten. Zusätzliche Belastungen könnten zudem durch die US-Handelspolitik entstehen.
Argentinien zieht Notbremse
Am Beispiel Argentiniens zeigen sich bereits die möglichen Auswirkungen steigender Zinsen. Dort hatte die Zentralbank am 28. Dezember 2017 gegen die Markt-erwartungen die Zinsen gesenkt. Pablo Waldman, Head of Strategy von INTL FCStone aus Buenos Aires, sieht in seiner Analyse der argentinischen Wirtschaft darin den Ausgangspunkt für die derzeitigen Turbulenzen. In der Folge führten weitere Fehler und ungünstige Rahmenbedingungen zu einer wiederholten Abwertung der Landeswährung, starken Preiserhöhungen sowie vergrößerten Fehlbeträgen im Staatshaushalt und in der Leistungsbilanz. Der Leitzins stieg von 27% auf 40%, und die Regierung musste den Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe bitten.
Waldman sieht für die wirtschaftliche Gesundung Argentiniens zwar gute Voraussetzungen. Immerhin gelang es der Regierung, sowohl den IWF als auch private Investoren von einer Kreditvergabe an Argentinien zu überzeugen. Doch den Schwerpunkt seines Vortrags auf der Veranstaltung „Fremdwährungsmanagement im Lateinamerika-Geschäft“ wollte er nicht auf die angekündigten „Investment-Opportunities“ legen. Auch mit Blick auf andere Märkte der Region blieb er vorsichtig.
Beruhigung nach den Wahlen?
Im Fokus der Veranstaltung standen neben der ökonomischen Situation Lateinamerikas Zahlungen in Lokalwährung und die Absicherung von Währungsrisiken. Die Deutsche Bank zeigte sich hinsichtlich der lateinamerikanischen Märkte optimistisch. Das Institut rechnet dort mit einem weiteren Konjunkturaufschwung gegen den weltweiten Trend. Die aktuellen Kursverluste der Währungen werden nach den Wahlen in Kolumbien, Mexiko und Brasilien seiner Ansicht nach bis zum Jahresende wieder aufgeholt werden.
Die Absicherung von Währungsrisiken kann angesichts der Schwankungen auf den Devisenmärkten zur Sicherung der Exporterlöse sinnvoll sein, auch wenn der Ausblick für den Brasilianischen Real für das zweite Halbjahr 2018 durchaus positiv ist. Zum Jahresende 2018 wird er nach Einschätzung der Bank bei 4,32 BRL/EUR stehen. Zum Zeitpunkt der Veranstaltung notierte er bei 4,33 BRL/EUR. Nach der Präsidentschaftswahl dürften die guten Wirtschaftsdaten nach Ansicht der Analysten für Beruhigung sorgen.
Auslandszahlung in Lokalwährung
Eine Alternative zur Absicherung von Währungsrisiken ist die Auslandszahlung in lokaler Währung, von der zunehmend Gebrauch gemacht wird. In einigen lateinamerikanischen Ländern werden Zahlungen in Fremdwährungen ohnehin in die Landeswährung zwangskonvertiert. In Brasilien ist dies nach spätestens 30 Tagen der Fall. Inzwischen können Banken Zahlungen in Landeswährung vollautomatisiert in Echtzeit darstellen. Der Auftraggeber erhält einen garantierten Wechselkurs und zahlt eine feste Marge. Im Zielland wird die Zahlung dem Empfänger in Landeswährung auf seinem Konto gutgeschrieben.
Transparenz und Liquidität
In einem Webinar zum „Digitalen Fremdwährungsmanagement“ erläuterte Markus Renkes, Head of GTB FX Germany der Deutschen Bank, die Vorteile einer Zahlung in Landeswährung von einem zen-tralen Euro-Konto. Sie ermögliche eine größere Transparenz und oft auch bessere Konditionen als die spätere Konversion durch eine lokale Bank. Entscheidend seien die ausreichende Verfügbarkeit von Liquidität in der entsprechenden Währung – und ein günstiger Handelszeitpunkt. Zudem erwarteten die Kunden globale Erreichbarkeit des Tools sowie Effizienz und Effektivität der Abwicklung.
Desirée Backhaus, Redakteurin von „Der Treasurer“, befragte die rund 200 Teilnehmer nach ihren Wünschen an die Dienstleister im Fremdwährungsmanagement. Für 66% war die internationale Präsenz entscheidend, 65% hoben den Preis als Entscheidungskriterium hervor, 61% nannten die Fachkompetenz. Doch nur für 16% waren Innovationen und die Entwicklung neuer Produkte ein besonderes Anliegen.
Bei der Frage nach den Defiziten ihres aktuellen Fremdwährungsmanagements nannten die Befragten vor allem die Transparenz (41%) sowie die Kosten (19%) und die Geschwindigkeit (14%). 36% der Teilnehmer gaben an, die Marge der durchgeführten Fremdwährungstransaktionen nicht zu kennen.
gunther.schilling@frankfurt-bm.com