Das technische Potenzial für geothermische Energie wird in Ostafrika auf rund 15.000 MWh geschätzt. Der dortige Markt für Geothermie-Projekte hat sich in den vergangenen sechs Jahren stark entwickelt. Derzeit bestehen gute Markteintrittschancen aufgrund der Vielzahl von Möglichkeiten für Zulieferer bzw. Dienstleister in diesem Spezialbereich. Gleiches gilt für Investoren, da die Entwicklung auch erheblichen Kapitalbedarf mit sich bringt.

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Bei Projektgrößen von 50 MWh bis hin zu weit über 500 MWh sind in Ostafrika erhebliche Investitionen zur Markterschließung erforderlich. Um eben dieses Potenzial besser verfügbar zu machen und nutzen zu können, wurde 2012 die Geothermal Risk Mitigation Facility for East Africa (GRMF) gegründet. Sie wird von der Kommission der Afrikanischen Union verwaltet und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gemeinsam mit dem EU-Infrastruktur-Treuhandfonds über die KfW Entwicklungsbank finanziert.

Die GRMF wurde geschaffen, um die geothermische Entwicklung in zwölf förderfähigen ostafrikanischen Ländern zu finanzieren und zu erleichtern. In den vergangenen zehn Jahren hat sich diese Einrichtung zum wichtigsten Förderprogramm für die Geothermie-Erkundung in Ostafrika gemausert. Bislang wurden sieben Antragsrunden für Zuschüsse durchgeführt, 40 Projekte haben einen positiven Bewilligungsbescheid für Oberflächenstudien oder Bohrungen erhalten, acht Förderungen wurden abgeschlossen. Das gesamte bewilligte Volumen beläuft sich auf bislang 131 Mio USD. Das übergeordnete Ziel der GRMF ist die Förderung von Investitionen des öffentlichen und privaten Sektors in die geothermische Stromerzeugung sowie seit Dezember auch in die Wärmenutzung.

Größte Vorteile: Unabhängig vom Wetter und hohe Grundlastfähigkeit

Geothermische Stromerzeugung zeichnet sich v.a. durch erhebliche Resilienz in Bezug auf Wettereinflüsse (Stürme, Dürren) und die Grundlastfähigkeit aus. Geothermie hat eine sehr geringe ökologische Auswirkung und wird häufig auch von Anwohnern wohlwollend gesehen. Sie reduziert darüber hinaus die Abhängigkeit von Brennstoff- oder Stromimporten und ist in Zukunft aller Voraussicht nach kombinierbar mit Elektrolyseuren zur Produktion von Wasserstoff und weiterer Energieträger wie Ammoniak, Methanol und synthetischen Brennstoffen. Die Förderung beinhaltet direkte Zuschüsse, die das mit Geothermie-Projekten verbundene Explorationsrisiko in der Anfangsphase mindern. Dadurch verbessern sich die externen Finanzierungsoptionen, etwa über Banken. Die GRMF wirkt somit als Stütze, um Geothermie als strategische Option für den Ausbau der Stromerzeugungskapazität in den Partnerländern zu etablieren.

Zusätzlich zur Finanzierung von Strom­erzeugungsprojekten werden seit Ende letzten Jahres Oberflächen- und Machbarkeitsstudien zur direkten Nutzung geothermischer Energie gefördert. Sie birgt ein großes Potenzial für die Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und indus-trielle Anwendungen. Denn die direkte Geothermie-Nutzung ersetzt gleichzeitig fossile Brennstoffe für die Wärmeerzeugung. Für die ostafrikanische Region wäre das ein Quantensprung: die Nutzung von lokalen Ressourcen für die Strom- und Wärmeversorgung, um mit steigendem Wirtschaftswachstum keine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffimporten entstehen zu lassen.

Umfangreiche Förderungen

Finanzielle Unterstützung steht für die Bestimmung des optimalen Standorts für Reservoir-Bestätigungsbohrungen zur Verfügung, wenn diese zuvor umfassend untersucht wurden. Förderfähig sind geophysikalische Tests sowie ergänzende geologische, hydrogeologische und geochemische Untersuchungen, wobei die GRMF hier bis zu 80% der genehmigten förderfähigen Kosten finanziert. Des Weiteren werden Erkundungsbohrungen und Testprogramme in verschiedenen Kombinationen gefördert. Hier trägt die GRMF bis zu 40% der Kosten. Wenn ein Zuschuss für eine Oberflächenstudie oder ein Bohrprogramm vorliegt, übernimmt die Einrichtung bis zu 20% der förderfähigen Kosten, die für die nötige Infrastruktur anfallen. Abschließend ist auch eine Fortsetzungsprämie möglich, für die jedoch verschiedene Kriterien erfüllt sein müssen.

Die Zuschüsse werden in einem transparenten zweistufigen Verfahren gewährt. Die erste Stufe des Bewerbungsverfahrens ist eine offene Präqualifikation. Potenzielle Bewerber werden hier aufgefordert, ihre Interessenbekundungen („Expression of Interest“) bis zu einer bestimmten Frist einzureichen. Solche Bekundungen für förderfähige Aktivitäten, die einen bestimmten Schwellenwert überschreiten, bestehen die Präqualifikation und werden zur Teilnahme an einem verbindlichen Workshop vor der Angebotsabgabe und schließlich eingeladen, eine vollständigen Bewerbung abzugeben.

In der zweiten Phase müssen erfolgreiche Antragsteller bis zu einer bestimmten Frist einen vollständigen Antrag einreichen. Anträge, die eine bestimmte Mindestpunktzahl erreichen, werden nach Genehmigung durch das GRMF-Oversight Committee in eine Projekt-Pipeline aufgenommen. Nur diese Projekte werden vorbehaltlich der Verfügbarkeit von Mitteln sowie der Vorlage und Genehmigung aller von der GRMF geforderten Projektinformationen gefördert.

Finanzierungsprogramm für direkte Wärmenutzung

Die direkte Nutzung von Erdwärme hat mehrere soziale, wirtschaftliche und ökologische Vorteile wie die Verringerung der Treibhausgasemissionen und der Entwaldung, Einsparungen bei den Energieausgaben sowie die Verbesserung der Ernährungssicherheit und der Lebensqualität. Wie die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) feststellt, steigert die Nutzung von Erdwärme die wirtschaftliche Entwicklung der lokalen Gemeinschaften in der Nähe des Projektstandorts. Angesichts dieser Studie beschloss das GRMF-Oversight Committee, ein Finanzierungsprogramm für die direkte Wärmenutzung innerhalb des bestehenden GRMF-Rahmens zu entwickeln. Dieses Programm stellt die finanzielle Unterstützung für Oberflächen- und Durchführbarkeitsstudien bereit und startete mit der African Rift Geothermal Conference (ARGeo-C9) im November.

Weiterführende Informationen finden Sie auf www.grmf-eastafrica.org

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