Die Wirtschaft Malaysias ist stark exportorientiert, hat aber ihre Exportabhängigkeit verringert – die Anteile der Inlandsnachfrage bzw. des privaten Verbrauchs am Bruttoinlandsprodukt steigen seit einiger Zeit. Eine bedeutende Mittelschicht trägt mit ihrem ­Konsum zunehmend zum Wachstum bei. Allerdings ist die Kehrseite dieser Entwicklung ein alarmierender Anstieg der Verschuldung der privaten Haushalte. Malaysia ist darüber hinaus in moderater Form anfällig für externe Schocks.

Von Christoph Witte, Direktor Deutschland, Credimundi, Member of the Credendo Group

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Vertrauensverlust drückt Währung

Der Konjunkturabschwung in China (dessen Wirkungen auch auf anderen Exportmärkten Malaysias spürbar werden), die schwächere Nachfrage aus der EU sowie der Absturz des Ölpreises bei gleichzeitiger Erstarkung des US-Dollar hat den Wechselkurs des Malaysischen Ringgit seit September 2014 unter Druck gesetzt.

Die bevorstehende Erhöhung der Zinssätze durch die US-Notenbank (Fed) könnte erneut zu Kapitalabflüssen führen. Die von der jüngsten politischen Instabilität beeinträchtigte Anlegerstimmung sowie ein Rückgang der Währungsreserven verschärfen die Situation zusätzlich. Der Ölschock hat die Credendo Group zu Beginn des Jahres dazu bewogen, Malaysia im Hinblick auf das kurzfristige politische Risiko von Kategorie 1 auf Kategorie 2 herabzustufen.

Die Lage der öffentlichen Finanzen verschlechterte sich nach 2008. Hierdurch erhöhte sich das politische Risiko. In der Folge bemühte sich die Regierung, den Staatshaushalt in einem Umfeld stark zurückgehender Öleinnahmen zu konsolidieren. Mit ihrer vorsichtigen Haushalts- und Geldpolitik strebt die Regierung eine wirtschaftliche Stabilisierung auf Kosten des Wachstums an.

Insgesamt sind die Wachstums- und Konjunkturprognosen unverändert günstig, und das Geschäftsumfeld ist gut. Somit wird Malaysia hinsichtlich des Geschäftsrisikos in die beste Kategorie eingestuft (A). Langfristig gesehen, muss das Land indes Strukturreformen umsetzen und die wirtschaftliche Diversifizierung vorantreiben, damit es nicht in der Falle der Mitteleinkommen (Middle-Income Trap) steckenbleibt.

Wirtschaftsausblick ist getrübt

Malaysia ist nicht mehr der wirtschaftliche Tigerstaat der Zeit vor der asiatischen Finanzkrise 1997/98. Doch das Land weist immer noch eine robuste Wirtschaftsentwicklung auf und profitiert von den über viele Jahre erbrachten Leistungen. Eine lange Phase des nachhaltigen Wachstums sorgt für eine gesunde wirtschaftliche Grundlage. Ihre wichtigsten Merkmale sind die makroökonomische Stabilität, eine tragbare Auslandsverschuldung, hohe Investitionsquoten, rückläufige Armut (wenn auch die Ungleichheiten in den ethnischen Gruppen gestiegen sind), eine niedrige Arbeitslosigkeit und ein anhaltender Leistungsbilanzüberschuss.

Die Wirtschaft ist immer noch stark ex-portorientiert, doch der Anteil der Exporte an der Wertschöpfung (China ist wichtigster Handelspartner) ist seit 2006 stetig zurückgegangen. Obwohl die Exportabhängigkeit eindeutig abnimmt, sorgen die Exporte immer noch für 2/3 des BIP und haben einen großen Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung.

Die ausgeprägte Marktöffnung macht das Land anfällig für externe Schocks. Dies war im Zuge der asiatischen Finanzkrise und der Weltfinanzkrise von 2009 zu beobachten. Im Verlauf von beiden Krisen rutschte Malaysia in die Rezession, erholte sich allerdings auch schnell wieder. Das durchschnittliche BIP-Wachstum pendelte sich auf 5% ein (im Vergleich zu einem Niveau von über 8,5% vor der Asien-Krise). 2013 erreichte das Wachstum mit 4,7% den niedrigsten Wert der vergangenen vier Jahre. Grund hierfür waren die gesunkenen Rohstoffpreise (Rohstoffe machen ein Fünftel der Exporte aus) und die nachlassende Auslandsnachfrage (insbesondere aus den USA und der EU), die nicht ausreichend durch die Nachfrage aus China, wo die Wachstumsdynamik ebenfalls erlahmte, kompensiert wurde. Nach einer Erholung im Jahr 2014 (+6%) wurde die malaysische Wirtschaft zwangsläufig von den fallenden Öl- und Gaspreisen abgebremst, da Rohstoffexporte nach wie vor den größten Wachstumsmotor des Landes darstellen.

