Eine neue Hauptstadt, eine massive Energiewende und eine wachsende Volkswirtschaft: Für wenige Länder in Asien gibt es so viele gute Argumente wie für Indonesien. Mit Exportkreditgarantien haben deutsche Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

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In Indonesien hat man sich eine große Lösung für ein nicht minder großes Problem überlegt: Die jetzige Hauptstadt Jakarta gilt als Verkehrsmoloch, zudem sackt die am Meer gelegene Megacity stellenweise bis zu 25 cm pro Jahr ab. Bis 2045 soll deshalb eine neue Hauptstadt entstehen, Ibu Kota Nusantara, kurz: IKN. Am neuen Standort auf der Insel Borneo sollen auf mehr als 250.000 ha Land Indonesiens Regierungssitz sowie zwei Millionen Einwohner eine neue Heimat finden.

Nusantara mit globaler Vorreiterrolle

So macht Indonesien aus der Herausforderung eine Chance. Auf Borneo wird die Hauptstadt wesentlich zentraler liegen als bisher. Der Bau soll zudem die wirtschaftliche Entwicklung der größten Insel Asiens ankurbeln. Und: Nusantara soll eine nachhaltige Stadt mit globaler Vorreiterrolle werden. Das Vorhaben passt gut zu dem Land, das sich auf Wachstumskurs befindet. Mit mehr als 275 Millionen Einwohnern (Stand: 2022) ist die indonesische Bevölkerung die viertgrößte weltweit nach China, Indien und den USA. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wächst konstant, Wachstumstreiber ist die Nachfrage der privaten Haushalte. Im vergangenen Jahr lag das BIP bei umgerechnet gut 1.200 Mrd EUR und wuchs im ersten Halbjahr 2023 nochmals um robuste 5,1%.

Damit zählt der Inselstaat zu den attraktivsten Wachstumsregionen weltweit. Bereits heute ist Indonesien – gemessen am BIP – die fünftgrößte Volkswirtschaft Asiens. Experten prognostizieren, dass das Land bis 2045 sogar weltweit auf Rang fünf der größten Ökonomien vorgerückt sein wird. Insgesamt verschiebt sich Indonesiens Außenhandel zunehmend von Asien nach Europa: Während die Importe aus den meisten ASEAN-Staaten sowie Ostasiens sanken, legten die Einfuhren aus Europa stark zu.

Exporteure haben vielfältige Geschäftschancen in Indonesien. Deutsche Unternehmen sind dabei Indonesiens Top-Handelspartner in Europa. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) haben diese im ersten Halbjahr 2023 Waren im Wert von 1,8 Mrd EUR nach Indonesien exportiert. Das entspricht einem Plus von gut 39% gegenüber der Vorjahresperiode. Kein anderer Handelspartner Indonesiens verzeichnete einen so starken Zuwachs.

Laut Germany Trade und Invest (GTAI) erreichten deutsche Importe im ersten Halbjahr 2023 ein Zehnjahreshoch. Die Lieferung von deutschen Kfz nach Indonesien ist in diesem Zeitraum auf einen Rekordwert von rund 185 Mio EUR gestiegen. Drei Branchen stehen für deutsche Unternehmen im Fokus: die Automobilbranche inklusive E-Mobilität, erneuerbare Energien und Infrastruktur.

Investitionen in Zukunftsbranchen

Insb. für die grüne Transformation ist Indonesien der richtige Handelspartner. Das Land verfügt über die drittgrößten Nickelreserven weltweit und zieht damit vor allem das Interesse europäischer Autobauer auf sich. Denn: Die Branchenriesen müssen sich für die Verkehrswende die entsprechenden Rohstofflieferungen sichern – wie bspw. Nickel für die Batterieproduktion für E-Autos.

Auch bei Nickelimporten aus Indonesien können deutsche Unternehmen auf gut ausgebaute ECA-Strukturen setzen: Mit den sog. Ungebundenen Finanzkrediten des Bundes (UFK) sichert die Bundesregierung die langfristige Versorgung der deutschen Industrie mit kritischen Rohstoffen ab. Dazu vergibt die finanzierende Bank einen nicht zweckgebundenen Kredit an den indonesischen Geschäftspartner. Der Kreditnehmer kann die Mittel nach Bedarf verwenden. Der Vertrag ist jedoch an einen langfristigen Rohstoffliefervertrag mit einem deutschen Importeur gebunden. Über die UFK von Euler Hermes sichert sich die finanzierende Bank – wie auch bei der Exportkreditgarantie üblich – die politischen und wirtschaftlichen Ausfallrisiken ab.

