Die Welt atmet auf. Mit dem Fortschritt der Impfkampagne kehrt das gesellschaftliche Leben zurück und die Nachfrage erholt sich. Weltweit waren Anfang Juli 23,5% der Menschen zumindest einmal geimpft. Doch Afrika hat bislang nur wenig Impfstoff erhalten. Nun rollt die dritte Welle der Infektionen.
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Die Zahlen der mit dem Covid-19-Virus Infizierten gehen in Afrika steil nach oben. In Namibia erreichte der Siebentagesdurchschnitt der täglichen Infektionen 700 je 1 Million Einwohner. In Südafrika waren es 300, so viele wie im Vereinigten Königreich. In beiden Ländern dominiert die Delta-Variante. Doch während in UK 66% der Bevölkerung bereits ihre erste Impfung erhalten haben, sind es in Südafrika nur 5,3%. In ganz Afrika sind es lediglich 2,7%.
Zwar ist Afrika, gemessen an der Gesamtzahl der Infektionen, geringer von der Covid-19-Pandemie betroffen als die anderen Kontinente. Bislang sind 5,95 Millionen Fälle erfasst, das sind etwas mehr als in Frankreich. Und die täglichen Infektionen des gesamten Kontinents liegen mit 30 je 1 Million Menschen weit unter dem Niveau der anderen Regionen. Doch die dritte Welle trifft nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf eine bereits stark angespannte Gesellschaft, die erneute Beschränkungen kaum bewältigen kann.
IWF fordert internationale Unterstützung
Kristalina Georgieva spricht mit Blick auf die Infektionslage in Afrika von einer menschlichen Tragödie und einer wirtschaftlichen Katastrophe. In ihrer Ansprache auf der Jahrestagung der Afrikanischen Entwicklungsbank warnte die Geschäftsführende Direktorin des IWF am 23. Juni 2021 vor einer zweigleisigen Erholung der Weltwirtschaft. Während die weltweite Wirtschaftsleistung 2021 um 6% wachse, falle Afrika mit einem Anstieg um 3,2% zurück. Im vergangenen Jahr war das afrikanische BIP allerdings nur um 1,9% gegenüber dem Vorjahr gesunken. Weltweit hatte der Rückgang 3,3% betragen.
Aus Sicht des IWF kommt es nun darauf an, die Impfkampagne in Afrika schnell voranzubringen. Ein Investitionsplan mit einem Volumen von 50 Mrd USD soll dafür sorgen, dass bis Ende 2021 40% der afrikanischen Bevölkerung geimpft sind und der Anteil bis Mitte 2022 auf 60% steigt. Aktuell haben nur 0,6% der Menschen einen vollständigen Impfschutz. Georgieva rechnete vor, dass durch diese Investitionen die globale Wirtschaftsleistung bis 2025 um 9 Bill USD gesteigert werden könne. „Es wäre die beste öffentliche Investition unseres Lebens – und es wäre ein Wendepunkt für Afrika“, erklärte sie.
Sieben-Punkte-Plan des IWF für Afrika
- Lieferung von 250 Millionen Impfstoffdosen aus nationalen Vorräten direkt oder über die COVAX-Initiative in die Länder Afrikas bis September 2021
- Beschleunigung der Impfstofflieferungen durch die Hersteller, insbesondere aus entwickelten Ländern, in denen die Nachfrage nachlässt
- vollständige Finanzierung der Ankaufsinitiative African Vaccine Acquisition Task Team (AVATT) mit 2 Mrd USD, um den Ende März 2021 mit Johnson & Johnson geschlossenen Vertrag über 400 Millionen Impfstoffdosen voll auszuschöpfen – 30% der Bevölkerung der Afrikanischen Union könnten so geimpft werden
- Aufhebung grenzüberschreitender Exportbeschränkungen für Rohmaterialien und fertige Impfstoffe, insbesondere für die Lieferungen des Serum Institute of India an COVAX und die Belieferung der Aspen-Anlage in Südafrika
- Finanzierung der staatlichen Gesundheitssysteme mit 2,5 Mrd USD, damit die Impfungen schnell umgesetzt werden können
- Zuschüsse zur Beschaffung von Hilfsmitteln wie Therapeutika, Sauerstoff und persönlicher Schutzausrüstung
- finanzielle Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft in Form von Zuschüssen und Darlehen mit günstigen Konditionen
Quelle: IWF.