Der Ausblick wird vom unsicheren und schwachen globalen Umfeld getrübt. Insbesondere die Prognosen für wichtige Exportgüter (hauptsächlich Öl, Flüssiggas und Palmöl) bleiben für Malaysia als Nettoexporteur angesichts der anhaltend niedrigen Weltmarktpreise nicht ohne Auswirkungen. In der Folge wird der Leistungsbilanzüberschuss weiter zurückgehen. Die mittelfristigen Prognosen sind jedoch unverändert positiv: Das Wirtschaftswachstum wird von voraussichtlichen 4,8% in diesem Jahr einen leichten Anstieg auf durchschnittlich 5% verzeichnen. Zurückzuführen ist dieses Wachstum auf eine diversifizierte Wirtschaft, robuste Exporte von elektronischen Gütern – die von einem stark abgewerteten Ringgit profitieren – sowie auf Dienstleistungen und Industrieproduktion.

US-Zinsanstieg bleibt beherrschbar

Ein weiterer Wirtschaftsmotor ist die robuste Verbrauchernachfrage, die von einer inzwischen bedeutenden und wohlhabenden städtischen Mittelschicht angekurbelt wird. Die privaten Konsumausgaben werden durch die sich verschlechternden Bedingungen wie z.B. Preissteigerungen, ein knapperes Kreditangebot sowie die anhaltend hohe Verschuldung der Haushalte, die zur Hälfte auf Hypothekenkredite zu variablen Zinsen zurückzuführen ist, gebremst. Die Hypothekendarlehen machen 87% des BIP aus und stellen ein Risiko für die wirtschaftliche Stabilität dar, auch wenn das Finanzvermögen der privaten Haushalte höher ist und als Polster im Fall eines negativen Schocks dient.

Der Ausstieg der US-Fed aus der Politik der monetären Lockerung könnte Malaysia treffen. Der Kapitalabzug aus den Schwellenländern hatte bereits Mitte 2013 als Begleiterscheinung eine Abwertung des Malaysischen Ringgit gegenüber dem US-Dollar in Höhe von 10% in nur wenigen Monaten verursacht. Diese Entwicklungen haben sich jüngst wiederholt: In einem Klima der Volatilität in sämtlichen Schwellenländern hat der Malaysische Ringgit seit September vergangenen Jahres gegenüber dem US-Dollar 20% seines Wertes eingebüßt. Dies ist auf gefallene Ölpreise und einen stärkeren US-Dollar, aber auch auf den weiteren Verlust des Investorenvertrauens in Verbindung mit dem Finanzskandal um den Staatsfonds 1MDB zurückzuführen.

Malaysia dürfte in der Lage sein, das Risiko der erhöhten Volatilität am Finanzmarkt dank der robusten Inlandsnachfrage, der guten Balance zwischen Export- und Binnenmarktorientierung sowie des starken Finanzsektors zu bewältigen. Zudem verfügt die Zentralbank nach wie vor über ein angemessenes Devisenpolster. Die Währungsreserven decken immer noch viereinhalb Monatsimporte bzw. zweimal die kurzfristigen Auslandsverbindlichkeiten ab, auch wenn 2013 noch der Wert von sechs Monatsimporten gedeckt wurde.

In der näheren Zukunft wird die restriktive Wirtschaftspolitik voraussichtlich fortgeführt und das Wirtschaftswachstum mittelfristig etwas bremsen. Zum einen ist zu erwarten, dass die Zentralbank nach der ersten Anhebung des Leitzinses im vergangenen Jahr zur Eindämmung des hohen Wachstums und der sich beschleunigenden Inflation den Zinssatz nun konstant hält, um dem erneuten Inflationsdruck (in Höhe von 3%) zu begegnen, der sich durch den Abbau von Subventionen, die Einführung einer landesweiten Steuer auf Güter und Dienstleistungen (GST) im vergangenen April sowie teurere Importe aufgrund eines schwächeren Ringgit weiter verschärft.

Die ausführliche Länderstudie Malaysia steht auf www.credimundi.de bereit.

Kontakt: c.witte@credendogroup.com

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