Der Westbalkanstaat hat in den vergangenen 20 Jahren ein starkes Wachstum erfahren. Mittels Reformen gilt es nun, diesen Kurs beizubehalten, damit womöglich der Beitritt in die Europäische Union gelingt. Gleichzeitig kämpfen die ländlichen Regionen mit hoher Abwanderung und Arbeitslosigkeit.

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Die Republik Albanien liegt am westlichen Rand der Balkanhalbinsel in Südosteuropa. Im Norden grenzt sie an Montenegro, im Osten an den Kosovo und Nordmazedonien, südlich an Griechenland und im Westen an die Adria und das Ionische Meer. Das Land ist von Bergen und Hügeln geprägt, die fast 70% der Fläche bedecken. Die höchsten Gipfel sind über 2.500 m hoch, darunter der Korab mit 2.764 m als höchster Berg Albaniens. Die Lage zwischen Gebirgen und Meer hat großen Einfluss auf die Landnutzung in Albanien ­­– 43% der Fläche werden für die Landwirtschaft genutzt, die einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellt. Die Küste Albaniens erstreckt sich über 362 km, dort spielen besonders die Fischerei und der damit einhergehende Export der Ware, etwa im Adriahafen Durrës, eine große Rolle für die lokale Wirtschaft. Die albanische Riviera im Süden des Landes ist ein bedeutender Anziehungspunkt für den Tourismus, der in den vergangenen Jahren ein hohes Wachstum verzeichnet hat.

Ländliche Regionen haben zu kämpfen

Mehr als die Hälfte der rund 2,8 Millionen Einwohner, 63%, wohnt innerhalb der Städte. Allein jede siebte Person lebt in der Hauptstadt Tirana, einer aufstrebenden Metropole mit wachsender Wirtschaft. Während sich die Städte vergrößern, verlieren kleine Dörfer und ländliche Regionen jedoch an Einwohnern.

Trotz unterschiedlicher Konfessionen ist Albanien ein ethnisch homogenes Land. Die Mehrheit der Bevölkerung sind Albanerinnen und Albaner, die griechische Bevölkerung bildet die größte Minderheit im Land. Daneben gibt es weitere Minderheiten, darunter bspw. Aromuninnen und Aromunen sowie Roma und Romnija. Letztere sind häufiger von Armut, Arbeitslosigkeit und Analphabetismus betroffen als der Rest der Bevölkerung. Knapp 60% der Einwohner bekannten sich im letzten Zensus zum Islam, während sich etwa 17% der katholischen oder albanisch-orthodoxen Kirche angehörig fühlen. Ein großer Teil der Befragten bezeichnete sich als religionslos. In der albanischen Gesellschaft ist religiöse Toleranz ein wichtiger Wert, auch werden religiöse Feste oft gemeinsam begangen.

1912 erklärt Albanien Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich

Albanien hat eine bewegte Geschichte und war lange Zeit Teil des Osmanischen Reiches. Die Gründung des albanischen Nationalstaats fand im Vergleich zu manchen Nachbarländern relativ spät statt. Im Jahr 1912 erklärte Albanien seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich und wurde später von verschiedenen politischen Systemen regiert, darunter der kommunistischen Diktatur unter Enver Hoxha.

Während dieser Zeit distanzierte sich das Land vom damaligen Nachbarland Jugoslawien sowie anschließend von der Sowjetunion. Nach Hoxhas Tod 1985 hielt das Regime seine Macht, erst Anfang der 1990er Jahre konnte es nach großen Protesten gestürzt werden. Seitdem gilt Albanien per Verfassung als parlamentarische Republik, Staatsoberhaupt ist der Präsident, der alle fünf Jahre gewählt wird. Aktuell gibt es eine starke Polarisierung zwischen den beiden größten politischen Parteien, der Sozialistischen Partei und der Demokratischen Partei. Regierungschef ist seit 2013 Edi Rama, der der Sozialistischen Partei angehört und zuletzt 2021 in seinem Amt bestätigt wurde.

Auf Kurs Richtung EU

Innenpolitisch kämpft Albanien mit einer hohen Arbeitslosigkeit, besonders unter Jugendlichen, von denen rund 30% keiner Beschäftigung nachgehen. Aufgrund der v.a. im ländlichen Raum fehlenden wirtschaftlichen Perspektiven ziehen immer mehr junge Menschen in die Städte oder ins Ausland. Zwar ist die Armut in den vergangenen beiden Jahrzehnten deutlich gesunken, jedoch gilt immer noch etwa ein Zehntel der Bevölkerung als arm. Dennoch hat Albanien v.a. innerhalb der letzten 20 Jahre eine positive Entwicklung verzeichnet und ist auf dem Weg zu einem stabileren und wohlhabenderen Land. Die Regierung hat wichtige Reformen im Bereich Justiz, Korruptionsbekämpfung und Wirtschaft umgesetzt, um das Land auf Kurs für die EU-Integration zu bringen. Das Land ist seit Juni 2014 Beitrittskandidat der EU, ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen erleichtert den Handel. Das Beitrittsverfahren wurde mit einiger Verzögerung im März 2020 eröffnet.

Deutschland engagiert sich seit 1988 entwicklungspolitisch in Albanien. Schwerpunkte der deutsch-albanischen Zusammenarbeit sind die soziale und ökologische Transformation des Landes, die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung sowie die Unterstützung beim Beitrittsprozess in die EU. Aus diesem Grund setzt die Entwicklungszusammenarbeit v.a. Aktivitäten im Bereich Klima und Energie (Just Transition) sowie zur Stärkung der Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten um.

Die Autorin Helen Wiedemann ist im Programm Business Scouts for Development tätig, das die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umsetzt. Textquellen: Landeszentrale für politische Bildung, BMZ, Auswärtiges Amt

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