Die EU fördert den Handel innerhalb der EU sowie zwischen der EU und anderen Ländern mit zahlreichen Handelsfördermaßnahmen. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Nutzung sind die Überwindung von Informationsassymmetrien und eine fokussierte Automatisierung.
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Die EU unterhält verschiedene Förderprogramme, aus denen Firmen Mittel beantragen können. Dabei wird zwischen direkter und indirekter Finanzierung unterschieden. Diese Programme sind nicht speziell auf die Förderung des Handels ausgerichtet. Sie stellen aber auf Antrag staatlichen Institutionen, Verbänden und ähnlichen Organisationen Mittel zur Verfügung, die eventuell für die Handelsförderung eingesetzt werden können. Die Vergabe der Direktfinanzierungsmittel – in Form von Zuschüssen oder Aufträgen – erfolgt durch die Europäischen Institutionen. Unternehmen können sich über das Ausschreibungsportal der Europäischen Kommission bewerben. Die indirekte Finanzierung wird von nationalen und regionalen Behörden verwaltet. Sie umfasst annähernd 80% des EU-Haushalts.
Darüber hinaus stärken Handelsförderorganisationen die Wettbewerbsfähigkeit vor allem von kleinen und mittleren Unternehmen. Industrie- und Handelskammern unterstützen Unternehmen u.a. mit Informationen über Absatzmärkte und potentielle Partner und prüfen für Kunden gezielt Möglichkeiten, wie sie im Rahmen europäischer Förderprogramme Zuschüsse erhalten können. Handelsförderer haben in den vergangenen Jahren vermehrt innovative Partnerschaften abgeschlossen, um Daten besser zu erfassen und auszuwerten.
Und schließlich dienen das Abkommen zu Handelserleichterungen der Welthandelsorganisation (WTO) sowie bilaterale und multilaterale Freihandels- und Wirtschaftsabkommen der Handelsförderung. Sie reißen Barrieren zwischen Ländern nieder und stärken die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in den Unterzeichnernationen. Weltweit gibt es über 500 Freihandels- und Präferenzabkommen (FTAs). Die EU hat mit rund 40 Ländern FTAs oder Wirtschaftsabkommen ratifiziert. Im Juni unterzeichnete sie ein Abkommen mit dem südamerikanischen Handelsblock Mercosur, das massive Handelserleichterung verspricht.
Darüber hinaus fordert die „UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ die europäischen Länder auf, Entwicklungsländer bei ihrer Integration in den Welthandel noch tatkräftiger zu unterstützen. Besonderen Handlungsbedarf sieht die UN bei den handelserleichternden Maßnahmen. Die EU-Handelsförderung hat hier noch Verbesserungspotential.
Informationsasymmetrien überwinden
Um Handelsförderungsmaßnahmen effizient zu nutzen, müssen Unternehmen Informationsasymmetrien überwinden. Kommerzielle und staatliche Handelsdatenbanken liefern Informationen zu den Außenhandelsvorschriften und Geschäftsregeln. Global Knowledge® von Amber Road, die umfangreichste Handelsdatenbank der Branche, gibt beispielsweise Auskunft über regulatorische Anforderungen, einschließlich Zolltarifen und nichttarifären Handelsbarrieren, in mehr als 170 Ländern.
Interessierten Kunden bietet das Softwarehaus Amber Road eine tiefgehende Analyse ihrer Zollzahlungen entlang der gesamten Lieferkette unter Berücksichtigung ihrer Produktpalette und Handelsrouten an. So können Einsparungen aufgezeigt werden, die sich durch eine bessere Ausnutzung von Freihandelsabkommen erzielen ließen. Dabei wird simulationsgestützt auch veranschaulicht, welche finanziellen Auswirkungen Veränderungen bei Handelswegen respektive Lieferländern oder Absatzmärkten haben würden. Mit Hilfe von Amber Roads RoI-Rechner können Firmen fundierte Entscheidungen im Bereich Export- und Importstrategie sowie Zollabwicklung fällen, ihre Effizienz steigern und eine höhere Umsatzrendite erzielen.
Unternehmen können sich anschließend an die Handelskammern oder ähnliche Institutionen wenden, um Informationen bezüglich zu erwartender Produktnachfrage, Wettbewerbssituation und potentieller Partner in verschiedenen Ländern abzufragen. Kein mittelständisches oder kleines Unternehmen hätte allein die Mittel dazu, ein entsprechendes Netzwerk an Informationsquellen zu finanzieren.
Automatisierung
Da die Handelsförderungsmaßnahmen und die gesetzlichen Vorschriften für den internationalen Handel immer komplexer werden und gleichzeitig das Risiko zunimmt, gegen Gesetze zu verstoßen, ist bei höheren Einkaufs-/Absatzvolumen eine Automatisierung von Kontrollmechanismen nicht nur empfehlenswert, sondern unerlässlich. Nur so können Compliancevorgaben systematisch eingehalten bzw. umgesetzt und Prozessschritte dokumentiert werden. Dies ist insbesondere bei Dual-Use-Produkten (Waren mit potentiell militärischem Nutzen wie Computerchips, Flugzeugteilen usw.) notwendig. Die Herausforderung liegt darin, Einkaufs- und Exportabteilungen zur kontinuierlichen Nutzung dieser IT-Tools zu bewegen.
Fazit
Die Landschaft der Handelsförderungsmaßnahmen der EU ist unübersichtlich. Für KMUs sind exportrelevante Komponenten ohne Hilfe kaum zu erschließen. Im Rahmen der digitalen Transformation lassen sich aber viele Chancen, wie sie beispielsweise Freihandels- und andere Präferenzabkommen bieten, durch Prozessautomatisierung kosteneffizient nutzen.