Der „Ferne Osten“ der Russischen Föderation galt in der westlich orientierten Bevölkerungsmehrheit des Landes lange als rückständiges Hinterland ohne große Entwicklungsperspektive außerhalb der lukrativen Rohstoffförderung. Mit der stürmischen Wirtschaftsentwicklung in den asiatischen Nachbarländern gewinnen die Städte am Pazifik jedoch an Gewicht und Wirtschaftskraft. Als Tagungsort des Gipfeltreffens der Asiatisch-pazifischen Wirtschaftskooperation APEC stand Wladiwostok nun im Fokus.
Von Gunther Schilling, Redaktionsleiter ExportManager, F.A.Z.-Institut
Am 7. und 8. September 2012 krönte das Gipfeltreffen der APEC-Staaten eine Reihe von Veranstaltungen, auf denen sich Russland als Gastgeberland seinen asiatisch-pazifischen Partnern präsentierte. Die Vertreter führender internationaler Konzerne trafen auf die Staats- und Regierungschefs der 21 APEC-Staaten aus Asien, dem Pazifik und von der Westküste Amerikas.
Zur Eröffnung präsentierte der russische Präsident Wladimir Putin einen hoffnungsvollen Ausblick auf die Zusammenarbeit mit den asiatischen Nachbarn. Die Liberalisierung des Handels solle den Anteil der APEC-Länder am russischen Außenhandel erhöhen. Derzeit entfalle etwa ein Viertel der russischen Ex- und Importe auf die APEC und die Hälfte auf die EU. In fünf bis zehn Jahren solle der APEC-Handel bedeutender sein als der Warenaustausch mit der EU. Die derzeitige Wirtschaftskrise erfordere jedoch staatliche Eingriffe zum Schutz gefährdeter Industrien.
Der von den USA vorgeschlagenen Transpazifischen Partnerschaft (TPP) mit dem Ziel einer asiatisch-pazifischen Freihandelszone wollen Russland und China derzeit nicht beitreten. Beide Länder sehen gute Entwicklungschancen im eurasischen Raum durch einen forcierten Ausbau der Verkehrswege.
Auf einer Veranstaltung der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit, der neben Russland und China die zentralasiatischen Staaten angehören, hatte China zuvor eine Wiederbelebung der Seidenstraße vorgeschlagen. Laut Chinas Premierminister Wen Jiabao nimmt eine neue Seidenstraße aus Straßen, Schienen, Flug- und Kommunikationsverbindungen sowie Öl- und Gaspipelines Gestalt an.
Experten eines anlässlich der China-Eurasia Expo stattfindenden Logistikforums hatten den immer noch hohen Aufwand für Visa- und Zollformalitäten auf der Strecke kritisiert. So müssten Kraftfahrer zur Visabeantragung oft persönlich in den Botschaften der Transitländer erscheinen. Es seien trotz Zollvereinfachungen zusätzliche Kontrollstellen eingerichtet worden. Zudem müssten Waren öfters umgeladen werden, was den Transport verteuere. Die Zugverbindungen zwischen Europa und China seien mit 15 Tagen zwar schneller als mit dem Schiff, das 35 Tage benötige. Angesichts des geringen Transportvolumens entstünden jedoch hohe Frachtstückkosten.
Kontakt: g.schilling[at]faz-institut.de
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