Die aktuelle Diskussion über den Handelsstreit mit den USA sollten deutsche Unternehmen aussitzen. Der Wachstumsmarkt ist nicht zu ersetzen. Zudem treffen die Zölle deutsche Anbieter nicht mit voller Wucht, da die Kunden in den USA höhere Preise akzeptieren. Doch der Kostendruck ist eine gute Gelegenheit, die unternehmerischen Hausaufgaben zu machen.

Die deutsche Wirtschaft setzt weiterhin auf die Zusammenarbeit mit ihrem wichtigsten Wachstumsmarkt. In einem aktuellen Kommentar zum Handelsstreit mit den USA verweist Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business bei KPMG in Deutschland, auf die zuletzt hervorragende Geschäftslage für deutsche Unternehmen vor Ort und die begrenzte Wirkung von Zöllen auf deren hochpreisige Premiumprodukte. Gemäß dem im Dezember 2017 von der German American Chamber of Commerce und KPMG veröffentlichten German American Business Outlook 2018 rechnen erstmals 100% aller befragten deutschen Unternehmen in den USA mit einem Wachstum ihres Geschäfts. Stärker als um die drohenden Handelsbeschränkungen machten sich die Unternehmen Sorgen um den Fachkräftemangel und das schwache Ausbildungsniveau in den USA.

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Im Markt bleibenZölle, nichttarifäre Handelshemmnisse oder Sanktionen: „Störungen des Auslandsgeschäfts sind Trigger für Geschäftsverluste“, sagt Glunz im Gespräch mit dem ExportManager. Doch es lohne sich, in den betroffenen Märkten durchzuhalten. Im Iran etwa werde der Rückzug deutscher Unternehmen dazu führen, dass gerade chinesische Konkurrenten das entstehende Vakuum erneut füllten und sich langfristig den Markt sicherten. Eine Rückkehr in besseren Zeiten falle dann unter Umständen schwer. Die Erschließung neuer Märkte in Afrika, Südamerika oder im Mittleren Osten sei zwar grundsätzlich wichtig, um neue Umsatzquellen zu erschließen sowie zur Risikodiversifikation, könne massive Umsatzrückgänge in den USA und China aber in der Regel nicht kompensieren.

Zölle auffangen

Die aktuell angedrohten Zölle auf Kraftfahrzeuge träfen den Absatz deutscher Hersteller in den USA nicht mit voller Wucht, glaubt Glunz. Die exportierten Modelle seien zumeist hochpreisig und aufgrund der geringen Preiselastizität auch noch mit einem Zollaufschlag gefragt. Das Gleiche gelte übrigens auch für die Exporte von Spezialstahl, auf den die Abnehmer in den USA schlicht angewiesen seien. Glunz rechnet insgesamt zwar mit Umsatzrückgängen, die werden aber geringer ausfallen als der zollbedingte Preisanstieg. Zudem haben deutsche Automobilkonzerne mit Produktionsstätten in den USA die Chance zur teilweisen Kompensation.

Hausaufgaben machen

Doch die deutschen Unternehmen sollten sich nicht auf ihrer Position ausruhen, mahnt Glunz. Jetzt müssten die Hausaufgaben gemacht werden: Kostensenkungspotentiale generieren, das Geschäft dezentralisieren und die Effizienz durch Digitalisierung der Prozesse steigern.

Zusammenarbeit suchen

Nicht teilen kann Glunz den in Deutschland mancherorts spürbaren Fatalismus angesichts der aktuellen Entwicklungen. Die Beziehungen zu den USA seien zu wichtig, um auf Konfrontation zu setzen. Nach den Kongresswahlen seien die Aussichten für eine Deeskalation im Handelsstreit gut. Es könne zwar weiterhin Überraschungen geben, doch das deutsch-amerikanische Bündnis und die transatlantische Freundschaft würden auch diese Bewährungsprobe überstehen.

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