Die wirtschaftliche Krise des Pandemiejahres 2020 ist weitgehend überwunden. Auch wenn weiterhin Einschränkungen des persönlichen Austauschs und Reisebeschränkungen gelten, nimmt die Wirtschaftsleistung in vielen Bereichen bereits seit der Jahresmitte 2020 wieder Fahrt auf.

Die wirtschaftliche Krise des Pandemiejahres 2020 ist weitgehend überwunden. Auch wenn weiterhin  Einschränkungen des persönlichen Austauschs und Reisebeschränkungen gelten, nimmt die Wirtschaftsleistung in vielen Bereichen bereits seit der Jahresmitte 2020 wieder Fahrt auf. Nach einem Rückgang der weltweiten Wirtschaftsleistung um 4,5% wird sich das reale BIP 2021 nach Ansicht der OECD um 5,0% erhöhen.

In ihrer September-Prognose rechnet die OECD für einige Staaten der G20 allerdings mit einem zweistelligen Minus für das laufende Jahr. In Europa leiden insbesondere Frankreich, Italien und Großbritannien unter starken wirtschaftlichen Einbußen. In Amerika sind Mexiko und Argentinien besonders stark betroffen. Hinzu kommen mit Indien und Südafrika weitere Staaten der G20, aus Asien und Afrika.

Wichtige Überseemärkte geben Impulse

Als einziges Land unter den führenden Wirtschaftsmächten verzeichnet China 2020 eine Zunahme des realen BIP. Die OECD rechnet mit einem Plus von 1,8%. Im ersten Halbjahr 2020 ging die chinesische Wirtschaftsleistung nur um 1,6% zurück. Dabei legte sie bereits im zweiten Quartal wieder um 3,2% zu, nachdem sie im ersten Quartal noch um 6,8% abgenommen hatte. Ähnlich wie in der Finanzkrise erwies sich China auch in der Coronakrise als Konjunkturstütze. 2021 glänzt China nach Einschätzung der OECD mit einem überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 8,0%

Für die USA, die immerhin die höchste Infektionszahl weltweit aufweisen, wird für 2020 ein Minus von lediglich 3,8% prognostiziert. Dort ging die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 9,1% zurück. Vor allem die privaten Investitionen und der private Konsum von Dienstleistungen waren stark rückläufig. Für das gesamte erste Halbjahr ergibt sich eine Abnahme der Wirtschaftsleistung um 4,4%. Nun erwartet die OECD für das zweite Halbjahr also eine Abnahme des realen BIP von lediglich rund 3% gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Im Jahr 2021 fällt die Erholung mit einem Plus von 4,0% ähnlich stark aus wie der Rückgang 2020 – allerdings ist der Vergleichswert geringer.

Europäische Nachfrage bleibt schwach

Die wieder stärkere Ausbreitung des Coronavirus hat im September 2020 in Frankreich und Spanien zu erneuten Einschränkungen des öffentlichen Lebens geführt. Dort dürfte die wirtschaftliche Erholung länger auf sich warten lassen. In Italien bleibt der Anstieg der Neuinfektionen ebenso wie in Deutschland zwar begrenzt, doch auch dort ist der wirtschaftliche Schaden durch die Pandemie beträchtlich. Die OECD rechnet für Italien im Jahr 2020 mit einem Rückgang des realen BIP um 10,5%. Frankreich kommt auf ein Minus von 9,5%. Für Deutschland erwarten die Volkswirte Einbußen von 5,4% der Wirtschaftsleistung des Vorjahres. Auch einige wichtige Märkte außerhalb der EU erleben einen kräftigen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Für Großbritannien erwartet die OECD 2020 eine Abnahme des realen BIP um 10,1%, in Russland beträgt das Minus 7,3%. Dagegen kommt die Türkei mit einer Veränderungsrate von –2,9% noch glimpflich davon.

