Die amerikanische Wirtschaft wächst, doch die Qualität der B2B-Forderungen lässt zu wünschen übrig: 52% des Gesamtwerts ­ausstehender Forderungen von Unternehmen, die nach 90 Tagen noch immer überfällig waren, konnten im amerikanischen
Raum nicht mehr erfolgreich eingezogen werden. Das ergab das Zahlungsmoralbarometer des Kreditversicherers Atradius.
Für die aktuelle Studie wurden über 800 Unternehmen befragt.

Von Dr. Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa, Atradius Kreditversicherung

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Positive Konjunktursignale

Die US-Wirtschaft wächst seit 2012 jährlich um gut 2%, auch Kanada und Mexiko erreichen inzwischen diese Steigerungsrate. Damit nähert sich Nordamerika dem Wachstumstempo der Weltwirtschaft, das 2015 über 3% liegen wird. Dieser positive Trend wird vor allem von der verbesserten konjunkturellen Situation in den entwickelten Märkten gestützt. Sie trägt zu einem günstigeren Geschäftsklima und einer besseren Einschätzung der Kredit-risiken bei.

Herausforderungen für die Profitabilität

Trotz der guten Konjunkturaussichten sehen 31% der befragten amerikanischen Unternehmen die Sicherstellung ausreichender Liquidität als größte Herausforderung für ihre Gewinnerwartungen. In Mexiko lag der Anteil mit 32,4% sogar noch über der US-Quote. In Kanada lag er mit 27,6% darunter. Als weitere relevante Faktoren mit Einfluss auf die Unternehmensgewinne wurden der Rückgang der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen (26,5%), die Einbringung ausstehender Forderungen (22,5%) und die Beschränkung der Kreditvergabe durch die Banken (20,0%) genannt.

Insbesondere der hohe Anteil der Befragten, die einen Rückgang der Nachfrage befürchten, will nicht recht zu der günstigen konjunkturellen Situation in Nordamerika passen. Am größten ist die Skepsis in Mexiko (29,1%), gefolgt von Kanada (27,1%) und den USA (25,2%). In Europa liegt die befürchtete mögliche Abschwächung der Nachfrage mit 32,2% gleichauf mit den Sorgen um eine ausreichende Liquidität. Das Inkasso ausstehender Forderungen ist insbesondere in den USA (25,2% der Antworten) von Bedeutung, wo der Anteil der uneinbringlichen Forderungen mit 3,2% über dem amerikanischen Durchschnitt von 2,7% liegt.

Gefahr von Forderungsverlusten

Weiterhin ergab die Studie, dass ein Drittel der Forderungssumme (38,4%) gegenüber Geschäftspartnern am Fälligkeitstermin noch nicht bezahlt war. Nach 90 Tagen waren noch 5,2% der Lieferantenforderungen offen. Knapp 3% fielen ganz aus. Damit konnten 52% des gesamten Forderungsbestandes, der nach drei Monaten noch immer nicht bezahlt war, nur noch abgeschrieben werden. Zum Vergleich: In Europa mussten im Durchschnitt 35% der nach 90 Tagen noch ausstehenden Rechnungen als Forderungsverlust ausgebucht werden.

Praxis des Forderungsmanagements

Über 80% der befragten Unternehmen nutzen daher verschiedene Instrumente zum Schutz gegen Forderungsausfall. Besonders wichtig sind den Befragten dabei die Prüfung der Kreditwürdigkeit ihrer Abnehmer, eine sichere Zahlweise oder eine Kombination beider Formen. Ebenso sind das Versenden von Mahnungen und die Beauftragung eines Inkassodienstleisters effektive Methoden zum Schutz gegen Ausfälle. Die hier beschriebenen Maßnahmen können die Gefahr von Forderungsverlusten verringern. Allerdings wiesen die Befragten auch darauf hin, dass das Ausfallrisiko damit nicht vollständig ausgeschlossen wird. Nichteinziehbare Forderungen bleiben ein Thema. Denn die Konsequenzen nicht bezahlter Rechnungen für den Umsatz bzw. den Cashflow können schwerwiegend sein. Verluste kosten nicht nur Zeit und Geld. Sie fehlen auch für zukünftige Investitionen.

Lange Forderungs­laufzeiten

Die beobachteten verspäteten Zahlungen führen zu einem signifikanten Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Zahlungsziel (28 Tage) und der durchschnittlichen Forderungslaufzeit (48 Tage). Diese Spanne von 20 Tagen kann schon ein Hinweis auf ein erhöhtes Ausfallrisiko sein. Je größer die Spanne ist, desto höher ist das Risiko für einen Forderungsausfall. Nahezu ein Drittel der Befragten bestätigte dieses Ergebnis. Sie gaben an, dass die Wahrung eines ausreichenden Cashflows die größte Herausforderung innerhalb der Unternehmen darstelle.

Professionelles Forderungsmanagement wichtiger denn je
Unseren Experten David Huey, Regional Director Atradius Trade Credit Insurance NAFTA, überraschen die Studienergebnisse nicht: „Die Wirtschaft mag Erholungszeichen zeigen, aber die Probleme, mit denen die Unternehmen konfrontiert werden, wie verspätete Zahlungen, Zahlungsausfälle oder gar die Insolvenz von Geschäftspartnern, bleiben weiterhin ein Thema“. Die Studienergebnisse bestätigen, dass Firmen über ein professionelles Forderungsmanagement verfügen sollten, um sich gegen Liquiditätsengpässe zu schützen. Die wirksamste Absicherungsform ist eine Kreditversicherung. Weiterer Vorteil: Sie kann helfen, den DSO zu verkürzen und den Cashflow zu verbessern. Die Firmen können so abgesichert wettbewerbsfähigere Zahlungsziele an-bieten.

Kontakt: thomas.langen[at]atradius.com

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