Solange es für Covid-19 weder Impfstoff noch Behandlung gibt, werden die Unterhaltungselektronik- und die IKT-Branche weiterhin von erheblicher Ungewissheit belastet.

Die Umsatzzuwächse durch Home-Office und Distanzunterricht können die Einbußen in der Fertigungsindustrie voraussichtlich nicht vollständig kompensieren.

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Unterhaltungselektronik sowie Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) wurden von der Covid-19-Krise schwer erschüttert. Dabei ist diese Krise einzigartig, da sie nicht von einem Nachfrage- oder Produktionsrückgang ausgelöst wurde. Drei Probleme müssen gleichzeitig bewältigt werden: Störungen der Lieferkette, ein Wegbrechen der Nachfrage sowie Unterbrechungen in der Produktion.

Covid-19 blockierte die Lieferketten

Die Lieferkette der Elektronikindustrie wird in den Segmenten Unterhaltungselektronik und ITK von China dominiert, das wichtige Vorgänge in der Gerätemontage ausführt. Die zu montierenden Produkte stammen im Allgemeinen aus Japan, Südkorea, Taiwan, Singapur oder einigen chinesischen Provinzen. Als China als erstes Land von der Covid-19-Pandemie heimgesucht wurde, führte dies zu einer Störung der weltweiten Lieferketten.

Als Nächstes brach die Pandemie in anderen asiatischen sowie in europäischen Ländern aus. Das veranlasste Regierungen und Unternehmen zu drastischen Maßnahmen wie Grenzschließungen, die die internationalen Lieferketten ebenfalls schwächten. Seit vergangenem Juni ist China jedoch eine rasche Erholung des Exports gelungen, die sich vorwiegend im Computer- und Medizintechnikbereich vollzog und darauf hindeutet, dass die meisten Probleme in Bezug auf Lieferkettenstörungen behoben sind.

Der in europäischen Ländern angeordnete Lockdown hat zum einen die Produktion beeinträchtigt, da viele Arbeitnehmer sich nicht an ihren Arbeitsplatz begeben konnten. Zum anderen mussten nicht systemrelevante Geschäfte schließen, und Bürger wurden daran gehindert, sich frei zu bewegen oder geplante Käufe zu tätigen. Zwar ließ der weitreichende Umstieg auf Home-Office und Distanzunterricht zu Beginn der Pandemie die Umsätze bei Computerhardware und Bürogeräten steigen. Doch die Einkommensverluste unter den Arbeitnehmern, die herrschende Unsicherheit und die vorübergehende Unmöglichkeit, nicht systemrelevante Produkte physisch zu erwerben, führten im Verlauf des Jahres 2020 zu einem rückläufigen Umsatz von IKT-Produkten. Nicht zuletzt die Verschlechterung der Geschäftslage in den Fertigungsindustrien – insbesondere in der Automobilfertigung, die ein wichtiger Abnehmer von Elektronikprodukten ist – bildet einen maßgeblichen Treiber für den Umsatzrückgang im IKT-Bereich.

Hauptrisiken

Im Einzelhandelssegment könnte der Kaufkraftverlust in Privathaushalten infolge der Krise die Tendenz bestärken, Computerhardware, Laptops und andere Geräte durch ein einziges Smartphone zu ersetzen. Weiterhin kann davon ausgegangen werden, dass viele Verbraucher Einkäufe auch nach der Krise weiterhin online tätigen. Unternehmen, die nicht auf den Markt reagieren und die Umstellung auf den Onlineverkauf verpassen, dürften das Nachsehen haben.

Weiterhin dürften die Unsicherheit rund um die Entwicklung der Pandemie und die wirtschaftliche Lage zu vermehrtem Vorsorgesparen und zur Aufschiebung (oder Reduzierung) geplanter Käufe führen. In ihrem Bestreben, Geld zu sparen, könnten Verbraucher sich schließlich preisgünstigen Herstellern/Marken zuwenden, während die für das Wiederhochfahren der Produktion und die Vermeidung künftiger Unterbrechungen notwendige Neugestaltung der internationalen Lieferkette auch die Kosten europäischer Unternehmen in die Höhe treiben könnte.

Auch nach einer Erholung bleibt die wirtschaftliche Aktivität im Fertigungsbereich gedämpft. Für die Automobilbranche ist die Krise ein besonders schwerer Schlag. Es dürfte mehrere Jahre dauern, bis die Produktions- und Verkaufszahlen wieder auf Vor-Corona-Niveau liegen, was die Erholung in der IKT-Branche verlangsamt.

Hinzu kommen die Auswirkungen des Brexits und der Handelsspannungen zwischen den USA und Europa sowie den USA und China, die die Automobilbranche durch die Verhängung von Einfuhrzöllen und Sanktionen gegen bestimmte Unternehmen zusätzlich schwächen.

Fazit

Solange es für Covid-19 weder Impfstoff noch Behandlung gibt, werden die Unterhaltungselektronik- und die IKT-Branche weiterhin von erheblicher Ungewissheit belastet. Tatsächlich würde ein anhaltend starker Neuanstieg der Covid-19-Infektionen den zaghaften Aufschwung bedrohen (bei Ländern, deren Wirtschaftstätigkeit sich erholt) oder den anhaltenden Rückgang verschärfen (bei Volkswirtschaften, die weiterhin stark unter Druck stehen).

Für die IKT-Branche könnte ein solches Szenario auf der Angebotsseite zu neuerlichen Lieferketten- und Produktionsunterbrechungen führen. Auf der Nachfrageseite kann die Unsicherheit sowohl die Verbraucher- als auch die Industrienachfrage unter Druck setzen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.credendo.com.

K.Koch@credendo.com

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