Die Liquidität des Bankensektors in Griechenland hat sich verbessert, und alle verbleibenden Kapitalkontrollen (einschließlich derjenigen für grenzüberschreitende Zahlungen im Rahmen des internationalen Handels) konnten ab dem 1. September 2019 vollständig aufgehoben werden.

Auch wenn die Gefahr einer erneuten Liquiditätskrise auf mittlere Sicht gebannt erscheint, die langfristigen Aussichten bleiben durch die schwierige Liquiditätslage getrübt.

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Im Juni 2015 musste Griechenland angesichts eines Ansturms auf die Banken Kapitalkontrollen einführen, und der Austritt des Landes aus der Euro-Zone konnte nur knapp durch viel politischen Willen der europäischen Partner und ein Rettungspaket (unter der zusätzlichen Aufsicht des IWF) verhindert werden. Inzwischen hat sich die Wirtschafts- und Liquiditätslage des Landes erheblich verbessert. Das Wirtschaftswachstum hat seit 2017 wieder Fahrt aufgenommen, da das Vertrauen in Griechenland angesichts positiver Ergebnisse des Rettungsprogramms und auf dem Rücken einer soliden europäischen Konjunktur und des florierenden Tourismus zurückkehrte.

Das internationale Hilfsprogramm endete im August 2018, als sich die griechischen Behörden zur Finanzierung wieder ausschließlich auf die internationalen Kapitalmärkte stützen konnten. Zuvor hatte das Land im Juni 2018 von einem weiteren Schuldenerlass der europäischen Partner für die langfristigen Staatsschulden profitiert, der die Bereitstellung einer Liquiditätsreserve einschloss, die (Re-)Finanzierungsrisiken bis Ende 2019 vollständig ausschließt und bis Ende 2022 deutlich reduziert.

Zwischenzeitlich wurden die Banken rekapitalisiert und die Einlagenkonten teilweise wieder aufgefüllt. Dadurch hat sich die Liquidität des Bankensektors verbessert, und alle verbleibenden Kapitalkontrollen (einschließlich derjenigen für grenzüberschreitende Zahlungen im Rahmen des internationalen Handels) konnten ab dem 1. September 2019 vollständig aufgehoben werden. Diese positiven Faktoren haben die Gefahr einer erneuten Liquiditätskrise kurz- bis mittelfristig deutlich verringert.

Altlasten behindern weiterhin ein stärkeres Wachstum

Insbesondere die Bilanzen der Banken sind weiterhin schwach und werden durch einen hohen Anteil notleidender Kredite (Non-Performing Loans, NPL) belastet. Diese sollen Mitte 2019 mehr als 40% der gesamten Kredite ausgemacht haben (der Durchschnitt im Euro-Raum liegt bei 3,4%). Da NPL den wirtschaftlichen Aufschwung hemmen und das Kreditwachstum belasten (das anhaltend negativ ist), wurde der Rechtsrahmen angepasst, um Instrumente zur Sanierung der Bankbilanzen bereitzustellen. Obwohl die vier systemrelevanten Banken den Anteil notleidender Kredite in den kommenden Jahren mit Hilfe verschiedener Verbriefungs- und Vertriebstechniken deutlich zurückführen wollen, dürfte das Niveau weiterhin hoch bleiben.

Eine der größten Schwachstellen Griechenlands bleibt die extrem hohe gesamtstaatliche Verschuldung, trotz der erheblichen Haushaltskonsolidierung und der sukzessiven Hilfsprogramme der europäischen Partner. Obwohl das Ziel eines (primären) Haushaltsüberschusses in den vergangenen Jahren übererfüllt wurde, dürfte die öffentliche Verschuldung 2019 dennoch bei geschätzten 176,5% des BIP liegen. Mittelfristig erscheint die Verschuldung kontrollierbar, allerdings nur unter der Annahme, dass die Haushaltsdisziplin aufrechterhalten wird und es keine Politikumkehr aufgrund von Reformmüdigkeit gibt, dass ein regelmäßiger Kapitalmarktzugang gewährt ist und dass keine Ansteckung durch Krisen in anderen (europäischen) Ländern erfolgt.

Allerdings bleiben Abwärtsrisiken für die Finanzpolitik deutlich vorhanden, insbesondere angesichts der erforderlichen Anpassungen einiger Elemente der Rentenreform von 2016 und einer ausstehenden Entscheidung des Rechnungshofs über die Löhne des öffentlichen Sektors. Die Demographie ist keine Hilfe, da Jahre der Krise zu einem Exodus hochqualifizierter Arbeitskräfte geführt haben. Zudem altert die Bevölkerung, was die Tragfähigkeit der Sozialversicherungsfinanzen langfristig weiter unter Druck setzen wird. Positiv zu vermerken ist dagegen, dass Griechenland derzeit auf die Zustimmung der europäischen Partner wartet, um einen wesentlichen Teil der verbleibenden IWF-Schulden (mit einem hohen Zinssatz) vorzeitig zurückzahlen zu können und damit die Schuldendienstkosten zu senken.

Risikoeinschätzung

Obwohl die griechische Wirtschaft bislang weitgehend vor negativen Auswirkungen der Verlangsamung des Welthandels sowie des zunehmenden Protektionismus bewahrt wurde, stuft Credendo das Geschäftsrisiko in die höchste Kategorie C (auf einer Skala von A bis C) ein. Begründet wird dies mit einem strukturell schwierigen Umfeld für Geschäftsaktivitäten, insbesondere im Vergleich zu anderen Ländern des Euro-Raums. Aufgrund der verbesserten Liquiditätslage und der Aufhebung der Kapitalverkehrskontrollen im internationalen Zahlungsverkehr hat Credendo jedoch im September das kurzfristige politische Risiko von Kategorie 4 auf 3 (von 7) heraufgestuft.

Ausführliche Länderberichte finden Sie auf der Seite www.credendo.com.

k.koch@credendo.com

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