Internationale Handelsgeschäfte gehören zu den arbeitsintensivsten Transaktionen überhaupt, denn sie erfordern einen hohen manuellen Aufwand, unter anderem für deren Abwicklung. Die Beauftragung und Abwicklung von Trade-Finance-Geschäften ist daher für viele Unternehmen eine große Herausforderung. Die Digitalisierung, die an vielen Stellen das Bankgeschäft verändert, steht hier noch am Anfang.

Von Michael Fenyk, Senior Product Manager, Deutsche Bank AG

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Aufwand prüfen

Oftmals müssen Unternehmen ihre Akkreditive und Avale bei den lokalen Banken eigenständig über unterschied­liche Formate, eine Vielzahl von Bankensystemen und Autorisierungsmöglichkeiten oder sogar vollständig auf Papier abwickeln. Das kostet Zeit, bedeutet enormen Aufwand und bindet sehr viele Ressourcen auf der Unternehmensseite.

Schaut man sich die Wertschöpfungskette der Handelsaktivitäten vom Einkauf über die Produktion und Lieferung bis hin zum Verkauf an, stellt man fest, dass Teilbereiche bereits ein hohes Maß an Automatisierung aufweisen. Allerdings wird der Informationsfluss entlang der gesamten Wertschöpfungskette ineffizient, umständlich und fehlerträchtig abgewickelt, was an vielen manuellen Schritten und archaischen Formaten wie papierbasierten Aufträgen liegt.

Dabei könnte der gesamte Ablauf in eine hochgradig automatisierte Prozesskette und damit in das digitale Zeitalter überführt werden. Denn auch viele Bereiche der Unternehmen sind bereits digitalisiert und bieten damit eine gute Grundlage für die Automatisierung von Trade-Finance-Geschäften zwischen Banken und Unternehmen. Allerdings stand aufgrund einer Vielzahl dringenderer Anforderungen, z.B. aus dem regulatorischen Bereich, bei vielen Unternehmen das Thema Digitalisierung der Handelsgeschäfte nicht weit genug oben auf der Prioritätenliste.

Alle Beteiligten vernetzen

Nicht nur die klassischen Transaktionsbanken beeinflussen die Digitalisierung bei Handelsgeschäften, sondern auch andere Parteien, die eingebunden sind, beispielsweise Speditionen, Reedereien, Handelskammern, Versicherungen, Zollbehörden. All diese Gruppen können in ihrem Rahmen zur Automatisierung und damit Digitalisierung von Handelstransaktionen beitragen. Allerdings setzt das bei diesen Unternehmen die Bereitschaft ­voraus umzudenken. Hierfür müssen bestehende Abläufe neu aufgesetzt werden, was wiederum verlangt, dass Richt­linien wie Risiko- und Sicherheitsvorschriften an das neue Zeitalter angepasst werden müssen. Erst dann kann der digitale Wandel die vollständige Wertschöpfungskette im Trade-Finance-Bereich, also dem Akkreditiv- und Avalgeschäft, umfassen.

Dabei existieren die Grundlagen zur Digitalisierung von Informationen zwischen Banken und Unternehmen für Trade-Finance-Geschäfte längst. Die Beauftragung und Abwicklung dieser Geschäfte kann heute bereits über den globalen Multibankstandard „SWIFT MT798“ dargestellt werden. Die etablierte SWIFT-Kommunikation auf Unternehmensseite wurde über die Nutzung für den Zahlungsverkehr sowie für Devisenhandels-transaktionen hinaus nun auch auf Handelsgeschäfte ausgeweitet. Somit ist bereits heute die internationale, reibungslose End-to-End-Abwicklung von Akkreditiven und Avalen auf Basis des einheitlichen Formates „MT798“ mit Banken möglich.

Der Trend geht auf Unternehmensseite ganz klar zur Implementierung von multibankfähigen globalen Trade-Finance-Instrumenten für das Akkreditiv und Avalgeschäft. Diese allgemeine Tendenz wurde in vielen Kundengesprächen und unabhängigen Umfragen gefestigt und spiegelt die aktuelle Marktsituation wider. Denn die Automatisierung/Digitalisierung im Trade-Finance-Bereich erlaubt eine Kosten- und Zeiteinsparung, steigert die Produktivität und bietet viele neue Möglichkeiten rund um Themen wie z.B. Reporting, die Regulierung und Normierung.

Standards nutzen

Der strukturierte MT798 bietet noch weitere Aspekte, wie die vollständige Integration in die Enterprise-Resource-Planning(ERP)- bzw. Treasury-Management-Systeme (TMS), damit Unternehmen eine zentrale bzw. globale Übersicht über Avale und Akkreditive sowie deren Konditionen erhalten können. Hierdurch wird eine optimale Transparenz der einzelnen Transaktionen gewährleistet. Viele Kundensysteme unterstützen bereits heute die SWIFT-MT798-Trade-Finance-Lösung und ermöglichen dadurch eine einfache Integration in die Kunden- sowie Bankensysteme.

Die Deutsche Bank erweitert zurzeit in Kooperation mit den TMS-Anbietern die gemeinsame Cashintegrationslösung in Richtung des Trade-Finance-Bereichs. Auf diese Weise kann in Zukunft das gesamte Akkreditiv- und Garantiegeschäft mit Hilfe von SWIFT-MT798-Nachrichten über die bestehenden Integrationsanwendungen abgewickelt werden. Diese praxisorientierte Komponente bringt den Kunden ganz konkrete Vorteile, etwa eine erhöhte Automatisierung in der Abwicklung und einen zentralen Überblick über alle Geschäfte. Zudem benötigen Unternehmen für sämtliche Cashmanagement- und Trade-Finance-Geschäfte dann nur noch ein einziges multibankfähiges TMS – ein zukunftsweisender Industriestandard bei gleichzeitiger Erfüllung gesetzlicher Vorgaben.

Weichen für Digitalisierung stellen

Kurzum: viele Unternehmen nutzen zur effizienteren Abwicklung ihres Zahlungsverkehrs bereits heute die multibankfähige SWIFT-Kommunikation. Mit der Einführung der SWIFT-Nachrichten „MT798“ bietet SWIFT einen wichtigen Baustein zur Steigerung der Automatisierung und Effizienz von Handelstransaktionen. Die globale Trade-Finance-Lösung ermöglicht eine reibungslose End-to-End-Integration in die ERP- bzw. TM-Systeme der Kunden und bietet somit einen durchgängigen Bearbeitungsprozess.

Die Weichen für die Digitalisierung des Trade-Finance-Geschäfts durch SWIFT MT798 sind gestellt. Die Deutsche Bank begleitet Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Automatisierungsprojekte und gibt Auskunft, wie die reibungslose Integration mit den jeweiligen ERP/TMS-Anbietern erfolgen könnte.

Kontakt: michael.fenyk@db.com

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