Die Schere beim Branchenrisiko geht zwischen Europa auf der einen und Nordamerika und Asien auf der anderen Seite weiter ­auseinander. In der neuesten Branchenstudie von Coface wurden 14 wichtige Wirtschaftsbereiche in den drei Regionen untersucht und verglichen. In der Schlüsselindustrie Automobilbau wird die unterschiedliche Entwicklung besonders deutlich. Weltweit am meisten gefährdet ist die Metallindustrie.

Von Dr. Dirk Bröckelmann, Economic Research, Coface Deutschland, Niederlassung der Coface S.A.

Ein von Coface-Analysten speziell entwickelter Risikoindex weist eine signifikante Kluft bei den Branchenrisiken zwischen den aufstrebenden Ländern in Asien sowie Nordamerika auf der einen Seite und der Europäischen Union (EU-15) auf der anderen Seite aus. Der Index basiert auf den Zahlungserfahrungen mit Unternehmen, die in der Risikoprüfung des Kreditversicherers betrachtet werden.

Ausgewertet werden auch Veränderungen der Finanzdaten von über 6.000 börsennotierten Unternehmen in Asien, Nordamerika und den EU-15-Ländern. Parameter sind Umsatz, Renditekennzahlen, Schuldenquote, Cashflow sowie Zahlungsausfälle. Die Daten werden auf vier Risikokategorien heruntergebrochen: gering, mittel, hoch und sehr hoch.

In den asiatischen Schwellenländern ist das Branchenrisiko begrenzt. Drei Viertel der untersuchten Branchen liegen im geringen oder mittleren Risikobereich. Die Unternehmen in der Region verzeichnen ein konstantes Umsatzwachstum, je nach Branche zwischen 4 und 16%.

Die pharmazeutische Industrie profitiert von der wachsenden Mittelschicht in Indien und China. Beide Märkte sind auch neue starke Player in der Herstellung von Inhaltsstoffen für die Pharmaindustrie.

China ist der weltweit führende Automobilmarkt, er wird angetrieben von der steigenden Kaufkraft der Bevölkerung. Doch die Bestände unverkaufter Neufahrzeuge wachsen, da die Käufer öfter zu Gebrauchtwagen greifen.

Die Erholung der Immobilienpreise in China gibt der Holzindustrie kurzfristig positive Impulse, allerdings schwächt sich die Nachfrage nach einigen Holzsorten ab. Mittelfristig könnten restriktive Maßnahmen die Entwicklung der Branche bremsen.

Der Einzelhandel in Asien weist ebenfalls ein geringes Risiko auf, da die Umsätze mit zweistelligen Raten wachsen. Die wachsende Mittelschicht erhöht die Nachfrage nach Haushaltsgeräten.

Die chinesische Stahlindustrie hat ihre internationale Führungsposition ausgebaut. Ihr Marktanteil erreichte 2012 bereits 46,3%. Doch die Branche leidet unter Überkapazitäten und sinkenden Gewinnen. Daher versuchen die Unternehmen, ihre Wertschöpfung zu erhöhen.

Im Energiesektor ist der Solarbereich vom Preisverfall für Panels stark betroffen. Die Folge ist ein steigendes Kreditrisiko. Der Konkurs des weltweit führenden Herstellers, der chinesischen Suntech, zeigt den Restrukturierungsbedarf in der Branche.

Die Textil- und Bekleidungsbranche muss ebenfalls genau beobachtet werden, besonders in China. Hier macht sich die Verlagerung der Produktion in billigere Länder bemerkbar.

Kontakt: dirk.broeckelmann[at]coface.de

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