Weltweit warten vielfältige Marktchancen auf deutsche Exporteure. Um diese Geschäfte zu ermöglichen und Risiken abzufangen, setzen Banken auf
globale Netzwerke: die sog. Korrespondenzbanken. Für Exporteure bietet das einen großen Mehrwert.

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Der Außenhandel ist ein wichtiges Standbein der deutschen Wirtschaftsentwicklung. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) hängt jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland vom Export ab. Für die industrielle Produktion wiederum ist die Bundesrepublik insb. auf Importe aus dem Energiebereich angewiesen. In der Handelsbilanz zeigt sich: Die Exporte liegen seit Jahren über den Importen, aber das Wachstum schwächt sich deutlich ab. Der Handelsbilanzüberschuss war 2023 mit rund 210 Mrd EUR so niedrig wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Nach Angaben von Destatis sind die deutschen Exporte in den ersten sechs Monaten 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,6% gesunken. Da gleichzeitig die Importe mit 6,2% noch stärker zurückgegangen sind, liegt der Außenhandelssaldo Deutschlands im ersten Halbjahr 2024 bei +138,8 Mrd EUR und damit um 28,7% höher als im Vorjahr. Trotz allem ein Erfolg für die Wirtschaft – aber gleichzeitig eine Herausforderung für die Unternehmen. Für exportorientierte Firmen ist das Geschäft mit dem Ausland herausfordernd, insb. wenn potenzielle Geschäftspartner nicht nur in Spanien und den Niederlanden, sondern in Vietnam, dem Oman oder in Marokko sitzen.

Wie sind die Lieferverträge rechtssicher zu gestalten? Sind die beteiligten Unternehmen und Banken solvent? Sind Zahlungsansprüche durchsetzbar? Um all diese Fragen selbst zu beantworten, bräuchten Mittelständler ganze Abteilungen mit Finanz-, Rechts- und Länderexperten. Zum Glück geht es aber auch anders: mit Banken, die darauf spezialisiert sind, ihre Geschäftskunden auf Exportmärkten zu begleiten. Diese Banken haben dafür nicht nur eigene Standorte im Ausland, sondern unterhalten auch umfangreiche Netzwerke mit ausländischen Banken sowie mit internationalen Förderbanken.

Netzwerk vor Ort

Im Fachjargon heißen diese Banken Korrespondenzbanken – weil sie für ihre Bankpartner wie Korrespondenten agieren können. Sie unterstützen vor Ort, sind Teil des Finanzsystems, bringen ein großes Netzwerk mit oder haben spezielle Programme für die Handelsförderung. Darüber kann die deutsche Hausbank für den Exporteur dessen Zahlungsverkehr laufen lassen und Finanzierungen sowie die Absicherung der Finanzierungen sicherstellen. Für all diese Aufgaben sind verschiedene Akteure des Bankennetzwerks zuständig. Dazu gehören lokale Geschäftsbanken in den Exportmärkten, außerdem regionale Förderinstitute, internationale Entwicklungsbanken sowie Zentralbanken. Die Exporteure profitieren direkt davon, wenn ihre Bank in Deutschland solide im Ausland vernetzt ist. Egal, ob es um den Zahlungsverkehr mit Kroatien, die Absicherung einer Finanzierung im Oman oder Rückfragen einer Zentralbank geht, die die Devisengeschäfte ihres Landes überprüft: Eine gute Vernetzung und eine solide Marktkenntnis ermöglichen überhaupt erst viele Auslandsgeschäfte.

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die auf das Segment „Trade and Export Finance“ spezialisiert ist, unterhält mit rund 1.700 Instituten ein umfassendes Korrespondenzbanken-Netzwerk und kennt so die wichtigsten Geschäftsbanken eines jeden Landes. Die Kriterien für die Auswahl einer Korrespondenzbank sind vielfältig. Ist die Bank im Auslandsgeschäft relevant für Kunden und andere Banken? Erfüllt die Bank alle regulatorischen Kriterien, hat sie etwa wirksame Prozesse gegen Geldwäsche? Nicht zuletzt prüft die LBBW eingehend die Bonität sowie die Risiken von Bank, Land und dem dortigen Finanzsystem.

