Coface stuft in seiner Länderbewertung Griechenland von A4 auf B ab. Damit liegt das Land im Bereich höheren Risikos. Der internationale Forderungsspezialist reagiert so auf die aktuelle Lage der griechischen Unternehmen. Deren Zahlungsfähigkeit nimmt spürbar ab, weil sich die Rahmenbedingungen im Land rapide verschlechtern. Von einem generellen Stopp der Geschäftsbeziehungen mit griechischen Unternehmen rät Coface jedoch ab.

Von Dr. Dirk Bröckelmann, Referent Unternehmenskommunikation, Coface Deutschland AG

Das Risiko von Zahlungsausfällen steigt, ist aber noch nicht ausgesprochen hoch. Deswegen gibt es auch keinen Grund, Geschäftsbeziehungen abrupt abzubrechen. Grundlage für die Bewertung von Coface sind neben makroökonomischen Daten vor allem die Zahlungserfahrungen mit den Unternehmen des jeweiligen Landes. Darin unterscheidet sich die Bewertung von den Länderratings der Agenturen, die in der Regel die Staatsbonität oder Sicherheit von Anleihen beurteilen.

„Mehrere Faktoren verschärfen die Lage für die griechischen Unternehmen“, erklärt Norbert Langenbach, Vorstandsmitglied von Coface Deutschland. Bankkredite seien mittlerweile kaum oder nur sehr teuer zu bekommen. Hinzu käme neben der tiefen Rezession, dass die Unternehmen die Hauptlast des Sparkurses der Regierung trügen und zunehmend mit Außenständen der öffentlichen Hand zu kämpfen hätten. Das Zahlungsverhalten habe sich 2011 erneut verschlechtert. „Das ist ein deutliches Signal“, sagt Norbert Langenbach.

Infolge der Krise in Griechenland ist auch das Länderrisiko für Zypern gestiegen. Coface stuft deshalb die Republik von A3 auf A4 herab. Die Unternehmen geraten auch hier unter Druck, weil die Banken des Landes sehr eng mit Griechenland verflochten sind. Daher können sie keine Kredite zu guten Konditionen anbieten.

Bestandteil der Gesamtbewertung eines Landes ist bei Coface auch die Beurteilung des Geschäftsumfeldes. Sie umfasst die Transparenz von Bilanzen, den Gläubigerschutz und institutionelle Rahmenbedingungen. Hierzu gehören vor allem die Effektivität der öffentlichen Dienste, die Beschaffenheit des Rechtsrahmens, die Anwendung der Gesetze und das Ausmaß der Korruption. Hier stuft Coface sowohl Griechenland als auch Zypern von A2 auf A3 herab. Damit zählen beide zu den Ländern in der Europäischen Union, deren Geschäftsumfeld am schlechtesten bewertet wird. Lediglich Rumänien und Bulgarien (beide A4) werden noch schlechter beurteilt. Auslöser für die Abstufung ist der erschwerte Zugang zu Informationen über die Finanzlage der Unternehmen. Auch deutet die Zunahme an Zahlungsverzögerungen auf Schwierigkeiten beim Forderungseinzug hin. Das undurchsichtige Bankwesen belastet speziell Zypern.

„Obwohl Unternehmen unter den aktuellen Entwicklungen leiden, nehmen wir nach wie vor Deckungsschutz vor. Wir sind gut vorbereitet und sensibel in der Prüfung“, betont Norbert Langenbach. Wichtig sei, jedes Unternehmen einzeln zu betrachten und nicht zu pauschalisieren. Auch in einem schwierigen Umfeld existierten gut aufgestellte Unternehmen. Die Ländereinschätzung gebe demnach nur ein erstes Bild ab. „Und mit der Bewertung Griechenlands mit B zeigen wir, dass mit Zahlungsausfällen nun zwar eher zu rechnen ist. Die Wahrscheinlichkeit ist aber noch nicht ausgesprochen hoch“, so das Vorstandsmitglied.

Kontakt: dirk.broeckelmann[at]coface.de

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