Im Fokus des Studienprojekts „HiRo“ stand das Marktpotential von Containertransporten aus dem südwestdeutschen Hinterland zu niederländischen und deutschen Nordseehäfen. Die Forscher der TU Darmstadt untersuchten dafür das Entscheidungsverhalten von Verladern, Spediteuren und Reedern sowie ihre relevanten Entscheidungskriterien hinsichtlich der Transportmittel, der Transportwege und der Hafenwahl. Dazu wurden im vergangenen Jahr 30 Unternehmen in einer der aufkommensstärksten Wirtschaftsregionen Europas, den Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen, befragt.
Kurzfristige Binnenschifftransporte
Die befragten Verlader, darunter Alfred Kärcher, BASF, Daimler, Evonik, Merck, Nestlé, Robert Bosch, Schaeffler, SEW Eurodrive und Stihl, buchen 40% ihrer Transportmengen wenige Tage vor Transportbeginn, weitere 41% mit einem Vorlauf von 1–2 Wochen. 43% der Transportmenge wurden mit dem Binnenschiff transportiert, 39% auf der Schiene und 18% auf der Straße. Dabei schicken die Verlader 32% der Transportmenge nach Rotterdam, 25% nach Antwerpen, 21% nach Hamburg und 17% nach Bremerhaven.
„Port-Shift“ durch zusätzliche Güterzüge
Einen großen Einfluss auf die Wahl des Zielhafens hat für die Verlader die Anbindung des Hafens an die See und das Hinterland. Die Kosten und die Leistungsfähigkeit des Hafens treten dagegen in den Hintergrund. In einer Simulation der Verkehrsströme bei einer Erhöhung des Güterzugangebots in Richtung Rotterdam ergab die Studie eine markante Erhöhung des Marktanteils dieses Hafens (LINK) und des Bahntransports dorthin. Beispielsweise würde die Einführung von fünf zusätzlichen Bahnverbindungen wöchentlich den Marktanteil des Zielhafens Rotterdam an den Terminals Stuttgart und Kornwestheim um 15% erhöhen.
Frühzeitige Informationen wichtig
Nach der Vorstellung der Studie am 9. März 2018 in Mannheim diskutierten Verlader und Spediteure mit Projektleiterin Katrin Scharf und den Projektpartnern über die praktischen Möglichkeiten, die Verlässlichkeit und Kapazität der Transportverbindungen zu erhöhen. Ein entscheidender Fortschritt, die frühzeitige Information über Störungen, würde durch die Einbindung verschiedener Dienstleister mit verschiedenen Informationssystemen erschwert, meinte ein Vertreter des Rotterdamer Hafens. Es werde aber an verschiedenen Lösungen gearbeitet, die eine Nachverfolgung der Sendungen möglich machen sollen.
gunther.schilling@frankfurt-bm.com