Die Schweiz bietet gute Standortbedingungen für die anspruchsvolle IT-Industrie. Doch der Preisdruck des starken Schweizer Franken macht der Konkurrenzfähigkeit zu schaffen. Eine effiziente Zusammenarbeit kann diesen Nachteil überwinden. So präsentiert sich die Schweizer IT-Industrie als Partner der Digitalisierungsmesse CeBIT vom 14. bis 18. März der internationalen Branche. Im Gespräch mit dem ExportManager erläutert Andreas Kaelin, Geschäftsführer von ICTswitzerland, die Messepläne des ­Branchenverbands.

von Andreas Kaelin, Geschäftsführer, ICTswitzerland

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Herr Kaelin, die Schweiz hat eine sehr aktive Informations- und Kommunikationsbranche mit einer regen Start-up-Szene. Doch der Exportanteil ist mit 16% noch ausbaufähig, wie sie im vergangenen Jahr im CNO-Panel festgestellt haben. Wo liegen Ihrer Ansicht nach die interessantesten Auslandsmärkte für die Schweizer ICT-Unternehmen?

Gemäß der ICT-Außenhandelsstudie von ICTswitzerland hat die Schweiz 2014 ICT-Güter und -Dienstleistungen im Wert von über 18 Mrd CHF exportiert. Der Dienstleistungsbereich verzeichnet dabei gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Anstieg. Aber Sie haben recht, in der Internationalisierung ist noch viel Potential vorhanden. Denn wir brauchen Unter­nehmen, die sich auf dem internationalen Markt positionieren, damit wir uns als erfolgreiche ICT-Nation behaupten können. Für Schweizer ICT-Unternehmer sind der reife ICT-Markt Deutschlands und natürlich der riesige asiatische Markt von Bedeutung. Dass wir Partnerland der CeBIT 2016 sind, ist ein großer und wich­tiger Schritt in Richtung Internationali­sierung. Die CeBIT ist ein idealer Startpunkt für Schweizer ICT-Unternehmen, sich dem internationalen Wettbewerb zu stellen.

Mitte März widmet sich die CeBIT in Hannover der künstlichen Intelligenz und dem Internet der Dinge. Die Schweiz wird als Partnerland unter anderem im eigenen Swiss Pavilion präsentieren. Was planen Sie dort, und was sollte man sich unbedingt ansehen?

Thematisch wird die Schweiz drei Kerngebiete fokussieren: Dies sind zum einen der Themenbereich Research & Innovation und zum anderen die beiden Kernthemen Business Security und Fintech. Da gibt es aber noch viele weitere Themen, die uns auf der CeBIT beschäf­tigen werden. So auch die künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge. Als Beispiel kann die EPFL mit SmartCardia, einem cloudbasierten Gerät zur Über­wachung der psychischen und emotionalen Gesundheit, genannt werden. Das Gerät, das mit dem Mobiltelefon des Anwenders kooperiert, arbeitet mit komplexen Algorithmen, die Unregelmäßigkeiten in der Herzfrequenz automatisch identifizieren. Im Konferenzprogramm der SWISS Pavilion Arena auf unserem zentralen Partnerland SWISS Pavilion in Halle 6 wird ein ganzer Tag dem Thema Industrial Internet of Things gewidmet. Da werden Schweizer Aussteller Produkte und technologische Visionen vorstellen und diskutieren.

Deutschland hat sich die Entwicklung der Industrie 4.0 auf die Fahnen geschrieben und entwickelt insbesondere im Maschinenbau intelligente Fertigungssysteme. Wo stehen die Schweizer Kollegen? Kommen auch einige Maschinenbauer aus der Schweiz zur CeBIT?

Die Schweizer ICT-Industrie liefert wesentliche Teile der Wertschöpfungskette, wo innovative Lösungen und eine hohe Zuverlässigkeit gefordert sind – darunter auch Software, die den Maschinenbau betrifft. Aus der Schweiz hat sich bis jetzt jedoch kein Maschinenbauunternehmen als Aussteller angemeldet. Unter den weit über 1.000 Schweizer Besuchern, die wir auch dieses Jahr wieder auf der CeBIT erwarten, finden sich aber immer auch Vertreter verschiedenster Branchen.

Die Schweiz löst als Partnerland der CeBIT China ab. Zahlreiche chinesische Unternehmen haben sich nach Auskunft des Messeveranstalters wieder angemeldet. Erwarten Sie ein steigendes Interesse der chinesischen Aussteller und Besucher an den Angeboten der Schweizer Aus­steller?

Das hoffe ich natürlich, und ich denke, die Chancen stehen sehr gut. Das Partnerland genießt in der Regel besondere Aufmerksamkeit von Besuchern und Aus­stellern der CeBIT. Damit erhält die Schweiz die einzigartige Chance, ihre digitalen Kompetenzen in allen Facetten einem internationalen Publikum zu präsentieren. Und mit China pflegt die Schweiz enge wirtschaftliche Beziehungen, gerade zwischen IT-Firmen und ­chinesischen Unternehmen. Die Schweiz hat als erstes kontinentaleuropäisches Land ein Freihandelsabkommen mit China unterzeichnet. Das war ein Meilenstein für die Schweizer Außenwirtschaftspolitik.

Kontakt: andreas.kaelin@ictswitzerland.ch

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