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Anhaltendes Wachstum übertrifft Erwartungenn>
Im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum wuchs die türkische Wirtschaft in den ersten drei Quartalen 2017 um 7,4%. Dies gelang trotz der Schockserie im Vorjahr. Der Anstieg um 11,1% im dritten Quartal im Vergleich zum dritten Quartal 2016 ist der größte Zuwachs aller G20-Länder. Zum Wachstum trugen staatliche Maßnahmen, höhere Investitionen, steigende Exporte und die Erholung des privaten Verbrauchs bei.
Einer der größten Treiber war der Credit Guarantee Fund (CGF), mit dem die Regierung kleine und mittlere Unternehmen unterstützt. Sein Volumen wuchs auf fast 64 Mrd USD (250 Mrd TL) an. Über den Fonds wirkt der Staat faktisch als Garantiegeber für Kredite. Die Investitionen stiegen in den ersten neun Monaten 2017 deutlich an: Gegenüber dem Wachstum von 2,7% von Januar bis September 2016 erhöhte sich die Zuwachsrate auf 7,9%. Dazu trugen auch die Bauinvestitionen bei, die im dritten Quartal um 12% stiegen, und vor allem die Erhöhung der Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen um 15,3%. Letztere sind ein vorlaufender Indikator für eine höhere Produktionskapazität.
Auch der private Konsum legte zu, besonders für langlebige Verbrauchsgüter. Hier wirkten Steuersenkungen, unter anderem für weiße Haushaltsware, stimulierend. Auch der Export von Waren und Dienstleistungen, der einen Zuwachs um 13% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zeigte, trug stark zum Wachstum der türkischen Wirtschaft bei. In diesem insgesamt positiven Umfeld dürfte das Wachstum des privaten Konsums auch in der ersten Jahreshälfte 2018 anhalten. Die Regierung wird angesichts der bevorstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2019 an ihrer Stützungspolitik für die Wirtschaft festhalten und weitere Maßnahmen beschließen.
Externe Schwankungen dürfen nicht unterschätzt werden
Trotz der positiven Prognosen bleibt die türkische Wirtschaft anfällig. Besonders das strukturelle Finanzierungsdefizit ist eine große Gefahr. Das CGF-Programm stimulierte die Banken zu Kreditvergaben, das Kredit-Einlagen-Verhältnis kletterte in der zweiten Jahreshälfte 2017 auf 125%. Damit stiegen nicht nur die direkten Bank-risiken, sondern auch die Wechselkursrisiken. Die Türkei ist damit anfälliger für Währungsschwankungen. Das Problem könnte auch die Investitionsbereitschaft, besonders von ausländischen Geldgebern, dämpfen. Die Situation könnte sich zuspitzen, wenn die Türkei noch mehr kurzfristiges Kapital aufwenden müsste, um das externe Defizit zu finanzieren. So würde sich auch die Abhängigkeit von globalen Finanzinvestoren und wiederum das Risiko von Wechselkursschocks erhöhen.
Vor diesem ökonomischen Hintergrund und aufgrund der Schwäche der Türkischen Lira gegenüber dem US-Dollar und dem Euro wird die Inflation voraussichtlich steigen. Die Abwertung der Türkischen Lira seit September dürfte den Inflationsdruck auf Verbraucherpreise und Produktionskosten weiter erhöhen. Steigende Preise und Steuern in Verbindung mit einer schwächeren Landeswährung dürften die Kaufkraft schwächen und den privaten Konsum bremsen.
Die ausführliche Studie steht auf www.coface.de unter News zum Download bereit.