Jahrelang dominierten die Handelsstreitigkeiten der USA mit China, der EU, aber auch mit den direkten Nachbarstaaten Kanada und Mexiko die Schlagzeilen. Seit dem 1. Juli 2020 ist das neue Handelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada in Kraft. Und auch der Streit mit der EU ist seit Kurzem beigelegt.

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Das neue Handelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada (United States–Mexico–Canada Agreement, USMCA) ist seit dem 1. Juli 2020 in Kraft. Es trat an die Stelle des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA). Vor allem die Lohnunterschiede zwischen den USA und Mexiko sollten verringert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der US-Industrie zu stärken. Mindestens 40% der Pkw-Produktion sollten zu einem Mindestlohn von 16 USD erfolgen. Auch die Ursprungsregeln im wichtigen Automobilsektor wurden verschärft, um die reine Montage von Teilen zu erschweren. Der für den zollfreien Handel geforderte Anteil lokaler Wertschöpfung liegt nun bei 70% (Nutzfahrzeuge) bzw. 75% (Kfz).

Abhängigkeit von Importen bleibt hoch

Das USMCA sollte vor allem den Handel zugunsten der USA verändern. 2021 verzeichnet jedoch vor allem Kanada Absatzerfolge in den USA. Zwar fiel der Beginn des neuen Handelsregimes in die Ausnahmesituation der Covid-19-Pandemie, die den regionalen Handel erschwerte. Doch seit Inkrafttreten des USMCA konnten die USA keine nennenswerten Verbesserungen ihrer Handelsbilanz erreichen. So lag der Negativsaldo im Warenhandel in den ersten neun Monaten 2020 mit 655 Mrd USD sogar leicht über dem Niveau des gleichen Vorjahreszeitraums (648 Mrd USD). Von Januar bis September 2021 stieg der Fehlbetrag auf 790 Mrd USD. Im Handel mit Kanada erhöhte sich das Handelsdefizit von 10 auf 34 Mrd USD. Gegenüber Mexiko sank es von 80 Mrd USD auf 78 Mrd USD.

Die Veränderungsraten im regionalen Handel in den ersten neun Monaten 2021 sind aus Sicht der USA aktuell zwar beeindruckend, resultieren jedoch vor allem aus der niedrigen Vergleichsbasis im Vorjahr. So stiegen die US-Exporte nach Kanada um 20,6% und die nach Mexiko sogar um 34,0%. Gegenüber dem gleichen Zeitraum 2019 betrug der Zuwachs Richtung Kanada jedoch nur 1,5% und nach Mexiko waren es 5,1%. Auf der Importseite verzeichneten die USA von Januar bis September 2021 einen Anstieg der Bezüge aus Kanada um 31,8%, aus Mexiko erhöhten sie sich um 21,4%. Im Vergleich zu 2019 waren ebenfalls deutlich geringere Veränderungsraten festzustellen. Die Importe aus Kanada waren um 8,7% höher, die aus Mexiko um 4,6%.

Für den Anstieg der US-Exporte waren in den ersten neun Monaten 2021 vor allem Öl und Gas sowie Pkw und Pharmazeutika verantwortlich. Die US-Importe von Öl und Pkw stiegen jedoch noch deutlich stärker. Hinzu kamen höhere Bezüge von Elektro- und Medizintechnik sowie diverser Konsumgüter, die zum Anstieg der Importe entscheidend beitrugen. Allerdings kamen diese Waren eher aus Europa und Asien als aus den nordamerikanischen Nachbarländern. Kanada lieferte vor allem Rohstoffe, Mexiko Kraftfahrzeuge und Haushaltsgeräte.

Deutschland holt in Nordamerika auf

Die gute Nachricht für europäische Unternehmen kam am Rande des G20-Gipfels Ende Oktober aus Rom: Die USA und die EU legen ihren Handelsstreit bei. Zunächst für zwei Jahre werden die US-Zölle auf Stahl und Aluminium sowie die EU-Zölle auf amerikanische Kultprodukte wie Whiskey, Jeans, Motorräder und Erdnussbutter ausgesetzt. Neue Leitlinien im transatlantischen Handel sind die klimaschonende Herstellung von Stahl und Aluminium sowie die Vermeidung von schmutzigem Stahl und Dumpingpreisen aus China.

Deutschland konnte seine Exporte nach Nordamerika in den ersten acht Monaten 2021 deutlich erhöhen. In den USA betrug der Zuwachs 19,5%, nach Kanada legten die Exporte lediglich um 2,7% zu und in Richtung Mexiko wurde ein Anstieg von 27,2% zum Vorjahr registriert. Allerdings liegen die deutschen Exporte noch unter dem Niveau der ersten acht Monate 2019 – in den USA um 0,8%, in Mexiko um 3,6% und in Kanada um 10,3%.

Auf der Importseite waren die Zuwächse gegenüber dem Vorjahr in den ersten acht Monaten 2021 ausgeglichener als auf der Exportseite. Aus den USA wurde ein Plus von 6,5% gemeldet, aus Kanada +17,1% und aus Mexiko +13,5%. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 fielen die Veränderungen jedoch weit auseinander. Einem Importzuwachs aus den USA von 0,9% stand ein Importrückgang aus Mexiko von 9,4% gegenüber. Die Einfuhr aus Kanada stieg zwischen 2019 und 2021 sogar um 15,9%.

Hintergrund des kräftigen Importzuwachses aus Kanada sind wohl die Preissteigerungen bei Rohstoffen, da in den ersten acht Monaten 2021 rund 30% der deutschen Importe aus Kanada auf Erze entfielen und die Einfuhr um 41,8% stieg. Die deutschen Exporte nach Kanada bestanden zu je rund 21% aus Maschinen (–7,2%) und Kraftfahrzeugen (+20,1%) sowie zu 13,5% aus Pharmazeutika (+8,1%). Nach Mexiko lieferte Deutschland von Januar bis August 2021 vor allem Maschinen (Anteil: 22,9%, Zuwachs: +23,3%) und Kraftfahrzeuge (20,0%, +41,7%) sowie elektrotechnische Erzeugnisse (15,3%, +23,2%). Die Einfuhr aus Mexiko bestand überwiegend aus Kraftfahrzeugen (42,0%, +8,8%).

Im deutschen Handel mit den USA dominierten Maschinen, Kraftfahrzeuge, optische und fotografische, elektrotechnische sowie pharmazeutische Erzeugnisse mit Anteilen zwischen 8% und 20%. Insbesondere die deutschen Kraftfahrzeugexporte in die USA legten in den ersten acht Monaten 2021 kräftig um 33,7% zu. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren sie allerdings um 39,3% gefallen. In den anderen Warengruppen waren die Rückgänge geringer. Die Importe von Kraftfahrzeugen aus den USA und die pharmazeutischen Exporte dorthin stiegen 2020 sogar an.

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