In Zentralasien bieten aufstrebende Länder vielfältige Geschäftschancen. Entscheidend für den Erfolg ist die Wahl der richtigen Finanzierungspartner. Das Beispiel eines Entwicklungsprojekts in Kirgisistan zeigt, wie deutsche Exporteure profitieren können. Das gebirgige Land an der alten Seidenstraße hat viel zu bieten.

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Die Kirgisische Republik – besser bekannt als Kirgisistan – liegt mitten in Zentralasien: Im Osten grenzt das Land an China, im Norden an Kasachstan und im Westen an Usbekistan. Wer von der kirgisischen Hauptstadt Bischkek aus immer weiter gen Süden fährt, durchquert Tadschikistan und Pakistan und landet schließlich in Indien. Die geografische Einordnung verrät: Für viele dürfte der Staat bisher eher ein weißer Fleck auf der Landkarte sein.

Kirgisische Republik gewinnt als Exportmarkt

Doch die Kirgisische Republik gewinnt als Exportmarkt an Relevanz und bietet ungenutztes Potenzial für deutsche Unternehmen. Laut UN Comtrade, der Handelsdatenbank der Vereinten Nationen, rangiert Deutschland seit über 20 Jahren konstant unter den Top 3 der Exporteure aller Güterklassen nach Kirgisistan. Allerdings ist die Bundesrepublik, die von 2004 bis 2008 der weltweit wichtigste Lieferant war, in den vergangenen Jahren auf den dritten Platz abgerutscht. Und während das Liefervolumen anderer Länder nach Kirgisistan anzog, kann Deutschland lediglich eine Steigerung von gut 1,4 Mrd USD 2008 auf rund 1,6 Mrd USD für 2022 vorweisen.

Interesse an starken wirtschaftlichen Beziehungen zeigten zuletzt indes beide Seiten: So fand im November 2023 der Tag der kirgisischen Wirtschaft in Hamburg statt. Anwesend waren Akylbek Dschaparow, der Premierminister der Kirgisischen Republik, zahlreiche politische Vertreter und über 180 Wirtschaftsvertreter aus beiden Ländern. Im Fokus standen die Themen Fachkräfte, Logistik, Grüne Transformation, IT-Kooperation und Landwirtschaft.

Aufstrebendes Schwellenland

In vielen dieser Bereiche will das zentralasiatische Land aufholen und ist dafür auch auf Technologie-Importe angewiesen. Die Kirgisische Republik ist auf der Liste der Entwicklungs- und Schwellenländer vertreten. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erstellt diese Liste basierend auf den Erhebungen der Weltbank zum Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf in den Ländern. Kirgisistan zählt dabei zu den aufstrebenden Nationen. Ein Blick auf die Zahlen zeigt die konstante wirtschaftliche Entwicklung: So wuchs das BIP zwischen 2018 und 2022 von 8,3 auf 10,9 Mrd USD, die Bevölkerung wuchs zwischen 2011 und 2021 von 5,5 auf 7 Millionen Menschen, gleichzeitig sanken die Armutsquote sowie die Zahl der Arbeitslosen. Mit Blick auf die Infrastruktur hat die zentralasiatische Republik allerdings noch einen weiten Weg vor sich. Das gesamte Land ist zwar mittlerweile elektrifiziert, laut Asian Development Bank (ADB) hatten aber im Jahr 2021 immer noch 30% der Bevölkerung keinen Zugang zu sicherer Trinkwasser-Infrastruktur.

Der OECD-Status als Schwellenland birgt einen entscheidenden Vorteil, von dem auch exportierende Unternehmen profitieren können: Die Länder und ihre Unternehmen sind berechtigt, Zuschüsse und Darlehen von nationalen oder supranationalen Entwicklungsorganisationen zu erhalten. Zu diesen Organisationen zählen etwa die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), die International Finance Corporation (IFC), die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) oder die ADB. Entwicklungsbanken sind zuverlässige Finanziers mit standardisierten Prüfprozessen. Ist ein Institut an einem Projekt beteiligt, ist das für weitere Geldgeber oft ein positives Signal.

Entwicklungsbanken: Chance, Herausforderung und Segen

Wo Chancen warten, sind Herausforderungen naturgemäß nicht weit. Die Vorgaben der Entwicklungsbanken machen die Projekte wesentlich komplexer – die Kehrseite der strengen Prüfprozesse und harten Vorgaben. Das Risiko für Exporteure: Wenn sich die Auszahlung der Entwicklungsbank verzögert, kann es sein, dass weitere öffentliche Projektmittel neu beschlossen und bewilligt werden müssen. Für einen Exporteur bedeuten Projekte mit einem Anteil Entwicklungsfinanzierung deshalb Fluch und Segen zugleich: Projekte sind oft erst möglich, weil öffentliche Geldgeber beteiligt sind. Die Risiken einer Verzögerung oder eines zumindest zeitweisen Zahlungsausfalls aufgrund der komplexen Finanzierungsstruktur trägt allerdings zunächst der Exporteur.

