Wer in den USA oder Mexiko Fuß fassen will, dem spielen die Rahmenbedingungen aktuell in die Karten. Vor allem die großen Subventionspakete locken ausländische Firmen, aber auch die Standortvorteile.

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Im mexikanischen Monterrey soll die sechste und weltweit größte Gigafactory des US-Autobauers Tesla entstehen. Knapp 10 Mrd USD lässt sich der Elektropionier die neue Anlage 150 km südlich der Grenze zu Texas kosten, allein das Grundstück ist so groß wie 3.400 Fußballfelder. Nicht nur Elektroautos könnten hier dem Vernehmen nach ab 2026 vom Band laufen, auch die Herstellung von Batterien und weiteren Produkten ist im Gespräch. Die lokale Wirtschaft hofft auf den „Tesla-Effekt“: Im Idealfall folgen der Ansiedlung des Industrieunternehmens weitere Investitionen sowie zahlreiche neue Ansiedlungen. So könnte nicht nur der Großraum Monterrey, sondern der komplette Bundesstaat Nuevo León profitieren.

Auch die restliche Wirtschaft Mexikos hat derzeit eher „Luxusprobleme“. Viele Unternehmen, v.a. aus Asien, verlagern ihre Produktion nach Mexiko. Die Industrieparks sind zu 94% ausgebucht, die Wartelisten in den besten Industrieparks werden immer länger. Besonders beliebt sind Standorte wie Monterrey im Norden des Landes, in der Nähe der Grenze zu den USA. Dennoch buhlen die einzelnen Bundesstaaten regelrecht um die Investitionen der Firmen. Auch Bundesstaaten, die weiter im Inland liegen, sind attraktive Ziele zum Markteintritt, etwa für den Automobilsektor: In Puebla haben sich zahlreiche Zulieferer in Industrieparks des Betreibers Finsa angesiedelt, da hier bereits Fahrzeuge von Audi und Volkswagen vom Band laufen.

Gestärkte Position Mexikos

Ebenfalls in die Karten spielt Mexiko das Freihandelsabkommen USMCA: Der NAFTA-Nachfolger regelt, dass Produkte mit Ursprung in Kanada, den USA und Mexiko innerhalb der drei Länder zollfrei gehandelt werden können – unter der Voraussetzung, dass die Produkte einen bestimmten regionalen Wertschöpfungsanteil beinhalten. Das stärkt die Position Mexikos im regionalen Wettbewerb, denn um die Ursprungsregelungen zu erfüllen, müssen sich Zulieferer rund um den Haupthersteller ansiedeln. Das könnte für Mexiko ein entscheidender Vorteil sein – v.a. im Hinblick auf den Handelskrieg zwischen den USA und China.

Zwar profitiert Mexiko von der Nähe und den Handelserleichterungen mit den USA, gleichzeitig stehen die nordamerikanischen Nachbarn aber zunehmend im Wettbewerb um Investitionen. Die Vereinigten Staaten sind nämlich nach wie vor ein äußerst beliebtes Ziel für Ansiedlungen: Energie kostet vergleichsweise wenig, Zukunftsbranchen wie Technologie boomen. Während die Direktinvestitionen deutscher Firmen in den USA seit Jahrzehnten wachsen, gibt es aktuell deutlich mehr Beratungsbedarf beim Markteintritt oder bei der Erweiterung bestehender Geschäftstätigkeiten in den USA. Grund sind die zwei große Subventionspakete.

Viel Beratungsbedarf

Der „Inflation Reduction Act“ (IRA) sieht Milliardenhilfen für Klimatechnologien vor – und führt zu immer mehr Investitionen von deutschen Unternehmen in den Vereinigten Staaten. Allen voran deutsche Automobilhersteller, die schon lange Zeit in den USA tätig sind, bauen ihre Präsenz mit Staatshilfen aus. Audi bspw. will ein Werk bauen, in dem Elektroautos vom Band laufen sollen, es wäre das erste in den USA. Mercedes erwägt Medienberichten zufolge, sein SUV-Werk in Alabama zu vergrößern.

