Bei der Vorstellung der Förderdatenbank wies Hans Joachim Hebgen, Senior Berater der AWE, auf den Bedarf an einer Erfassung und Strukturierung der vielfältigen Förder- und Finanzierungsangebote bei Engagements in Entwicklungsländern hin. Die teilnehmenden Unternehmen sagten in einer weiteren Umfrage mehrheitlich, dass sie neue Aktivitäten in Entwicklungsländern planten.

Mit der Vorstellung der „Förderdatenbank Entwicklungsländer“ gab die Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE) am 22. Oktober 2020 den Startschuss für eine neue Qualität in der Förderberatung deutscher Unternehmen, die in Zukunftsmärkten tätig werden wollen. Das Webinar des ExportManagers diskutierte darüber hinaus die Folgen der Coronapandemie und die Reaktion der auslands­aktiven Unternehmen.

Beitrag in der Gesamtausgabe (PDF)

In ihrer Begrüßung zum Webinar beschrieb die Leiterin der AWE, Dr. Corinna Franke-Wöller, den Beratungsauftrag ihres Hauses für kleine und mittelständische deutsche und europäische Unternehmen, die sich in Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren wollen. Die von der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mbH getragene Agentur verfüge über ein internationales Team erfahrener Berater, die bei der Nutzung staatlicher Förder- und Finanzierungsangebote kostenlos und vertraulich behilflich sein könnten. Ein weiterer Schwerpunkt der Agentur sei die Beratung zum NAP-Monitor, dem Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte.

Coronapandemie verzögert Projekte

Klaus Hepp, Präsident von Vulkan do Brasil, berichtete von der wirtschaftlichen Situation in Brasilien in der Pandemie. Die eigentliche Industrie könne als Wirtschaftsmotor des Landes weiterarbeiten. Die Projekte, die von Brasilien aus in Afrika gestartet wurden, seien im März jedoch komplett zum Stillstand gekommen. Die Industriemessen seien weltweit abgesagt worden. Lediglich die bereits begonnenen Aktivitäten hätten aufrechterhalten werden können. Martin Walter, GTAI, berichtete von einer weltweiten Eintrübung der wirtschaftlichen Situation, auf die die GTAI durch gezielte Informationen zum Thema Covid-19 reagiert habe.

Engagement bleibt stark

Dr. Franke-Wöller berichtete von der Beratungstätigkeit der Agentur zu den Covid-19-Maßnahmen beispielsweise im Rahmen des develoPPP.de-Programms. So wandten sich in den vergangenen Monaten über 90 Unternehmen an die Agentur, um ihre Ideen für dieses Förderangebot vorzustellen. Positiv überrascht zeigte sie sich vom anhaltend starken Interesse der Unternehmen im Verlauf dieses Jahres. Sie hätten die Zeit während der Kontakteinschränkungen offenbar genutzt, um neue Projekte zu entwickeln und sich über Fördermöglichkeiten zu informieren.

Teilnehmer nutzen Förderangebote

In einer Kurzumfrage unter den Teilnehmern wurde deutlich, dass 62% der antwortenden Unternehmen bereits mit der Vorbereitung eines Engagements in Entwicklungsländern befasst waren. 47% haben bereits dorthin exportiert und 44% dort Investitionsvorhaben durchgeführt. An Messen in Entwicklungsländern waren bislang lediglich 29% beteiligt. Eine weitere Befragung ergab, dass 65% der Unternehmen dafür bereits eine Förderung in Form von Informationen, Kontakten und Beratung nutzten, 27% erhielten einen Zuschuss für ihr Vorhaben, und 24% sicherten ihr Engagement mit einer Garantie ab. Darlehen (10%) und Beteiligungen (8%) wurden dagegen weniger stark genutzt.

Informationsbedarf weiterhin hoch

Walter bestätigte insbesondere die starke Nachfrage nach Berichterstattung zu Coronathemen. Die Unternehmen suchten nach neuen Märkten und nach speziellen Informationen zu Ländern und Branchen. Hepp berichtete von den eigenen Aktivitäten in afrikanischen Märkten, die vor allem wegen der Erfahrungen mit dem Industriegeschäft von Brasilien aus betrieben werden. Dort habe man, von Südafrika ausgehend, Cluster identifiziert und Leuchtturmprojekte gewonnen, die nun durch die Coronapandemie unterbrochen worden seien. Als mittelständisches Familienunternehmen mache sich Vulkan zunächst mit dem Umfeld vor Ort vertraut, knüpfe Kontakte und suche Partner. Bereits im Vorfeld habe das Unternehmen sehr rege an Markterkundungs- und Geschäftsanbahnungsreisen sowie an den deutschen Pavillons auf Messen teilgenommen.

Entwicklungsinstitutionen als Partner

Dr. Franke-Wöller wies auf die Voraussetzungen für ein Engagement hin. Das seien vor allem Personal, Zeit und Geld. Unternehmen würden ihr Engagement zunächst an betriebswirtschaftlichen Erwägungen ausrichten. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt seien, stelle sich die Frage nach den geeigneten Partnern für die Marktbearbeitung. Da kämen die Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit vor Ort mit ihrer großen Erfahrungen mit dem Zielland und seinen Rahmenbedingungen ins Spiel. Allerdings verfolgten diese Institutionen vor allem entwicklungspolitische Ziele und seien nicht für die Erfüllung betriebswirtschaftlicher Ziele zuständig.

Walter beschrieb die Zusammenarbeit von Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungszusammenarbeit als Zusammenspiel wie in einem Orchester, das eine gute Abstimmung erfordere. Die Förderdatenbank werde in diesem Orchester gut mitspielen. Am Beispiel der Flüchtlingskrise zeige sich, dass das entwicklungspolitische Ziel des Aufbaus von Strukturen in Afrika mit der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung des Kontinents einhergehe. Es gelte, in diesem Zukunftsmarkt einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Neue Aktivitäten geplant

Die teilnehmenden Unternehmen sagten in einer weiteren Umfrage mehrheitlich, dass sie neue Aktivitäten in Entwicklungsländern planten. Das teilten 68% der Befragten mit. Weitere 26% antworteten mit Vielleicht und 6% mit Nein. Befragt nach den Formen der geplanten Aktivitäten, sagten 30%, dass sie eine Marktstudie planten, 28% nannten eine Markterkundungsreise und 13% eine Messebeteiligung. Deutlich häufiger wurden die klassischen Auslandsaktivitäten Export (41%) und Investitionsvorhaben (46%) genannt.

Einfacher Zugang zu ­Förderangeboten

Bei der Vorstellung der Förderdatenbank wies Hans Joachim Hebgen, Senior Berater der AWE, auf den Bedarf an einer Erfassung und Strukturierung der vielfältigen Förder- und Finanzierungsangebote bei Engagements in Entwicklungsländern hin. Dabei werden nicht nur die Angebote deutscher Institutionen wie der Bundesregierung und der Bundesländer dargestellt, sondern auch die der EU und europäischer Entwicklungsbanken sowie Angebote auf multinationaler Ebene und regionaler Entwicklungsbanken.  Mit der Förderdatenbank seien nun rund 140 Angebote verfügbar, die den Beratern der AWE eine gezielte Auswahl passender Förder- und Finanzierungsinstrumente ermöglichten und Unternehmen eine Erstinformation über zur Verfügung stehende Angebote.

Ein Mitschnitt der Veranstaltung und der Vorstellung der Förderdatenbank ist HIER  verfügbar. Die Förderdatenbank finden Sie auf der Website der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung HIER.

gunther.schilling@faz-bm.de

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