Im März 2010 befragten wir rund 600 Exportmanager zur Entwicklung ihres Auslandsgeschäfts. Der überwiegende Teil der Antworten zeigt eine positive Einschätzung der Absatzentwicklung und eine Zunahme der Bedeutung Europas und Asiens. Beeinträchtigt wurde das Exportgeschäft 2009 vor allem durch etwas schlechtere Finanzierungsmöglichkeiten und Handelshemmnisse in den Absatzmärkten. Die Präsenz auf Messen dürfte 2010 wieder etwas zunehmen.
Von Dr. Annika Dröge, Redakteurin, F.A.Z.-Institut
Mehr als die Hälfte der 65 antwortenden Unternehmen stammte aus der Industrie, insbesondere dem Maschinen- und Anlagenbau (23%), den Branchen Chemie, Pharma und Biotechnologie (11%) sowie Nahrungs- und Genussmittel (9%). Mit 15% waren auch Handelsunternehmen stärker vertreten. 40% der Unternehmen hatten bis 100 Mitarbeiter, weitere 43% über 100 bis 1.000 Mitarbeiter und lediglich 17% mehr als 1.000 Mitarbeiter. Damit deckt die Befragung vor allem Ergebnisse kleiner und mittelgroßer Unternehmen ab, deren Entwicklung zumeist nicht so intensiv dokumentiert wird wie die großer Unternehmen.
Die Rückmeldungen zur Exportentwicklung der befragten Unternehmen im Jahr 2009 weisen auf eine insgesamt erfolgreiche Krisenbewältigung hin. Bei 43% der Unternehmen entwickelte sich der Export besser als im Durchschnitt der deutschen Wirtschaft. Weitere 32% berichten von einem durchschnittlichen Exportgeschäft, was einem Rückgang um rund 18% gegenüber 2008 entspricht. Lediglich 25% wiesen schlechtere Ergebnisse auf.
Mit Blick auf die Mitarbeiterzahl waren allerdings die größeren Unternehmen erfolgreicher als die kleinen Betriebe. So konnten 55% der Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern überdurchschnittliche Exporte vermelden, auch in der Klasse von über 100 bis 1.000 Mitarbeitern waren es noch 50%, dagegen sank der Anteil der erfolgreicheren Unternehmen in der Klasse bis 100 Mitarbeiter auf 31%.
Beachtlich ist die aktive Reaktion auf den Rückgang der Auslandsaufträge. 48% der Unternehmen konnten die Zahl ihrer Absatzmärkte 2009 erhöhen. Bei weiteren 43% blieb die Zahl konstant, nur 9% zogen sich aus bisherigen Absatzmärkten zurück. Besonders aktiv waren die kleineren Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern, von denen 58% die Zahl ihrer Absatzmärkte erhöhten. In der Klasse von über 100 bis 1.000 Mitarbeitern waren es noch 43% und bei größeren Unternehmen 36%.
Als Absatzmärkte mit zunehmender Bedeutung im Jahr 2009 nannten 42% der Unternehmen Westeuropa, 38% Asien und 37% Osteuropa. Amerika und Afrika standen deutlich seltener im Fokus. Besonders oft wurde allerdings auch eine gesunkene Bedeutung Osteuropas (34%), Westeuropas (25%) und Nordamerikas (20%) genannt, so dass in der Nettobetrachtung (Zunahme minus Abnahme) Asien den stärksten Ausschlag Richtung Bedeutungsgewinn (+26) vor Westeuropa (+17) aufweisen konnte. Für 2010 sehen die befragten Unternehmen erneut Osteuropa (58%), Asien (55%) und Westeuropa (54%) nahezu gleichauf als Märkte mit zunehmender Bedeutung.
Zuversichtlich war die Mehrheit der Unternehmen auch hinsichtlich der Exportentwicklung 2010. Ausgehend von der Prognose des F.A.Z.-Instituts, das eine Zunahme der nominalen Ausfuhr um 7% annimmt, erwartet knapp die Hälfte der Unternehmen ein Exportwachstum von mehr als 7%, weitere 25% sehen zumindest eine Zunahme von bis zu 7%, und 25% erwarten stagnierende Exporte. Nur 3% rechnen mit einem weiteren Exportrückgang.
Als wichtiger Indikator für die Ausweitung des Auslandsgeschäfts gilt die Beteiligung an Auslandsmessen. Hier waren 18% der Befragten 2009 stärker präsent als im Vorjahr, dagegen haben 29% ihre Messepräsenz verringert. Dieses Bild passt zu den rückläufigen Aussteller- und Besucherzahlen wichtiger Leitmessen im vergangenen Jahr. Im Jahr 2010 wollen dagegen 23% ihre Präsenz erhöhen, und nur 18% der Unternehmen wollen sie verringern. Die jährliche AUMA-Befragung im Oktober 2009 hatte für die Erhöhung der Messebeteiligungen im Ausland noch einen Anteil von 14% der Unternehmen ergeben, 18% wollten ihre Beteiligung verringern.
Die Umsetzung des Auslandsgeschäfts wurde 2009 durch einige administrative Änderungen in Deutschland und die zunehmenden Handelshemmnisse im Ausland erschwert. In Deutschland gilt seit 1. Juli 2009 die elektronische Zollanmeldung (ATLAS) und bereitet einigen Unternehmen fallweise übermäßigen Aufwand (siehe ExportManager 1/2010). 27% der Befragten fanden dies besonders hinderlich. Die stärkere Ausfuhrkontrolle gerade auch in Hinsicht auf den Abgleich der beteiligten Personen mit Antiterrorlisten erschwert das Ausfuhrverfahren zusätzlich. Dies war jedoch nur für 17% eine besondere Erschwernis. Dagegen waren für 56% der Befragten die Handelshemmnisse in den Zielländern ein besonderes Hindernis für ihr Exportgeschäft. Hierzu zählt insbesondere die Bevorzugung inländischer Anbieter bei Ausschreibungen im Rahmen von Konjunkturprogrammen. In diese Richtung äußerten sich bereits die vom DIHK im Rahmen der Studie Going International befragten Unternehmen im Herbst 2009.
Auch die Finanzierung von Exportgeschäften wurde in der DIHK-Befragung von vielen Unternehmen bemängelt. In unserer aktuellen Umfrage bezeichneten 6% die Finanzierungsbedingungen im Jahr 2009 als deutlich schlechter, und für 35% waren sie etwas schlechter. Mit 52% war der Anteil der Unternehmen mit unveränderter Finanzierungslage jedoch recht hoch. 6% gaben sogar bessere Finanzierungsmöglichkeiten an. Zusätzliche Lieferantenkredite zur Exportfinanzierung gewährten 25% der Unternehmen und gingen damit selbst stärker ins Risiko.
Hinsichtlich der Versicherung von Auslandsforderungen zeigte sich eine Diskrepanz zwischen Versicherungsbedarf und Abdeckungsmöglichkeit. Außergewöhnliche Zahlungsausfälle machten 35% der Unternehmen zu schaffen, 48% hatten gleichzeitig besondere Schwierigkeiten bei der Versicherung ihrer Auslandsforderungen. Darauf reagiert ein Teil mit der Ausweitung der Versicherung. So planen 32% der Unternehmen, die Abdeckung ihrer Forderungsrisiken im Export 2010 zu erhöhen.
Kontakt: annika.droege[at]faz-institut.de
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