Bei der Analyse von Absatzmärkten spielen viele Faktoren zusammen, die letztlich das Gerüst für die Entscheidung zum Markteintritt bilden. Offenbar kamen deutsche Unternehmen dabei in der Vergangenenheit hinsichtlich Afrikas zu ganz anderen Ergebnissen als ihre chinesischen Wettbewerber. Afrika erreichte 2009 einen Anteil von über 7% an den chinesischen Exporten gegenüber 2% in Deutschland. Wie hoch sind die Zahlungsrisiken und die politische Unsicherheit in den Ländern südlich der Sahara wirklich?

Von Gunther Schilling, Redaktionsleiter ExportManager, F.A.Z.-Institut

Geschäfte mit Afrika sind zumeist mit hohen Zahlungsrisiken verbunden, die eine genaue Einschätzung der Zahlungsfähigkeit und bereitschaft des Geschäftspartners erfordern. Aber auch die politischen Rahmenbedingungen im jeweiligen Zielland können starken Einfluss auf den erfolgreichen Verlauf von Exportgeschäften nehmen. So sind die Finanz und Rechtssysteme einzelner Staaten schlicht nicht funktionsfähig. Andere Staaten weisen dagegen annähernd die Bedingungen entwickelter Länder auf.

Hinsichtlich des politischen und des Zahlungsrisikos scheint in Afrika ein Süd-Nord-Gefälle zu bestehen, das von Namibia bis zur Demokratischen Republik Kongo reicht. Allerdings gilt diese Tendenz nicht durchgängig. So liegt mit Simbabwe ein hochriskanter Staat an der Grenze zu Südafrika und mit Gabun ein sehr stabiles Land in der Nachbarschaft des Kongo. Es lohnt sich daher, die einzelnen Länder genau zu betrachten.

Das Länderrating der Coface berücksichtigt neben der wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Entwicklung vor allem die Zahlungserfahrungen mit den Unternehmen des jeweiligen Landes und das dortige Geschäftsumfeld. Delcredere schätzt für die Klassifizierung des kurzfristigen politischen Risikos die Wahrscheinlichkeit höherer Gewalt innerhalb eines Jahres ein. Dabei stehen das Transferrisiko und die politische Lage des Landes im Fokus der Liquiditätsbetrachtung.

Hinsichtlich der unterschiedlichen Risikokategorien weichen die Einschätzungen der beiden Kreditversicherer punktuell voneinander ab. So stuft die Coface das kurzfristige Zahlungsrisiko Südafrikas und Namibias als relativ gering ein. Die Bewertung A3 bedeutet eine immer noch geringe Ausfallwahrscheinlichkeit. Delcredere sieht das kurzfristige politische Risiko Südafrikas mit 3 lediglich im Mittelfeld.

Dagegen werden Gabun wie auch Namibia von Delcredere günstiger eingeschätzt (2). Von Coface erhält Gabun dagegen nur eine mittlere Bewertung (B), die eine spürbare Zunahme der Ausfallwahrscheinlichkeit anzeigt.

Besonders deutlich unterscheiden sich die Einschätzungen des politischen und des Zahlungsrisikos im Falle Nigerias voneinander. Delcredere stuft das politische Risiko mit 3 ein, Coface das Zahlungsrisiko mit D, was einem hohen Ausfallrisiko entspricht. Darauf gehen die Länderanalyse Nigeria und der Bericht zur Nutzung von Akkreditiven in Nigeria auf den folgenden Seiten näher ein.

Hinsichtlich der wirtschaftlichen Risiken stuft Delcredere mit Ausnahme Südafrikas und Namibias, die ein „normales“ Risiko von B aufweisen, sämtliche Länder des südlichen Afrikas mit C ein. Dies signalisiert ein hohes systemisches Risiko für Zahlungsausfälle.

Kontakt: g.schilling[at]faz-institut.de

21 replies on “Länderrisiken in Afrika gut abwägen”

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