Das südostasiatische Land lebt nicht zuletzt von den vielen ausländischen Urlaubern, die seit dem Ende der Corona-Krise wieder verstärkt einreisen. Dies ist auch deshalb wichtig, weil die thailändischen Devisenreserven zuletzt stark gesunken sind und die ausländische Nachfrage generell nachlässt.

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„Der Markt für Mittelstandsanleihen ist tot.“ Mit diesen markigen Worten erklärte der damalige Chef der Stuttgarter Börse, Christoph Lammersdorf, Ende 2014 ein Projekt für gescheitert, das die Schwaben nur vier Jahre zuvor ins Leben gerufen hatten: BondM. Mit dem speziell für die Emittenten von Mittelstandsanleihen aufgesetzten Börsensegment wollte der Börsenplatz den kleineren Mittelstand an den Kapitalmarkt heranführen. Eine vielversprechende Idee, die jedoch für viele Unternehmen und Investoren in Pleiten, Pech und Pannen endete.

Thailands Wirtschaftsleistung dürfte weiter zulegen

Chinas breite Öffnung nach der Null-Covid-Politik könnte für einen Boom im asiatischen Tourismus sorgen. Als wichtiges Urlaubsziel in der Region dürfte Thailand der erste Nutznießer dieser Strategie sein. Damit wird seine Wirtschaftsleistung in diesem Jahr inmitten eines schwächeren globalen Wirtschaftsumfelds wohl weiter zulegen.

Denn der Tourismus ist ein bedeutender Sektor der thailändischen Wirtschaft. Vor Corona erwirtschaftete er mehr als 17% der Leistungsbilanzeinnahmen und beschäftigte 20% der Bevölkerung, die aktuell rund 70 Millionen Menschen umfasst. Man kann davon ausgehen, dass die Vorzeigebranche trotz der weltweit düsteren wirtschaftlichen Stimmung die guten makroökonomischen Fundamentaldaten des Landes untermauern wird. Während sich der thailändische Tourismus im Jahr 2021 aufgrund der Covid-19-Pandemie noch in einer Krise befand, wird sich die allmähliche Erholung aus dem vergangenen Jahr 2023 voraussichtlich beschleunigen. Das Niveau liegt allerdings noch weit unter dem Level vor der Corona-Pandemie.

Diese Prognose beruht weitgehend auf einem Faktor: chinesischen Touristen. Nach der Aufhebung der Reisebeschränkungen und der Wiederöffnung der Grenzen der Volksrepublik wird sich wohl eine regelrechte Welle chinesischer Touristen in ganz Asien ausbreiten, wovon allen voran Thailand profitiert. Tatsächlich war der südostasiatische Staat bereits 2019 das beliebteste Reiseziel chinesischer Touristen; sie machten mehr als 25% aller Besucher in dem beliebten südostasiatischen Land aus.

Chinesische Touristen als Segen

Viele chinesische Touristen wären ein Segen für Thailand in einem Jahr, in dem die westliche Nachfrage nach thailändischen Fertigwarenexporten voraussichtlich stark nachlassen wird. Die Wiederöffnung Chinas, Thailands zweitem Exportmarkt vor Covid-19, könnte diese Auswirkungen jedoch teilweise ausgleichen. Daher erwarten die meisten Experten, dass sich Thailands wirtschaftliche Aktivität 2023 weiter belebt.

So ging der Internationale Währungsfonds im Januar davon aus, dass Thailands Wachstum in diesem Jahr auf 3,7% steigen wird (nach 3,2% 2022). Das größte Risiko für die eingeplanten Tourismuseinnahmen könnte von den Parlamentswahlen im kommenden Mai ausgehen, falls das Ergebnis angefochten wird und zu Protesten gegen das seit 2014 regierende, vom Militär unterstützte Regime führt.

Wenn sich Thailand wirtschaft so robust zeigt wie erwartet, würde das Vertrauen in die Aussichten und die Regierungspolitik weiter gestärkt werden. Dies unterstreicht schon jetzt ein starker Baht. Die thailändische Währung hat in den vergangenen zwölf Monaten gegenüber dem US-Dollar um 5% aufgewertet und ist damit die widerstandsfähigste Währung in Asien.

Eine sich aufhellende Tourismuswirtschaft dürfte auch in diesem Jahr zu einem Überschuss in der Leistungsbilanz führen, wie es seit dem Jahr 2000 in Thailand meistens der Fall war. Sie könnte dazu beitragen, den Rückgang der Devisenreserven der vergangenen zwei Jahre umzukehren. Ende 2022 deckte ihr Volumen weniger als sieben Monatsimporte ab, was ein Neunjahrestief darstellte.

Steigende Importkosten und Inflationsdruck als Risikofaktoren

Neben der schwächelnden Auslandsnachfrage stellt der anhaltende Krieg in der Ukraine ein weiteres Abwärtsrisiko für die Aussichten dar, da er die Importkosten weiter in die Höhe treiben und den Inflationsdruck im Energiesektor noch mehr anheizen dürfte. Im Jahr 2022 erreichte die Inflation durchschnittlich 6,3%. Allerdings hat sich die Teuerungsrate in den zuletzt aufgrund der nachlassenden Energiepreisanstiege und der geldpolitischen Straffung der Bank of Thailand im Januar auf 5% verlangsamt.

Die Zinssätze wurden seit August 2022 mehrmals angehoben und erreichten Ende Januar 1,5% – mit dem Ziel, die Inflation wieder in den Bereich von 1 bis 3% zu bringen. Der Schub durch den chinesischen Tourismus könnte die allmähliche Abschwächung der Inflation im Laufe des Jahres verlangsamen.

Basierend auf diesen verschiedenen Risikofaktoren und den erwarteten wirtschaftlichen Entwicklungen bewertet Credendo das kurzfristige politische und Geschäftsumfeldrisiko Thailands als gering.

j.schnorrenberger@credendo.com

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