Die aktuelle Pandemie-Situation hat in den vergangenen 18 Monaten auch die globale Handelsfinanzierung und -abwicklung verändert. Digitale Plattformen gewinnen an Bedeutung und werden zunehmend in die führenden Systeme für die Zahlungsabwicklung eingebunden.

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Manuelle Prozesse bestimmen die Handelsfinanzierung. Doch mit den Einschränkungen der Pandemie stellten Unternehmen und Banken auf eine digitale Kommunikation um und beschleunigten die Digitalisierung von Prozessen. Für das schwedische Start-up Mitigram bedeutete dies einen Zulauf großer Unternehmen, die ihre Handelsfinanzierung auf der Plattform abwickeln wollen. Das monatliche Transaktionsvolumen erreichte bis zu 2,5 Mrd USD.

Milena Torciano, CEO von Mitigram, stellt dazu fest: „Es gibt zwei Haupttrends: die Flucht der Banken in die Qualität, vor allem im Rohstoffsektor, und den durch die Pandemie ausgelösten Digitalisierungsschub, der die papierbasierten Systeme zunehmend ablöst. Wir haben die Zahl unserer Unternehmenskunden in den vergangenen 18 Monaten praktisch verdoppelt. Dies ist ein Zeichen für die veränderte Wahrnehmung des Marktes: Handelsfinanzierungen können nicht mehr auf die alte Weise abgewickelt werden.“

Erfolgreiche Anbindung an SWIFT

Im Oktober hatte die Plattform das „SWIFT trade finance for corporates application label“ erhalten. Es ermöglicht eine nahtlose Digitalisierung der Handelsfinanzierungsprozesse von der Markt- und Kontrahentenermittlung bis hin zur Abwicklung und Zahlung. Damit können Unternehmen nun die komplette Handelsfinanzierungsabwicklung über die Plattform steuern. Hinzu kommen fortschrittliche Datenverarbeitungsfunktionen unter Verwendung von Künstlicher Intelligenz (KI). Damit müssen sich die Teilnehmer auf der Plattform nicht nur auf den SWIFT-Kanal verlassen, um ihre Prozesse zu digitalisieren. Mit der „Drag and drop“-Technologie können Nutzer der Plattform Vorgänge ohne manuelle Eingabe einlesen und damit typische Fehlerquellen ausschließen.

Offene Lösung für komplexen Markt

Die meisten Plattformen bilden Silos. Das gilt für das Bolero-Netzwerk ebenso wie für Blockchain-Netzwerke. Sogar SWIFT ist ein solches Silo, wenn auch ein sehr großes. Mitigram sieht sich dagegen als einzige offene Lösung für den Handelsfinanzierungssektor. Torciano ist davon überzeugt, dass es im Bereich der Handelsfinanzierung keine digitale Lösung gibt, die den kompletten Markt mit allen Funktionalitäten abdeckt. „Er ist zu komplex und zu vielfältig. Die Formate, die ausgetauscht werden, sind so unterschiedlich, die beteiligten Gegenparteien so zahlreich und aus so vielen Teilen der Welt, dass ein gemeinsamer Technologiestandard und eine gemeinsame Plattform nicht realistisch sind“, erläutert sie.

Kanalunabhängige Transaktionen

Im Hinblick auf die Notwendigkeit, dass sich die Branche als Ganzes für eine kanal-unabhängige Vorgehensweise entscheidet, erklärt Torciano: „Unserer Ansicht nach ist die Unabhängigkeit von Vertriebskanälen der Schlüssel. Das und die Gewährleistung der Interoperabilität der Plattform: Das war von Anfang an unsere Philosophie. So haben wir bspw. schon in den ersten Tagen des MitiSquare-Marktplatzes die E-Mail-Kommunikation integriert. Und da wir es den Banken ermöglichen, sowohl auf der Plattform als auch außerhalb zu kommunizieren, kann ein Unternehmen mit jeder seiner Banken Transaktionen durchführen, ohne dass die Banken auf Mitigram registriert sein müssen. Das ist es, was unser Wachstum beflügelt hat. Und das ist es, was der Markt braucht.“

Insgesamt bleibt die Komplexität das größte Hindernis bei der Handelsfinanzierung. Sie ist der einzige Faktor, der alle Marktteilnehmer davon abhält, sich auf eine einzige Technologie oder eine einzige Plattform einzulassen. Die Branche erstreckt sich über mehr als 200 Märkte und damit über mehr als 200 rechtliche Rahmenwerke. Und es kommt noch die Vielfalt der unterschiedlichen Kulturen, technologischen Bereitschaften und Vorschriften hinzu. Der Weg zur Erleichterung der Digitalisierung für Unternehmen besteht darin, bestehende Infrastrukturen wie SWIFT zu nutzen (die bereits von 11.000 Banken in der ganzen Welt eingesetzt werden) und soweit möglich neueste Technologie einzusetzen, wie etwa schnell lernende KI.

„Wir wollen die Leitungen nicht neu verdrahten“, sagte Milena Torciano. „Mitigram möchte jedem Nutzer die beste Schnittstelle zur Abwicklung von Handelsfinanzierungen bieten, egal ob per E-Mail, SWIFT, Blockchain oder Bolero. Mit Mitigram haben die Nutzer eine Schnittstelle für die nahtlose Ausführung von Handelsfinanzierungen. Sie müssen eigentlich gar nicht wissen, was die zugrunde liegenden Leitungen sind – diese Leitungen müssen nur funktionieren und die Arbeit des Anwenders unterstützen.“

Digitale Inseln vermeiden

Für die Digitalisierung der Handelsfinanzierung gibt es viele Einzellösungen oder Allianzen zwischen Banken, die versuchen, Papier durch Technologie zu ersetzen. Dadurch besteht die Gefahr, dass sich in verschiedenen Regionen und Branchen „digitale Inseln“ bilden, die jedoch die Probleme im Bereich der Handelsfinanzierung nicht lösen werden. Die Vorstöße der Internationalen Handelskammer und der Kommission der Vereinten Nationen für internationales Handelsrecht (UNCITRAL) in Bezug auf digitale Instrumente sind gute Beispiele dafür, in welche Richtung sich die Branche entwickeln könnte oder sogar sollte. Die Bemühungen zur Schaffung isolierter Netzwerke führen zu einer Fragmentierung, während die Handelsfinanzierung in ihrer globalen Funktion nahtlos und in jeglicher Hinsicht offen sein sollte.

christian.zurcher@mitigram.com

www.mitigram.com

 

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