Der Export von Maschinen und Anlagen für die Grundstoffindustrie, die Begleitung von Investoren ins Ausland oder auch die ­Sicherung der Rohstoffversorgung sind von elementarer Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. Eine stabile und passende ­Finanzierung durch einen erfahrenen Bankpartner mit Branchen-Know-how ist für den Erfolg solcher oftmals sehr großvolumigen ­Rohstoffprojekte entscheidend.

Von Holger Apel, Abteilungsleiter Grundstoffindustrie, KfW IPEX-Bank

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Bei der Finanzierung von Rohstoffprojekten sind neben den allgemeinen Rahmenbedingungen, die für Finanzierungen in vielen Industriesektoren gelten, noch weitere spezielle Aspekte zu beachten. Zu nennen sind z.B. die häufig sehr hohen Investitionskosten, die zumeist lange Vorlaufzeit bis zum Produktionsbeginn, die speziellen geologischen Risiken, der Einfluss in den Bereichen Umwelt und Soziales oder die durch die Lagerstättengebundenheit oft unvermeidbaren politischen Risiken. Hinzu kommt, dass häufiger sehr kleine Unternehmen, sog. Junior Mining Companies, sehr große Projekte entwickeln. Diese Rahmenbedingungen führen dazu, dass bei der Finanzierung von Rohstoffprojekten bestimmte Finanzierungsarten in den einzelnen Projektphasen typisch und besondere Erfolgsfaktoren zu beachten sind.

Für jede Projektphase die passende Finanzierungsart

Bei der Entwicklung von Rohstoffprojekten gibt es für die üblichen Projektphasen „Exploration“, „Bau“ und „Betrieb“ jeweils typische Finanzierungsarten, was wesentlich mit dem über die einzelnen Projektphasen abnehmenden Risiko zusammenhängt.

Explorationsphase. In der Explorationsphase steht eigentlich nur Eigenkapital im Rahmen von Beteiligungsfinanzierungen zur Verfügung, da hier die Risiken, insbesondere die Explorationsrisiken, noch sehr hoch sind. Das in dieser Projektphase eingesetzte Eigenkapital kann dementsprechend auch als Risikokapital angesehen werden.

Bauphase. Wenn die Reservenberechnung abgeschlossen und die Machbarkeit des Projekts nachgewiesen sind – meist dargestellt in einer umfassenden Machbarkeitsstudie –, kann mit dem Beginn der Bauphase (zusätzlich) auch Fremdkapital genutzt werden. Sofern die finanzierenden Banken ihre Kreditentscheidung nicht auf etablierte Unternehmen mit ausreichender Bonität abstellen können (Unternehmenskredit), kann das Fremdkapital – der Regelfall bei sogenannten Junior Mining Companies – nur durch Projektfinanzierungen zur Verfügung gestellt werden.

Betriebsphase. Die Finanzierung der Betriebsphase erfolgt dann idealerweise durch den erwirtschafteten Cashflow, ggf. unter zusätzlicher Nutzung von Betriebsmittelfinanzierungen durch Banken zur Finanzierung des Umlaufvermögens. Angesichts der starken Zyklizität von Rohstoffprojekten legen diese Banken hierbei aber auch großen Wert auf die Bildung von Reservekonten z.B. für unerwartete Preiseinbrüche.

Komplex, aber typisch: die Projektfinanzierung

Als Kreditnehmer tritt bei dieser Finanzierungsart eine Projektgesellschaft auf, die außer dem zu finanzierenden Projekt keine weiteren Aktivitäten hat. Die Kreditvergabe basiert allein auf den prognos­tizierten Cashflows des Projekts. Die ­Banken können nur bis zu dessen Fertigstellung auf die Projektsponsoren zurückgreifen, die als Eigenkapitalgeber hinter der Projektgesellschaft stehen. Dies führt zu einem komplexen und aufwendigen Strukturierungs- und Evaluationsprozess, in den sich verschiedene externe Beteiligte zur Prüfung der rechtlichen, kommerziellen, technischen oder umweltrelevanten Aspekte einbringen. Die dadurch entstehenden hohen Transaktionskosten wiederum führen dazu, dass Projektfinanzierungen erst ab einem gewissen Finanzierungsvolumen sinnvoll sind.

Viele Beteiligte an einem Tisch

Die wesentlichen Beteiligten zur Bereitstellung der Projektfinanzierung sind die Projektsponsoren und die Banken. Die Projektsponsoren versorgen die Projektgesellschaft mit Eigenkapital, üblicherweise mindestens 30% der Projektkosten. Außerdem übernehmen sie Fertigstellungsgarantien, unter denen die Banken bis zum Projektende auf die Sponsoren zurückgreifen können. Die formale Fertigstellung ist erreicht, wenn ein vorher genau festgelegter Fertigstellungstest den zufriedenstellenden Betrieb des Projekts sowie den Absatz der Produktion erfolgreich nachweist.