Die gute Nachricht: Die richtigen Finanzierungspartner können hier Abhilfe schaffen, indem sie einen Teil dieser Risiken schultern. Diese Erfahrung machte ein Unternehmen, das technische Komponenten für den Aufbau einer Wasseraufbereitungsanlage nach Kirgisistan liefern sollte. Der Bau der neuen Anlage sollte die Abwasserversorgung in zwei Städten am Issyk-Kul-See in der östlichen Region der zentralasiatischen Republik verbessern, das bestehende Abwassersystem dazu modernisiert und erweitert werden. Mit im Boot: die lokale Regierung sowie die ADB als Geldgeber. Mit einem Auftragsvolumen von mehreren Millionen Euro war dieser Auftrag für den deutschen Exporteur eine veritable Geschäftschance.

Bei dem deutschen Unternehmen handelte es sich um einen erfahrenen Exporteur, der bereits zahlreiche Projekte weltweit strukturiert und abgewickelt hatte. Dennoch blitzte das Unternehmen mit der Anfrage nach einer Finanzierungsabsicherung bei seiner deutschen Hausbank ab. Zu komplex seien die Projektumstände, zu volatil das regionale Umfeld, insgesamt zu hoch und schlecht zu bewerten das Risiko.

Risikoabsicherung durch Akkreditivbestätigung

Hier kam die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ins Spiel. Die LBBW verfügt über fundierte Expertise, Marktkenntnisse und eine eigene Repräsentanz in Zentralasien und kann lokale Risiken so gezielt analysieren. Der Ansatz der LBBW, um das Absicherungsproblem des deutschen Unternehmens zu lösen: Sie sichert das Unternehmen mit einem Akkreditiv gegen einen Zahlungsausfall ab. Dieses Risiko kann sie selbst gut strukturieren, da sie über Netzwerke zu lokalen Banken sowie zu weiteren Drittbanken, wie Entwicklungsbanken, verfügt.
So entsteht eine Kombination aus gleich mehreren Sicherheiten. Der deutsche Exporteur hat mit dem kirgisischen Besteller eine Zahlungsvereinbarung vereinbart, basierend auf einem bestätigten Akkreditiv einer lokalen Bank. Liefert der Exporteur wie vereinbart, sind die lokale Bank sowie die bestätigende Bank – in diesem Fall die LBBW – verpflichtet zu zahlen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die regionale Marktkenntnis der LBBW sowie der intensive Kontakt zu supranationalen Instituten wie der ADB. So konnte die Landesbank wiederum einen Teil ihres Risikos zur ADB umstrukturieren.

Im Ergebnis macht jeder, was er am besten kann: Der Exporteur konzentriert sich auf sein Kerngeschäft. Er weiß, dass die Zahlungen unter dem Liefervertrag abgesichert sind, und muss sich nicht um Länder- und Zahlungsrisiken sorgen. Die LBBW strukturiert die komplexe Absicherung des Auslandsgeschäfts. Dabei profitiert sie von ihrer Kenntnis der regionalen Märkte und der Vernetzung mit Partnerbanken und Entwicklungsbanken.

Ein starker und verlässlicher Partner

Die LBBW kann nicht zuletzt durch diese ausgeprägten Netzwerke Risiken in den Märkten Zentralasiens eruieren und valide einschätzen. Mit ihrer Repräsentanz in der usbekischen Hauptstadt Taschkent unterstützt die Landesbank deutsche Exporteure beim Eintritt in die zentralasiatischen Märkte. Expertinnen und Experten der LBBW beraten deutsche Mittelständler u.a. zum Markteintritt, zur Exportfinanzierung und vermitteln den Kontakt zu lokalen Behörden, Kammern, Verbänden, Anwälten und Banken vor Ort. Sie liefern Informationen über die Marktsituation in der Region und sind erfahrene Partner an der Seite ihrer Kunden, wenn es darum geht, die vielfältigen Chancen auf den aufstrebenden Exportmärkten Zentralasiens gewinnbringend zu nutzen.

ildar.kamachev[at]lbbw.de

thomas.deutscher[at]lbbw.de

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