Ob Autobauer, Chemiekonzern oder Sportartikelhersteller: In den vergangenen Jahren haben viele Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Produktionsstätten in asiatischen Ländern aufgebaut. Doch wer Geschäfte in fremden Währungen abschließt, geht stets ein Wechselkursrisiko ein.

Die Wechselkurse asiatischer Währungen zueinander gewinnen für Unternehmen aus der DACH-Region zunehmend an Bedeutung. Der asiatische Devisenmarkt birgt spezielle Risiken. Doch es gibt Möglichkeiten der Absicherung.

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Ob Autobauer, Chemiekonzern oder Sportartikelhersteller: In den vergangenen Jahren haben viele Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Produktionsstätten in asiatischen Ländern aufgebaut. Einige wollen die Marktchancen in der Region durch zusätzliche Kapazitäten nutzen. Andere haben ihre Produktion ganz oder teilweise dorthin verlagert – zum Beispiel nach China. Angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung verkaufen viele Firmen ihre Produkte verstärkt in Asien. Schließlich ist der Kontinent ein Wachstumsmarkt mit großem Potential.

Wechselkurse gewinnen an Bedeutung

Diese Entwicklungen sorgen dafür, dass die Kurse asiatischer Devisen für Unternehmen aus der DACH-Region zunehmend an Bedeutung gewinnen. Ein Beispiel: Wenn ein Unternehmen mit Sitz in Deutschland seine Produkte in einer chinesischen Fabrik herstellt und von dort aus an Verkaufsstätten in Japan, Südkorea oder Indien liefert, kommen der Japanische Yen, der Südkoreanische Won oder die Indische Rupie sowie der Chinesische Renminbi als Fakturierungswährungen ins Spiel.

Wer Geschäfte in fremden Währungen abschließt, geht stets ein Wechselkursrisiko ein. Denn die Wechselkurse von Währungen schwanken – mal mehr, mal weniger stark. Verkauft zum Beispiel heute ein Unternehmen seine Maschine zum Preis von 30 Mio Yen (JPY) nach Japan, so weiß es nicht, welchen Yen/Euro-Kurs es für den Erlös bei Lieferung in sechs Monaten erhalten wird.  Unternehmen mit Auslandsaktivitäten sind deshalb auf ein gutes Währungsmanagement angewiesen und sollten sich gegen Wechselkursrisiken absichern.

Währungsmanagement muss Regularien beachten

Ein gängiges Instrument dafür sind Termingeschäfte. Dabei vereinbart ein Unternehmen den Tausch bestimmter Währungen zu einem bestimmten Zeitpunkt und zu einem bestimmten Kurs. Die Firma sichert sich somit ihre Gewinnmarge, unabhängig davon, ob die Währung zum Zielzeitpunkt mehr oder weniger wert ist, und eliminiert dadurch das Wechselkursrisiko.

In Asien ist das Management von Währungsrisiken in mehrerlei Hinsicht komplex. Das liegt anderem daran, dass die Devisenmärkte vieler Länder in der Region reguliert sind. Lediglich in Singapur, Japan und Hongkong sind die Landeswährungen frei konvertierbar, unterliegen also keinen Beschränkungen seitens der Regierung und können in unbegrenzter Menge gegen andere Währungen eingetauscht werden.

Politische Risiken belasten

Dazu kommt, dass Spannungen und Konflikte die Wechselkurse vieler asiatischer Währungen schwanken lassen. Zum Beispiel der Handelskonflikt zwischen China und den USA: Der Streit zwischen den beiden größten Wirtschaftsnationen der Welt schwelt seit Monaten. Zuletzt hat US-Präsident Donald Trump der Volksrepublik eine Fristverlängerung im Zollstreit gewährt. Er hatte der chinesischen Regierung ursprünglich eine Frist bis zum 1. März gesetzt, um ein Angebot mit weitreichenden Zugeständnissen in Handelsfragen zu machen. Ansonsten würden die Vereinigten Staaten die Strafzölle auf Importgüter aus China von 10% auf 25% erhöhen, drohte Trump. Nach Gesprächen, die dem US-Präsidenten zufolge konstruktiv verliefen, gewährte er China nun Aufschub.