Investitionen in Milliardenhöhe notwendig

Energie- und Verkehrswende spielen auch für die Industrie im Land eine große Rolle. Denn Indonesien, das in der Vergangenheit für seine Kohlevorkommen bekannt war, will eine wahre Kehrtwende vollziehen. Bis zum Jahr 2060 will das Land einen Netto-Null-Emissionsausstoß erreichen und seinen Energiemix so weit wie möglich auf erneuerbare Energien umstellen. Ende 2023 soll ein erstes Etappenziel erreicht sein und der Anteil grüner Energie an der Erzeugung bei 23% liegen.

Indonesien verfügt über reichlich natürliche Ressourcen wie Wind, Wasser und Bio-treibstoffe, Biomasse sowie Biogas, um grüne Energie zu produzieren. Bisher nutzt das Land lediglich 0,3% dieses Potenzials. Hier eröffnen sich enorme Geschäftschancen für Investoren, Projektierer und Produzenten von Erneuerbare-Energie-Technologien. Nach Angaben des indonesischen Energieministeriums benötigt das Land Gesamtinvestitionen in Höhe von umgerechnet gut 26 Mrd EUR jährlich, um seine Pläne für die Energiewende zu verwirklichen.

Know-how von Unternehmen mit hohem Spezialisierungsgrad

Das Megaprojekt Nusantara birgt auch für Exporteure aus der DACH-Region viel Potenzial. Der Neubau wird in den kommenden Jahren Investitionen in Milliardenhöhe in fast allen Infrastruktur- und Baubereichen erfordern. Und: Die Regierung plant ihre neue Hauptstadt als grüne Smart City. Das erfordert spezifische Technologien und Know-how von Unternehmen mit hohem Spezialisierungsgrad, über den viele deutsche Unternehmen verfügen. Dabei wird das Umfeld für Geschäftsbeziehungen immer besser.

Finanziers rechnen für die kommenden 10 bis 15 Jahre mit einem enorm hohen Finanzierungsbedarf in Indonesien. Eine Chance für international agierende Banken wie die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), denn: Häufig gelingen die Finanzierungen der umfangreichen Projekte nur mithilfe ECA-gedeckter Exportfinanzierungen. Hier braucht es einen starken Finanzpartner, der verlässlich, erfahren und vor Ort präsent ist.

Der entscheidende Wettbewerbsvorteil für Unternehmen aus der DACH-Region: Sie bieten ihren Kunden zusätzlich zu einem hochqualitativen Produkt und einer langfristigen Handelsbeziehung auch den Zugang zu einer soliden Finanzierung. Die staatliche Risikoabsicherung senkt die Finanzierungskosten und die europäischen Banken bieten deutlich längere Kreditlaufzeiten an als die lokalen Kreditinstitute. Wenn ein indonesischer Importeur bspw. die Finanzierung über zehn anstatt fünf Jahre tilgen kann, verbessert das seine Liquidität erheblich. So wird die Finanzierung, neben der Qualität der Ware, zu einem weiteren exzellenten Argument für deutsche Exporteure.

Gut vernetzt vor Ort

Die LBBW hat bereits 2019 eine Repräsentanz in Jakarta eröffnet und unterstützt deutsche Exporteure sowie deren asiatische Kunden außerdem von ihrer Niederlassung in Singapur aus. Der Standort mit Vollbanklizenz besteht seit 1995 und fungiert als zentraler Hub in der Region Asien-Pazifik. Ein Spezialistenteam vor Ort begleitet Exportfinanzierungen in Märkten wie Indien, China, Malaysia und Vietnam. Die Geschäfte kommen auch über Anfragen von Exporteuren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an die Exportkreditgarantiestellen der LBBW (ECA-Desks) zustande.

Die Landesbank pflegt zudem ein Netzwerk aus asiatischen Kreditinstituten und relevanten Importeuren samt Entscheidungsträgern vor Ort. So kann die Bank Importeure und Exporteure aus der DACH-Region optimal bei der Geschäftsanbahnung unterstützen, vernetzen und mit Marktexpertise sowie den passenden Finanz- und Absicherungshebeln begleiten. Damit das so bleibt, findet am 19. September die Konferenz der ECAs der DACH-Länder in Indonesien statt. Diese Konferenz ist die ideale Plattform für Exporteure, Importeure und Interessierte, um bestehende Netzwerke zu festigen, mit neuen Partnern ins Gespräch zu kommen und konkrete Projekte zu besprechen – sei es in Jakarta oder künftig in Nusantara.

mark.adamovits@lbbw.com

fryda.tandani@lbbw.com

www.lbbw.de

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