Während sich die wirtschaftlichen Aussichten für das Vereinigte Königreich eintrüben, wächst die irische Wirtschaft mit hohem Tempo. Auch die deutschen Exporte profitierten bis September 2018 von der wachsenden Nachfrage. Doch dann brach der Absatz ein.

Irland hat den Einbruch nach der Finanzkrise gut überstanden. Nun steht mit einer möglichen Zollgrenze zum Vereinigten Königreich ein neues Konjunkturrisiko vor der Tür. Derzeit profitiert das Land von dem niedrigen Steuersatz auf Unternehmensgewinne und dem florierenden Immobilienmarkt. Beide Einnahmequellen könnten schnell wieder versiegen, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern.

Handelszuwächse gehen deutlich zurück

Die deutschen Exporte nach Irland konnten in den ersten elf Monaten 2018 um 53,2% zulegen. Im September lag der Sechsmonatsdurchschnitt sogar bei 80,7%. Doch bereits im Oktober sank der Warenwert gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat um 12,4%. Im November setzte sich der Rückgang mit einem Minus von 13,7% fort. Deutlich stabiler entwickelten sich die Importe aus Irland: Im November lag das Plus bei 6,5% und für die ersten elf Monate wurde ein Anstieg von 19,0% gemessen.

Möglicher Einfluss des Brexits

Auch wenn die Nachfrage kräftig wuchs: Der Anstieg der Importe aus Deutschland um 80% im Sommerhalbjahr 2018 geht vor allem auf Pharmazeutika zurück. Irland exportierte 2018 deutlich mehr Medikamente – auch nach Großbritannien – (+31,3%) und importierte entsprechend mehr pharmazeutische Erzeugnisse aus Deutschland (+289,9%). Vermutlich geht ein Teil der Handelsentwicklung auf den bevorstehenden Brexit zurück. Pharmahersteller bauen ihre Kapazitäten in Irland aus, um auch nach dem Brexit lieferfähig zu bleiben. Der starke Rückgang der deutschen Exporte im vierten Quartal 2018 gegenüber den erhöhten Exportwerten des Vorjahres dürfte jedoch den Abschluss dieses Anpassungsprozesses signalisieren. Die Absatzerwartungen für 2019 dürften daher deutlich schwächer ausfallen als 2018.

Wachstum schwächt sich ab

Der Höhenflug der irischen Wirtschaft dauert nun schon fünf Jahre. Um durchschnittlich rund 10% wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt seit 2014. Nun schwächt sich die Konjunktur ab. Im dritten Quartal 2018 betrug der Anstieg noch 4,9%. Für 2019 liegen die Wachstumserwartungen auf einem ähnlichen Niveau und damit deutlich unter dem Durchschnitt des ersten Halbjahrs 2018 von knapp 9%. Die Auswirkungen eines harten Brexits wären für Irland einschneidend – nicht nur im direkten Handel mit Großbritannien, sondern auch durch die Verlängerung der Lieferzeiten auf das europäische Festland.

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