Doch es wäre eine Illusion, von einem baldigen Ende des Handelsstreits auszugehen. Der Konflikt dürfte noch längere Zeit für Unruhe sorgen. Das hat auch Auswirkungen auf andere asiatische Länder. China etwa ist für Südkorea einer der wichtigsten Exportmärkte, ungefähr 25% aller südkoreanischen Ausfuhren gehen in die Volksrepublik: Speicherchips und Mobiltelefone von Samsung, Autos von Hyundai, Monitore, Bildschirme. Der chinesisch-amerikanische Handelskonflikt könnte also auch auf Südkorea abstrahlen.

Auch zwischen Japan und Südkorea kommt es immer wieder zu Spannungen, die ihren Ursprung in der japanischen Kolonialzeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben. Zuletzt hat Japan Anspruch auf eine zu Südkorea gehörende Inselgruppe erhoben. Und dann ist da noch Nordkorea. Das Land liegt mit verschiedenen Staaten im Clinch, allen voran mit den USA – trotz Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Zwar hat sich die Lage in den vergangenen Monaten stabilisiert. Bislang hat Nordkorea seine Nukleararsenale allerdings noch nicht nennenswert abgebaut – entgegen anderslautender Versprechen.

Währungen Ostasiens relativ stabil

Die Wechselkurse der heimischen Währungen in südostasiatischen Ländern wie den Philippinen, Indonesien und Malaysia unterliegen angesichts weltwirtschaftlicher und geopolitischer Faktoren stärkeren Schwankungen. In Japan, China und Südkorea dagegen waren die Wechselkurse in den vergangenen Jahren relativ stabil. Während der Japanische Yen frei konvertierbar ist, hat Chinas Regierung den Renminbi seit dem Jahr 1994 an den US-Dollar gekoppelt und wacht seither über die Wechselkursentwicklung. Und sowohl die Volksrepublik als auch Südkorea haben seit der Finanzkrise im Jahr 2008 massiv Währungsreserven aufgebaut, welche im Falle von Kapitalabflüssen zur Stützung der Währung herangezogen werden können.

Dennoch ist selbst der Umgang mit vergleichsweise stabilen asiatischen Devisen komplex und erfordert ein gutes Risikomanagement, zumal weltwirtschaftliche und geopolitische Rahmenbedingungen auch hier temporär für erhöhte Volatilität sorgen können.

Südkoreas Wirtschaft schwächelt

Ein besonders herausforderndes Umfeld bietet sich Unternehmen aus der DACH-Region in Südkorea – und das, obwohl die Währung des Landes vergleichsweise wenig schwankt. Der Südkoreanische Won war in den zurückliegenden fünf Jahren ähnlich stabil wie der US-Dollar oder der Euro. Die Währung ist seit zwei Jahrzehnten frei konvertierbar – zumindest theoretisch. In der Praxis ist der Südkoreanische Won nur in Südkorea lieferbar, Zahlungsabwicklungen sind gemäß geltenden Bestimmungen nur auf dem südkoreanischen Onshoremarkt möglich.

Aktuell schwächelt die Wirtschaft des Landes. Im vergangenen Jahr war das süd­koreanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um 2,9% gewachsen. Für 2019 hat die Bank of Korea ihre Wachstumsprognose jüngst nach unten korrigiert. Statt 2,7% erwartet die südkoreanische Zentralbank für dieses Jahr nun ein Wirtschaftswachstum von 2,6%. Gründe für die schwächelnde Wirtschaft sind die rückläufige Investitionstätigkeit der Unternehmen im Land sowie die steigende Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote in Südkorea lag jahrelang stabil bei rund 3,5%, stieg zuletzt aber auf 4,5%. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass die Regierung unter Präsident Moon Jae-in den Mindestlohn angehoben hat.

Die spezifischen Herausforderungen des asiatischen Währungsmarktes lassen sich nur mit einem kompetenten Partner in der Region handhaben. Die LBBW ist für ihre europäischen Kunden ein solcher Partner, insbesondere für Firmenkunden aus der DACH-Region: Als eines von lediglich zwei Instituten aus der DACH-Region verfügt die LBBW über eine Vollbanklizenz in Südkorea. Die Niederlassung in Seoul bietet unter anderem Finanzierungen auf den Südkoreanischen Won und damit verbundene Transaktionen zur Währungsabsicherung an. Das Währungsmanagement erfolgt über klassische Termingeschäfte und wird in vollem Umfang von der LBBW übernommen. So können sich die Kunden auf das Wichtigste konzentrieren: den Geschäftserfolg auf dem asiatischen Kontinent.

rene.wittenberg@LBBWkr.com

www.LBBW.de

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