Die deutsche Exportwirtschaft blickt auf ein erfolgreiches Jahrzehnt zurück, das 2020 von einer neuen Normalität abgelöst wird. Der Weg zum Kunden und die mit dem Export zusammenhängenden Prozesse wurden spätestens seit März 2020 digitalisiert. Liquidität ist wieder gesucht und die Bonität der Kunden ein Thema. Auch der „Tag der Exportweltmeister“ findet am 3. November 2020 digital statt. Am Tag der Präsidentschaftswahl widmen wir uns neuen Absatzmärkten, der Handelspolitik, digitalen Lösungen, Erfahrungen im Lockdown und der Reaktion auf spontane Gesetzesänderungen.
Beitrag in der Gesamtausgabe (PDF)
In den ersten acht Monaten 2020 lagen die deutschen Warenexporte um 12,7% unter dem Vorjahreswert. Damit fällt der Umsatz im Ausland etwa auf das Niveau des Jahres 2015 zurück. Sowohl in der EU als auch in Drittmärkten war die Zurückhaltung der Kunden deutlich zu spüren. Besonders stark sanken die Lieferungen in die USA und nach Großbritannien. Trump und Brexit lassen grüßen. Lichtblicke waren die relativ geringen Rückgänge in China, Südkorea und Polen.
Umsatzziele anpassen
Die starke Verbreitung des Covid-19-Virus bestimmt auch weiterhin die Absatzmöglichkeiten in vielen Ländern. So geht die Nachfrage der Verbraucher während der Einschränkungen des öffentlichen Lebens zurück. Die Unsicherheit über Dauer und Schwere des Nachfragerückgangs verringert zudem die Investitionsbereitschaft der Unternehmen.
Die rasche Zunahme der Infektionen auf dem amerikanischen Kontinent dürfte die private Nachfrage anhaltend schwächen. Auch in Westeuropa kommt die Pandemie mit voller Wucht zurück und zwingt zu einer Wiederaufnahme der Beschränkungen. Gerade für kleinere Unternehmen sind die europäischen Nachbarländer zumeist die wichtigsten Auslandsmärkte. Die Aussichten für 2021 sind positiv, dabei dürften einige Länder schneller wieder auf die Beine kommen als andere.
Unterschiedliche Erfahrungen
Wie reagieren die Unternehmen auf die veränderte Auftragslage? Als einer der weltweit führenden Hersteller für Möbelbeschläge könnte Dr. Andreas Hettich eigentlich vom Trend zu Investitionen in die eigenen vier Wände profitieren. Doch mit der Absage von Messen und der Kaufzurückhaltung der Kunden müssen auch die Möbelbranche und ihre Zulieferer kämpfen. Und die Einschränkungen in Produktion und Logistik sind in der gesamten Industrie zu spüren.
Michael Pfaff, der beim Weltmarktführer Binder das Auslandsgeschäft verantwortet, zieht eine ähnlich gemischte Bilanz der vergangenen Monate. Die Simulationsschränke von Binder werden unter anderem zur Medikamentenherstellung eingesetzt, und in diesem Bereich ist die Nachfrage eigentlich besonders rege. Doch auch Binder spürt die Zurückhaltung bei Investitionen in vielen Absatzbranchen.
Auf dem „Tag der Exportweltmeister“ diskutieren die beiden Unternehmer mit Viktoria Schütz vom Maschinenbauer Deguma-Schütz über die Neuausrichtung nach der Krise. Das Familienunternehmen aus Thüringen hat sich rasch auf digitale Kommunikation umgestellt und auch die Hausmesse zum 30-jährigen Jubiläum als virtuellen Event durchgeführt. Das Produktportfolio wurde um Serviceangebote erweitert, unter anderem werden Inbetriebnahmen und Fernwartungen mit Augmented Reality entwickelt.
Finanzierung sichern
In den Finanzen der Unternehmen hat die Coronakrise oft tiefe Löcher hinterlassen. Trotz Kurzarbeit und Überbrückungshilfen steht einigen Unternehmen das Wasser bis zum Hals. Das trifft dann nicht nur die Unternehmen selbst, sondern auch deren Lieferanten. Diese können sich jedoch durch einen Forderungsverkauf die erzielten Umsätze sichern.
Dem Factoring widmet sich eines der „Themenforen“ auf dem „Tag der Exportweltmeister“. In Polen scheinen die Unternehmen gut durch die Krise gekommen zu sein. Forderungen gegenüber Kunden mit guter Bonität können zum Aufbau von lokalem Working Capital beitragen. Auch der Bestellerkredit bei kleinen Auftragswerten hilft bei der Finanzierung. Für diese „Small Tickets“ stehen mittlerweile effiziente Abwicklungssysteme zur Verfügung, verraten weitere „Workshops“ der Veranstaltung.
