Das derzeit schlechte wirtschaftliche Umfeld in Brasilien belastet die Unternehmen. Gestiegene Zinsen, gesunkene Erträge und die schwache ­Währung haben die Kreditrisiken der Unternehmen erhöht. Im aktuellen Zahlungsmoralbarometer des Kreditversicherers Atradius nannte ein Drittel der gut 200 befragten brasilianischen Unternehmen die Sicherstellung ausreichender Liquidität als größte ­Herausforderung für die Profitabilität des Unternehmens.

Von Dr. Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa, Atradius Kreditversicherung

Späte Zahlungen oder gar ein Zahlungsausfall haben einen gravierenden Einfluss auf den Umsatz, aber auch auf die Liquidität der Unternehmen. Und je länger die Forderungen nicht beglichen werden, desto geringer ist die Aussicht auf Zahlung. Rund 61% des Gesamtwerts ausstehender Forderungen von Unternehmen, die nach 90 Tagen noch immer überfällig waren, konnten in Brasilien nicht mehr erfolgreich eingezogen werden.

Häufige Forderungsverluste

Weiterhin ergab die Studie, dass ein Drittel der Forderungssumme (33,5%) gegenüber Geschäftspartnern am Fälligkeitstermin noch nicht bezahlt war. Nach 90 Tagen waren noch 4,4% der Lieferantenforderungen offen. 2,6% fielen ganz aus. Damit konnten 61,3% des gesamten Forderungsbestandes, der nach drei Monaten noch immer nicht bezahlt war, nur noch abgeschrieben werden. Zum Vergleich: In Europa mussten im Durchschnitt 35% der nach 90 Tagen noch ausstehenden Rechnungen als Forderungsverlust ausgebucht werden.

Forderungsmanagement

Über 80% der befragten Unternehmen nutzen daher verschiedene Instrumente zum Schutz gegen Forderungsausfall. Besonders wichtig sind den Befragten dabei die Prüfung der Kreditwürdigkeit ihrer Abnehmer, eine sichere Zahlweise oder eine Kombination beider Formen. Ebenso sind das Ver­senden von Zahlungserinnerungen und die Beauftragung eines Inkassodienstleisters beliebte Methoden zum Schutz gegen Ausfälle. Die genannten Maßnahmen können die Gefahr von Forderungsverlusten verringern.

Allerdings wiesen die Befragten auch darauf hin, dass das Ausfallrisiko damit nicht vollständig ausgeschlossen werden könne. Nichteinziehbare Forderungen bleiben ein Thema. Denn die Auswirkungen nicht bezahlter Rechnungen auf den Umsatz bzw. den Cashflow können schwerwiegend sein. Verluste kosten nicht nur Zeit und Geld – die Mittel fehlen auch für zukünftige Investitionen.

Durchschnittliche Forderungslaufzeit deutlich länger als Zahlungsziele
Die beobachteten verspäteten Zahlun-gen führen zu einem signifikanten Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Zahlungsziel (29 Tage) und der durchschnittlichen Forderungslaufzeit (59 Tage). Die große Spanne von 30 Tagen kann bereits ein Hinweis auf ein erhöhtes Ausfallrisiko sein. Je größer die Spanne ist, desto höher ist das Risiko für einen Forderungsausfall.

Mehr als ein Drittel der Befragten (33,5%)bestätigte diese Einschätzung. Sie gaben an, dass die Wahrung eines ausreichenden Cash-flows die größte Herausforderung innerhalb der Unternehmen darstellte.

Kontakt: thomas.langen[at]atradius.com

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