Internationale Entwicklungs- und Förderbanken

Marktchancen für Exporteure ergeben sich oft in Ländern, die als sog. Entwicklungs- und Schwellenländer gelten. In diesen gibt es oft große öffentliche Infrastrukturprojekte sowie private Investoren, die in ihrem Land einen Wirtschaftszweig ausbauen wollen. Allerdings fehlt in vielen Fällen die notwendige Technologie, wie bspw. Produktionsmaschinen oder andere spezialisierte Industriegüter. Unternehmen in diesen Ländern sind dafür auf Importe angewiesen, auch aus Deutschland. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) führt eine Liste der Entwicklungs- und Schwellenländer, basierend auf Erhebungen der Weltbank zum Bruttonationaleinkommen pro Kopf in den Ländern. Der OECD-Status als Schwellenland birgt einen entscheidenden Vorteil, von dem auch exportierende Unternehmen in Deutschland profitieren können: Die Länder und ihre Unternehmen sind berechtigt, Zuschüsse und Darlehen von nationalen oder supranationalen Entwicklungsorganisationen zu erhalten.

Zu diesen Organisationen zählen etwa die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (KfW DEG), die International Finance Corporation (IFC), die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) oder die Asian Development Bank (ADB). Entwicklungsbanken sind zuverlässige Finanziers mit standardisierten Prüfprozessen. Ist ein Institut an einem Projekt beteiligt, ist das für weitere Geldgeber oft ein positives Signal: Das Projekt, seine Partner und die vertraglichen Rahmenbedingungen entsprechen internationalen Standards.

Jedes Jahr ein anderer Kontinent

Zusätzlich gibt es weitere regionale Förderbanken und Zusammenschlüsse, wie etwa die African Development Bank (ADB) oder die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (englisch: ECOWAS, Economic Community of West African States). Sie fördern die Handelsbeziehungen der Länder ihrer Regionen, z.B. indem sie Garantien und Absicherungen von Finanziers wie der LBBW übernehmen. Oft ermöglicht eine solche Absicherung erst den Zugang zu einem Markt. Denn: Nur weil die regionale Förderbank ins Risiko geht, verbessern sich die Finanzierungskonditionen für die beteiligten Unternehmen und Geschäftsbanken.
Die LBBW, die sich bspw. über die ECOWAS absichert, kann so einem deutschen Exporteur und seinen Kunden im Ausland größere Volumina, längere Laufzeiten und günstigere Finanzierungskosten anbieten. Für den deutschen Exporteur ergibt sich daraus ein direkter Wettbewerbsvorteil: Zusätzlich zu seinem Produkt bringt er über seine gut vernetzte deutsche Geschäftsbank ein in vielen Fällen unschlagbar gutes Finanzierungsangebot mit.

Eine wichtige Rolle spielen auch regionale Marktkenntnisse der Banken. Die LBBW kann nicht zuletzt durch ihre ausgeprägten Netzwerke weltweit Risiken in Märkten valide einschätzen und Chancen erkennen. Mit ihren weltweit 16 Standorten in 15 Ländern unterstützt die Landesbank deutsche Exporteure beim Eintritt in die unterschiedlichsten Märkte. Expertinnen und Experten der LBBW beraten deutsche Mittelständler u.a. zum Markteintritt, zu Akkreditiven und Exportfinanzierungen und vermitteln den Kontakt zu lokalen Behörden, Kammern, Verbänden, Anwälten und Banken vor Ort. Sie liefern Informationen über die Marktsituation in der Region und sind erfahrene Partner an der Seite ihrer Kunden, wenn es darum geht, die vielfältigen Chancen auf den aufstrebenden Exportmärkten gewinnbringend zu nutzen.

Jedes Jahr ein anderer Kontinent

Ein solches globales Netzwerk zu pflegen ist naturgemäß nicht einfach. Der direkte Kontakt und ein regelmäßiger Austausch sind aber wichtig. Nur so kann die Bank das Netzwerk ad hoc aktivieren, wenn ein Kunde es braucht. Das bedeutendste Event für diese Netzwerkpflege ist die SIBOS (SWIFT International Banking Operations Seminar), eine von SWIFT organisierte Fachmesse. Die LBBW ist dort seit langen Jahren mit einem eigenen Messestand vertreten.
Die SIBOS ist eine der größten internationalen Messen für Geschäftsbanken und Zahlungsdienstleister, sie findet jedes Jahr auf einem anderen Kontinent statt. In diesem Jahr treffen sich alle global agierenden Geschäftsbanken, darunter auch die LBBW, vom 21. bis zum 24. Oktober in Peking in China. Der Vorteil liegt auf der Hand: Anstatt mit großem logistischen Aufwand jede einzelne Partnerbank zu besuchen, kann man sich auf der Messe in wenigen Tagen mit allen relevanten Partnern austauschen. Im kommenden Jahr wird es für die deutschen Geschäftsbanken besonders spannend: Dann findet die SIBOS in Frankfurt am Main statt.

thomas.lehmpuhl[at]lbbw.de

www.lbbw.de

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