Die Zahlungsmoral der Unternehmen in Europa hat sich im Verlauf des Jahres 2010 gebessert, allerdings sind die Entwicklungen sehr unterschiedlich in den einzelnen Ländern. Eine im Februar 2011 veröffentlichte Studie von D&B fasst die jüngsten Ergebnisse ihrer Erhebungen zu den Zahlungserfahrungen in Deutschland und in Europa zusammen. Darüber hinaus weisen die Länderrisikoexperten auf die wesentlichen weltwirtschaftlichen Risiken hin, die Unternehmen 2011 im Auge behalten sollten.
Von Sylvia Röhrig, Redakteurin ExportManager, F.A.Z.-Institut
Mit dem Anziehen der Konjunktur in Deutschland verbesserte sich die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen im Verlauf des Jahres 2010 spürbar und befindet sich nun wieder auf Vorkrisenniveau. Eine im Februar von D&B Deutschland veröffentlichte Studie zur Zahlungsmoral in Deutschland kommt zu dem Ergebnis, dass im vierten Quartal 2010 84,8% der deutschen Unternehmen ihre Rechnungen zum vereinbarten Zeitpunkt gezahlt haben. Der durchschnittliche Zahlungsverzug sank in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres unter die 9-Tage-Grenze.
Auch wenn es darum geht, ausländische Gläubiger zu bezahlen, befinden sich deutsche Unternehmen an der Spitze der europäischen Länder. 95,4% aller Zahlungen erfolgen sofort oder bis spätestens 30 Tage nach vereinbartem Zahlungsziel. Besser schneiden nur Unternehmen aus den Niederlanden ab. Bei ihnen liegt der Wert bei 96,3%. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass nur 4,6% der Zahlungen aus Deutschland und 3,7% aus den Niederlanden mit mehr als 30 Tagen Verzug eintreffen. Eine Besserung der Zahlungsmoral gegenüber ausländischen Gläubigern ist auch in Belgien festzustellen. In Frankreich bewegt sich der Zahlungsverzug auf relativ niedrigem Niveau, allerdings war eine leichte Verschlechterung im zweiten Halbjahr 2010 festzustellen. Unternehmen aus Spanien, Großbritannien und Italien weisen dagegen eine weitaus schlechtere Zahlungsmoral auf. Während jedoch in Italien und Großbritannien eine Verbesserung der Werte zu registrieren war, erlitt das Zahlungsverhalten in Spanien Rückschläge. Im vierten Quartal 2010 waren 17,2% der Zahlungen aus Spanien mehr als 30 Tage überfällig.
Die Länderrisikoexperten von D&B warnen vor steigenden weltwirtschaftlichen Risiken im Jahr 2011. Die Weltkonjunktur verliert an Fahrt. Dabei weist die wirtschaftliche Entwicklung in den führenden Volkswirtschaften erhebliche Unterschiede auf. Zu den wesentlichen Risiken zählen die hohe Staatsverschuldung in bedeutenden Industrieländern, die Ausbreitung der Schuldenkrise in der Euro-Zone, wachsende Unsicherheiten an den Finanz- und Devisenmärkten und ein sich anbahnender inflationärer Schock in Asien.
Das Hauptrisiko in Europa ist die Schuldenkrise der Euro-Zone, die allerdings derzeit durch drei Faktoren gemindert wird: Erstens konnte Portugal im Januar kurz- und langfristige Staatsanleihen verkaufen, wenn auch mit kräftigen Risikozuschlägen. Zweitens hat China zugesagt, spanische Staatsanleihen zu erwerben. Drittens beabsichtigt Japan, vom Europäischen Stabilitätsfonds EFSF, dem Notfonds der Euro-Zone, emittierte Anleihen zu kaufen.
D&B erwartet, dass diese Entwicklungen den hochverschuldeten PIIGS-Ländern nur eine kurze Atempause verschaffen werden: Portugal könnte noch im ersten Quartal 2011 Notkredite des EFSF in Anspruch nehmen. Auch wenn Spanien sich eventuell ohne Hilfe von außen an den Kapitalmärkten Gelder beschaffen kann, bleibt der spanische Bankensektor anfällig. Sorge bereitet, dass die Börsen der hochverschuldeten europäischen Länder angesichts der hohen Beträge für Staatsanleihen in den Bilanzen der Banken deutliche Verluste hinnehmen mussten. Neben der Hilfe von außen müssen es die betroffenen Länder wie Griechenland, Irland und Portugal schaffen, auch durch eigene Maßnahmen die Verschuldung in den Griff zu bekommen.
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