Mit Blick auf das Jahr 2021 hellt sich der Konjunkturausblick deutlich auf. Für den Euro-Raum erwartet die OECD eine Wachstumsrate von 5,1% nach einem Minus von 7,9% im Jahr 2020. Frankreich legt um 5,8% zu, Italien um 5,4% und Deutschland um 4,6%. Auch Großbritannien kann auf ein deutliches Plus von 7,6% hoffen. Für die Türkei fällt die Erholung mit 3,9% schwächer aus, allerdings war der Einbruch im Vorjahr auch nicht so stark. Für Russland lautet die Prognose auf 5,0%. Insgesamt wird sich die europäische Nachfrage 2021 also erholen, aber das Ausgangsniveau von 2019 wird zumeist erst 2022 wieder erreicht.

Asien mit zahlreichen Lichtblicken

Ausgehend von der schnellen Erholung in China, zeigen sich weitere Staaten recht robust in der Bewältigung der Pandemie. Für Südkorea erwartet die OECD 2020 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um lediglich 1,0%. Indonesien kommt bei einem Minus von 3,3% auch relativ gut mit den wirtschaftlichen Einbußen zurecht. Etwas stärker ist Japan betroffen, für das ein Rückgang des realen BIP um 5,8% prognostiziert wird. Besonders dramatisch ist die Situation jedoch in Indien. Dort wird die Wirtschaftsleistung 2020 nach Ansicht der OECD um 10,2% zurückgehen.

2021 wird Indien allerdings unter allen G20-Ländern auch am stärksten wachsen. Die OECD veranschlagt die Zunahme auf 10,7%. Indonesien kommt auf 5,3% und Südkorea auf 3,1%. Sehr schwach fällt die Erholung in Japan aus. Dort wird lediglich ein Plus von 1,5% erwartet. Insgesamt sollen die G20-Staaten 2021 um 5,7% wachsen. Für die Weltwirtschaft veranschlagt die Organisation eine Zunahme der realen Wirtschaftsleistung um 5,0%. Dies weist daraufhin, dass für die Länder außerhalb der G20 eine schwächere Erholung von der Pandemie erwartet wird. Denn bereits für 2020 nimmt die OECD für die Welt mit –4,5% einen stärkeren Rückgang als für die G20-Länder (–4,1%) an.

Lateinamerika erlebt starken Einbruch

Eine Region mit starken Einbußen durch die Pandemie ist Lateinamerika. Die drei regionalen Vertreter in den G20 zeigen beispielhaft die besondere Betroffenheit der Region. Für Mexiko erwartet die OECD 2020 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 10,2%, Argentiniens Wirtschaft schrumpft demnach um 11,2%, und für Brasilien lautet die Prognose auf 6,5%. Für die ebenfalls stark von der Pandemie betroffenen Länder Peru und Kolumbien sind ebenfalls deutliche Wohlstandsverluste zu befürchten. Hinzu kommt, dass die Erholung 2021 relativ schwach ausfällt. Für Mexiko erwartet die OECD ein Wachstum von 3,0%, für Argentinien sind es 3,2% und für Brasilien 3,6%.

Afrika könnte Krise gut bewältigen

Auch wenn einige Länder stark von der Pandemie betroffen sind, könnte Afrika unter dem Strich mit einem moderaten Rückgang der Wirtschaftsleistung durch die Krise kommen. Der IWF veranschlagte im Juni für Afrika südlich der Sahara im Jahr 2020 eine Veränderungsrate von –3,2%, gefolgt von einem Wachstum von 3,4% im Jahr 2021. Nigerias Wirtschaftsleistung sinkt danach 2020 um 5,4%, die Südafrikas um 8,0%. Seither hat sich die Situation jedoch deutlich verschlechtert. Die OECD rechnet für Südafrika im Jahr 2020 inzwischen mit einem Rückgang des realen BIP um 11,5%. 2021 folgt ein Wachstum von lediglich 1,4%.

 


Autor

Gunther Schilling, Chefredakteur ExportManager, F.A.Z. Business Media
Gunther Schilling,
Chefredakteur ExportManager,
F.A.Z. Business Media

 

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