Als weitere mögliche Beteiligte sind Bauunternehmen, Betreiber sowie Lieferanten und Abnehmer der Produktion zu nennen. Die Bauunternehmen sind über „Engineering, Procurement and Construction Management“-Verträge (EPCM-Verträge) in das Projekt eingebunden und während der Bauphase für die Koordination zuständig. Die Betreiber übernehmen den späteren eigentlichen Betrieb. Die Lieferanten kümmern sich um die Zulieferung von Maschinen und Anlagen während der Bauphase sowie von Betriebsstoffen etc. während der Betriebsphase. Außerdem spielen die Regierungen der Projektländer eine wichtige Rolle. Sie erteilen die notwendigen Lizenzen und Genehmigungen und stellen die erforderliche Infrastruktur bereit.

Umfassende Projektprüfung zur Risikominimierung

Detaillierte Machbarkeitsstudien und Finanzmodelle gehören bei der Projektprüfung zu den wichtigsten Informationsquellen. In den Machbarkeitsstudien werden neben der eigentlichen technischen Machbarkeit auch weitere Aspekte wie die Wirtschaftlichkeit oder die Auswirkungen im Bereich Umwelt und Soziales dargelegt. Bei Rohstoffprojekten kommt zudem der Analyse der Reservensituation eine wesent­liche Bedeutung zu. Das Finanzmodell bildet das Projekt hinsichtlich der Cashflows ab und ermöglicht die Sensitivierung einzelner Parameter, um die Robustheit des Projekts zu überprüfen. Hierzu werden üblicherweise u.a. Marktrisiken, Kostenrisiken (Investitions- und Produktionskosten) sowie auch technische Risiken (z.B. Minderproduktion oder Bauzeitverzögerung) betrachtet. Die Robustheit des Projekts wird dabei durch verschiedene standardisierte Kennzahlen zur Bedienung des Schuldendiensts dargestellt. Hierdurch lässt sich auch festlegen, wie viel Fremd­kapital das Projekt überhaupt aufnehmen kann (sog. „Debt Capacity“).

Für erfolgreiche Projektfinanzierungen hat die Aufteilung der Risiken auf die unterschiedlichen Beteiligten eine zen­trale Bedeutung. In diesem Zusammenhang gibt es zur Verringerung von Risiken einige gängige Absicherungsmechanismen, die als wesentliche Erfolgsfaktoren für Projektfinanzierungen bei Rohstoffprojekten angesehen werden können. Die folgende Abbildung zeigt einige der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Finanzierbarkeit solcher Projekte.

Im Endeffekt lassen sich die genannten Erfolgsfaktoren in die drei Kategorien „Projektsponsoren“, „Projekt“ und „Finanzierungsstruktur“ unterteilen. Die Kategorie „Finanzierungsstruktur“ ist direkt von den Banken zu beeinflussen. Denn in eine erfolgreiche Strukturierung müssen Banken auch sektorspezifisches Wissen einbringen. Bei der Analyse werden zudem als Unterstützung für die Banken viele Risiken durch einen „Independent Engineer“ überprüft. Abschließend erfolgt die Kreditvergabe, basierend auf einer Abwägung aller Risiken, so dass nicht alle Erfolgsfaktoren gleichzeitig erfüllt sein müssen.

Beitrag zur Rohstoffsicherung

Mit Finanzierungen für Rohstoffprojekte kann ein Land unter bestimmten Umständen wie eingangs erwähnt auch das Ziel der eigenen Rohstoffsicherung verfolgen. In diesem Zusammenhang sind insbesondere der Ungebundene Finanzkredit („UFK“) und die zugehörige UFK-Deckung des Bundes zu nennen.

Der Begriff „Ungebundener Finanzkredit“ rührt daher, dass dieser von Banken für die Finanzierung von Projekten im Ausland vergeben wird, ohne dabei jedoch an deutsche Exporte gebunden zu sein. Die UFK-Deckung steht bereits seit über 50 Jahren zur Verfügung und dient zur Unterstützung bei der Finanzierung von Projekten, die im besonderen Interesse Deutschlands liegen. Hierzu gehören insbesondere Rohstoffprojekte im Ausland, die zur Sicherung der Rohstoffversorgung in Deutschland beitragen.

Als Teil der deutschen Förderbank KfW ist die KfW IPEX-Bank bereits seit vielen Jahrzehnten bei der Finanzierung von Rohstoffprojekten engagiert. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf Projekten, die einen Bezug zur deutschen und/oder europäischen Wirtschaft haben. Das über die Jahrzehnte erworbene Wissen über den Rohstoffsektor und die Erfahrung bei der Strukturierung von großvolumigen Projektfinanzierungen macht diese international tätige Spezialbank zu einem verlässlichen Finanzpartner in einem komplexen Markt, der für die Sicherung der Produktionsgrundlage in Deutschland und Europa von zentraler Bedeutung ist.

Kontakt: holger.apel@kfw.de

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