Auch 2017 gibt es für deutsche Unternehmen einige vielversprechende Exportdestinationen für ihre Produkte und Dienstleistungen. Insbesondere die Schwellenländer Bulgarien, Indien und Indonesien bieten aktuell hohe Wachstumsraten und vielfältige Absatzchancen. Neben den Hoffnungsträgern gibt es aber auch Problemmärkte wie die Türkei, Südafrika, Argentinien und Mexiko, auf denen Exporteure in diesem Jahr umsichtig und überlegt agieren sollten.
Von Andreas Tesch, Chief Market Officer, Atradius Kreditversicherung
Die Unsicherheit über den zukünftigen Kurs der neuen US-Regierung im Hinblick auf die Fiskal- und Außenhandelspolitik könnte insbesondere exportorientierte Schwellenländer mit hohem externem Finanzierungsbedarf negativ beeinflussen. Hingegen ergeben sich in Staaten mit wachsenden jungen Mittelschichten, die den Privatkonsum stützen, den Import beleben und Investitionen lohnenswert machen, hervorragende Aussichten für ausländische Exporteure.
In Europa ist derzeit vorrangig Bulgarien mit einem erwarteten Wachstum von 3% interessant. Gute Absatzchancen für ausländische Exporteure ergeben sich dort vor allem in der Agrar- und Lebensmittelindustrie, da die Nachfrage nach höherwertigen Erzeugnissen wächst. Die Chemiebranche profitiert von der zunehmenden industriellen Tätigkeit sowie der Binnennachfrage. Die finanzielle Ausstattung vieler bulgarischer Unternehmen bleibt jedoch eingeschränkt. Das spiegelt sich auch im Zahlungsverhalten wider: Um bis zu 30 Tage werden die Zahlungsziele im Schnitt überschritten.
Wachstumstreiber Indien und Indonesien
Auf dem asiatischen Kontinent bleiben Indien und Indonesien mit einem prognostizierten Wachstum von 7,5% bzw. 5,1% die wirtschaftlichen Zugpferde der Region. Dank einer nach wie vor boomenden Industrie profitieren in beiden Ländern vor allem zyklische Branchen wie Chemie, Elektro und Bau von massiven staatlichen Investitionen und einer hohen privaten Nachfrage. Dieser Trend dürfte die Zahlungsmoral im indonesischen Bausektor stabilisieren. In Indien könnte sich 2017 die Insolvenzrate der Unternehmen weiter verringern. Dennoch bleibt das Land in puncto Zahlungsmoral nach wie vor das Schlusslicht Asiens.
In der Türkei haben sich die wirtschaftlichen und politischen Risiken seit dem Putschversuch im Juli 2016 hingegen deutlich erhöht. Unternehmen, die ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten, müssen mit einer Beschlagnahmung ihrer Unternehmenswerte rechnen. Zudem hat für die stark von externem Kapital abhängige Wirtschaft des Landes das Währungsrisiko erheblich zugenommen, und die Kreditkosten sind gestiegen. Nichtsdestotrotz ist der Staat am Bosporus als einer der 15 größten Handelspartner Deutschlands nach wie vor ein wichtiger Markt für die Unternehmer hierzulande.
Risikofaktor externe Finanzierung
Auch Märkte wie Südafrika und Argentinien sind in hohem Maße von ausländischen Kapitalzuflüssen abhängig. Ihnen drohen – ebenso wie der Türkei – höhere Finanzierungskosten und ein erschwerter Zugang zu Fremdkapital. Schließlich darf bei dieser Betrachtung der direkte Nachbar der Vereinigten Staaten, Mexiko, nicht übergangen werden: Mit einem Exportanteil von 80% ist das Land besonders stark vom Außenhandel abhängig und würde von einer protektionistischen Wirtschaftspolitik der USA besonders hart getroffen werden.