Mit Blick auf die Zeit nach der Coronakrise stehen in vielen Unternehmen strategische Überlegungen auf der Agenda. Welche Lehren können aus den Erfahrungen der jüngsten Krise gezogen werden? Wie können krisenfeste Strukturen für Finanzierung, Zulieferung und Kundenbindung geschaffen werden? Michael Dietz beobachtet die Entwicklung der Außenhandelsfinanzierung aus der Sicht der Deutschen Bank und berichtet davon zu Beginn der Veranstaltung. Dabei lohnt sich ein genauer Blick auf die Unternehmen und ihre Märkte.
Nach dem Ende der Insolvenzaussetzung, der Hilfsprogramme und Schutzschirme dürften vor allem große und kapitalstarke Unternehmen die Krise überstanden haben. Dadurch verändere sich auch das Wettbewerbsumfeld, berichtete Achim Wambach im Vorgespräch zum „Tag der Exportweltmeister“. Den früheren Vorsitzenden der Monopolkommission und Präsidenten des ZEW treibt die Sorge um die Erhaltung der typisch mittelständischen Unternehmenslandschaft in Deutschland um. In seiner Abschluss-Keynote erläutert er, wie das Coronavirus den Markt verändert.
Politik im Auge behalten
Auch wenn die Präsidentschaftswahl in den USA noch läuft, wirft Dr. Josef Braml am 3. November bereits einen Blick auf die möglichen Konsequenzen des Wahlausgangs. In seiner „Mittags-Keynote“ erläutert der USA-Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik mögliche Konsequenzen einer Entscheidung für Jo Biden oder Donald Trump. Wahrscheinlich liegen die Konkurrenten in Handelsfragen nicht weit auseinander. Aber eine etwas weniger erratische Politik würde dem exportierenden Mittelstand schon helfen.
Für die Nachfrage in den USA ist über die Bewältigung der derzeitigen Krise hinaus auch die Attraktivität für ausländische Investoren von Bedeutung. Ein anhaltender Wertverlust des US-Dollar würde deutsche Waren in den USA verteuern. Die US-Politik hat zudem auch Folgen für den Handel mit vielen weiteren Ländern. So schränken die Sanktionen und Embargos der USA auch den deutschen Export nach Russland und in den Iran ein. Mit China ist zudem der führende deutsche Handelspartner in das Visier der US-Handelspolitik geraten.
Exporthindernisse meistern
Unternehmen reagieren auf diese Beschränkungen oft schnell und pragmatisch. Im Zweifel bleiben die Waren auf dem Hof, bis die Ausfuhr rechtlich geklärt ist. Dies erfordert jedoch zunehmend Fingerspitzengefühl, Lesen zwischen den Zeilen und das Heraushören von Zwischentönen in der Kommunikation mit den Aufsichtsbehörden in Deutschland und den USA.
Ganz praktisch geht der „Workshop“ von Dirk Hagemann auf dem „Tag der Exportweltmeister“ der Frage nach, wie ein Unternehmen auf eine kurzfristige Gesetzesänderung reagieren sollte. Ausgehend von dem Exportverbot für Schutzausrüstungen, geht Hagemann gemeinsam mit einem Mandanten auf die notwendigen Anpassungen in der Organisation des Unternehmens und in der IT ein. Denn auch wenn die Politik erratisch ist: Sie muss doch rechtssicher abgebildet werden.
Digitale Formate nutzen
Der Export als bedeutender Vertriebsweg der deutschen Unternehmen steht vor einem Wandel: neue Rahmenbedingungen und Absatzmärkte, digitale Kommunikationsformen und Geschäftsmodelle. Auch der „Tag der Exportweltmeister“ bietet am 3. November andere Formate und Zugangsmöglichkeiten. Über den Teilnahmelink können die Programmpunkte und Vernetzungsmöglichkeiten von jedem geeigneten Endgerät aus genutzt werden.
In der „Networking-Lounge“ stellen wir den Teilnehmern einige Themen zur Diskussion. Bei „Meet the Experts“ präsentieren unsere Förderer und Partner praktische Lösungen für das Exportgeschäft. Sie stehen den ganzen Tag über in einer virtuellen Ausstellung für Fragen und Gespräche zur Verfügung. Und schließlich bietet der „Meeting-Hub“ die Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmern direkt auszutauschen und zu vernetzen.
Melden Sie sich zum „Tag der Exportweltmeister“ direkt HIER an.