Öffentliche Haushalte müssen entlastet werden
Die Länder Afrikas südlich der Sahara müssen aus Sicht des IWF zusätzlich in die Lage versetzt werden, ihre öffentlichen Aufgaben zu finanzieren. Aktuell haben die Staatsschulden 58% des BIP erreicht und der Schuldendienst macht 20% der Steuereinnahmen aus. Darauf hat der IWF gemeinsam mit der Weltbank reagiert und einigen Ländern Erleichterungen beim Schuldendienst gewährt. Hinzu kommt die sogenannte Debt Service Suspension Initiative (DSSI) der G20, die den Schuldendienst für bilaterale Kredite erleichtern soll.
Doch Schuldendiensterleichterungen haben auch Nachteile. So sehen Ratingagenturen darin ein Zeichen für eine geringere Kreditwürdigkeit, was die Aufnahme kommerzieller Kredite und Anleihen erschwert. Daher ist aus Sicht des IWF die Stärkung der Einnahmebasis durch Wachstum und Reformen eine wichtige Komponente bei der Mobilisierung finanzieller Mittel. Georgieva schlägt daher eine Digitalisierung der Steuerverwaltung und der Steuererhebung sowie eine qualitative Verbesserung der öffentlichen Ausgaben vor. Schließlich sieht sie Raum für die Förderung privater Investitionen in die soziale und physische Infrastruktur. Dazu sollen seitens der internationalen Entwicklungsorganisationen in den nächsten fünf Jahren mindestens 80 Mrd USD in den privaten Sektor Afrikas investiert werden.
Wachstumsaussichten
Bereits in seiner Frühjahrsprognose vom April 2021 erwartete der IWF für die von der neuen Infektionswelle am härtesten betroffenen Länder ein unterdurchschnittliches Wachstum. In Namibia steht einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 7,2% im vergangenen Jahr nur ein Zuwachs um 2,6% im laufenden Jahr gegenüber. Für Südafrika erwartet der IWF 2021 ein Plus von 3,1% nach einem Minus von 7,0% 2020. Doch es gibt auch deutlichere Zuwächse, wie in Kenia (+7,6% nach –0,1% im Vorjahr), Côte d’Ivoire (+6,0% nach +2,3%) oder im Senegal (+5,2% nach +0,8%). Es droht noch ein weiteres Risiko für die Länder Afrikas. Der IWF warnt vor einer voreiligen Straffung der Geldpolitik in Ländern mit anziehender Konjunktur und steigenden Preisen wie den USA. Sie könnte den dringend benötigten Kapitalfluss in die Entwicklungsländer bremsen.
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Investitionen für Afrika
Zwei Jahre nach dem Start des Entwicklungsinvestitionsfonds (EIF) der Bundesregierung haben Politik und Förderer Bilanz gezogen. In einer Veranstaltung des DIHK (https://eif-afrika.de/) wurden nachhaltige Investitionen in Afrika propagiert. DIHK-Außenwirtschaftschef Dr. Volker Treier dankte den Akteuren für das gute Zusammenwirken bei der Umsetzung des auf Afrika ausgerichteten Instruments.
Dr. Norbert Barthle, Staatssekretär im BMZ, wies darauf hin, dass Afrika 2020 seine erste Rezession seit 25 Jahren erlebt habe. Die über den EIF initiierten privaten Investitionen seien gerade jetzt wichtig. Und sie träfen auf ein großen Marktpotenzial. Der EIF bestehe aus drei Säulen: Über „Afrika Connect“ vergebe der Bund Kredite an Unternehmen, die nachhaltige Investitionen in Afrika planten. „Africa Grow“ bündele Fonds und stelle darüber Kapital für afrikanische Start-ups zur Verfügung. Als dritte Säule liefere das „Wirtschaftsnetzwerk Afrika“ Unternehmen die notwendigen Informationen für eine objektive Risikoeinschätzung der Länder Afrikas, ergänzte Ulrich Nussbaum, Staatssekretär im BMWi.
Kleineren Unternehmen fehlten oft die Ressourcen, um neue Märkte anzugehen, sagte Klaus Helsper, Abteilungsleiter Deutsche Wirtschaft der DEG. Die afrikanischen Märkte seien nicht so entwickelt, dass europäische Unternehmen dort ohne Weiteres aktiv werden könnten. Daher sei eine Begleitung und die Übernahme von Risiken entscheidend. Staatliche Unterstützung wie im Programm „Africa Connect“ sei dauerhaft notwendig.