Weitere 280 Mrd USD stehen durch den „Chips and Science Act“ bereit. Damit wollen die USA die Halbleiterproduktion im Land ausbauen und so die außenwirtschaftliche Abhängigkeit verringern. Große US-Konzerne wie Micron oder Texas Instruments errichten neue Halbleiterfabriken, und auch immer mehr deutsche Unternehmen siedeln sich in Richtung Silicon Valley an, um an dem Halbleiterboom teilzuhaben. Bosch z.B. hat im Frühjahr bekanntgegeben, künftig Halbleiter in den USA zu fertigen. Subventionen haben dem Vernehmen nach für die Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt.

Viele lokale Banken bereinigen Portfolio

Um das meiste aus den Subventionspaketen herauszuholen, brauchen Unternehmen versierte Berater. Und auch die Finanzierungsoptionen für mögliche Investitionen vor Ort sollten gut durchdacht sein. Es gibt nämlich wenige US-Banken, die Investitionen über alle Bundesstaaten hinweg finanzieren. Hinzu kommt, dass die Niedrigzinspolitik Spuren auf dem US-Finanzmarkt hinterlassen hat, weshalb es insb. für ausländische Unternehmen schwieriger geworden ist, an Kredite zu kommen: Geldinstitute haben in risikoreiche Industrien investiert, um zumindest etwas Ertrag zu erzielen. Seit die Zinsen wieder steigen, bereinigen viele lokale Banken ihr Portfolio, kündigen Kreditlinien ihrer ausländischen Kunden oder verlängern bestehende Verträge nicht. Selbst Unternehmen, die seit 20 Jahren Kunde einer lokalen Bank sind, sind hiervor nicht gefeit. Sie benötigen dann eine neue Finanzierung.

Die Landesbank Baden-Württemberg betreut vom Standort New York City aus seit mehreren Jahrzehnten Unternehmen aus der DACH-Region und deren Töchter bei ihren Unternehmensfinanzierungen. Als Regional Hub für Nord- und Lateinamerika organisiert der New-York-Branch das gesamte Amerika-Geschäft der LBBW, der BW-Bank und der Sparkassen. In Mexiko gibt es zudem eine hauseigene Finanzierungsgesellschaft, die LBBW México Sofom. Es ist die einzige einer deutschen Bank im Land. Mexiko fungiert dabei als eine Art Drehscheibe. Von hier aus bedient die LBBW auch südamerikanische Märkte wie Peru, Kolumbien und Argentinien. Beide Standorte feiern in diesem Jahr Jubiläum: New York wird 25 Jahre alt, Mexiko 15.

German Centre mit Zugang zu knapp 130 Firmen

Dank der langjährigen Expertise unterstützt das German Centre mit Sitz in Mexiko-Stadt Unternehmen nach Kräften dabei, sich ein Netzwerk auf dem mexikanischen Markt aufzubauen. Hier gibt es nicht nur kulturelles Wissen – etwa, dass in Mexiko Handschlag, Umarmung und Schulterklopfen beim ersten Meeting mit neuen Geschäftspartnern zum guten Ton gehören –, sondern das Haus ist beliebter Treffpunkt und Schnittstelle der deutschen Community. Firmen, die hier Mieter sind, können durch die guten Kontakte zu Institutionen und Behörden einfach Zugang zu Netzwerken erlangen und profitieren vom Informations- und Erfahrungsaustausch.

Im German Centre sitzen wichtige Ansprechpartner wie die Mitarbeiter des German Centre und der LBBW, Steuerberater und Anwälte sowie die deutsch-mexikanische Handelskammer CAMEXA. Zu den knapp 130 Mietern gehören Firmen wie Zwick Roell, Multivac und Hans-grohe. Das German Centre Mexiko ist eines von insgesamt fünf German Centres weltweit, drei davon gehören der LBBW. Gemeinsam mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst organisierte das German Centre Mexiko kürzlich bspw. eine Karrieremesse, für die sich mehr als 600 Fachkräfte angemeldet hatten. Denn Investitionen in Nordamerika sind das eine – ebenso wichtig sind Fachkräfte, die die Arbeit erfolgreich umsetzen.

markus.schmauder@lbbw.de

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jimena.kreusler@germancentre.mx

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