Großbritannien stellt sich auf die ökonomischen Auswirkungen des Brexits ein. China und die USA sind durch den bilateralen Handelskonflikt belastet. Nun sind realistische Markteinschätzungen gefragt.

Exportmanager stehen 2019 vor der Herausforderung, ihre Absatzmärkte neu einzuschätzen. In einigen EU-Staaten macht sich eine konjunkturelle Abschwächung bemerkbar. Großbritannien stellt sich auf die ökonomischen Auswirkungen des Brexits ein. China und die USA sind durch den bilateralen Handelskonflikt belastet. Nun sind realistische Markteinschätzungen gefragt.

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Ein erster Blick auf die deutschen Exporte zeigt einen negativen Trend. Für September 2018 ergibt sich im Vorjahresvergleich ein Rückgang um 1,0%. Für die ersten neun Monate 2018 schlägt noch ein Plus von 3,6% zu Buche. Entscheidend für die jüngste Absatzschwäche war die Automobilindustrie, die durch den neue Prüfzyklus WLTP unter Einschränkungen ihres Neuwagenangebots zu leiden hatte. Im August und September gingen die Exporte um etwa ein Viertel gegenüber dem Vorjahr zurück. Die Automobilexporte dürften auch im vierten Quartal unter den schwachen Zulassungszahlen in der EU, den USA und China leiden.

Eine Ausnahme bilden ausgerechnet die deutschen Automobilexporte nach Großbritannien, die nach britischer Rechnung im September 2018 um 38% zugenommen haben. Dagegen gingen die Lieferungen von Luftfahrzeugen um 86% zurück. Diese Branche war in den ersten neun Monaten für den größten nominalen Rückgang der deutschen Exporte verantwortlich. Kompensiert wurde er durch den Wertanstieg bei Mineralölexporten und höhere Exporte von Pharmazeutika, Maschinen und Elektrotechnik .

Nachfrage trotz Verunsicherung

Die deutschen Exporte nach Großbritannien sind in den ersten neun Monaten 2018 um 3,9% gesunken – mit negativer Tendenz: am stärksten war der Rückgang mit 11,5% im September. Nun hat sich das Land mit der EU auf eine Übergangsvereinbarung geeinigt, die weiterhin einen freien Warenhandel vorsieht. Während die EU der Vereinbarung zugestimmt hat, ist die Zustimmung des britischen Parlaments fraglich. Daher dürfte die Unsicherheit nicht so schnell abnehmen, und der Export wird zunächst nicht steigen. Spätenstens Ende März 2019 dürfte klar sein, wie der Brexit verlaufen wird.

Insgesamt ist der deutsche Export auf die britischen Inseln (Großbritannien plus Irland) in den ersten neun Monaten 2018 noch um 2% gestiegen, da die Exporte nach Irland um 70,8% zulegen konnten. Dieser Anstieg ist vermutlich nicht allein auf die Nachfrage in Irland zurückzuführen, sondern dürfte auch auf Beschaffungsaktivitäten britischer Unternehmen in Irland zurückzuführen sein. Eine kräftige Zunahme des britischen Imports aus Irland lässt sich bislang zwar nicht feststellen. Doch der britische Außenhandel ist in Bewegung. So steht den starken Importzuwächsen bei deutschen Pkw eine kräftige Erhöhung der britischen Pkw-Exporte in die USA gegenüber.

Risiken machen sich bemerkbar

Deutlich stärker als die handelspolitische Verunsicherung wirken sich offenbar drohende finanzielle Risiken aus. Italien gerät durch eine großzügige Fiskalpolitik in Konflikt mit den Stabilitätsanforderungen der EU. Das Land verzeichnet zuletzt im September einen Rückgang der Bezüge aus Deutschland, der sich auch im vierten Quartal 2018 fortgesetzt haben dürfte. Noch deutlich kräftiger sanken die deutschen Lieferungen in die unter einer deutlichen Währungsabwertung leidende Türkei. In Russland, dem Iran und den arabischen Golfstaaten machen sich die erhöhten politischen Risiken und Sanktionen bemerkbar. Allerdings scheint das Vertrauen der Anleger in die Türkei zurückzukehren, der Wechselkurs konnte sich zum Jahresende hin deutlich erholen. Dadurch dürfte der Rückgang der deutschen Exporte gebremst werden. Auch die russische Wirtschaft zeigte zuletzt deutliche Aufschwungsignale – wenngleich der politische Druck der westlichen Staaten wieder stärker werden dürfte. Dem Land droht insbesondere eine Verschärfung der US-Sanktionen, die ähnlich weitreichend werden könnten wie gegenüber dem Iran. Dort spürt man die (unfreiwillige) Abkehr der europäischen Unternehmen deutlich.

Eine deutliche Eintrübung der Exportentwicklung spüren die deutschen Unternehmen auch in Argentinien und Südafrika. Während in Argentinien die Finanzkrise zurückgekehrt ist und die Währung unter Druck steht, wuchs Südafrikas Wirtschaft im dritten Quartal 2018 wieder stärker und lässt für 2019 hoffen.

Die politische Entwicklung in Mexiko und Brasilien ist nach den jüngsten Wahlen schwer einzuschätzen. Seit dem 1. Dezember regiert in Mexiko mit Andres Manuel Lopez Obrador ein neuer Präsident, der die bisherige Politik und zentrale Infrastrukturprojekte in Frage stellt. Am 1. Januar 2019 übernimmt Jair Bolsonaro in Brasilien das Präsidentenamt und könnte die Wirtschaftspolitik unternehmensfreundlicher ausrichten. Doch für ein erfolgreiches Management der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen bergen Regierungswechsel Risiken.

Hoffnung im Handelsstreit

Das Damoklesschwert eines Strafzolls auf Pkw hängt über der weiteren Entwicklung des deutschen Exports. Nicht nur die direkten Lieferungen aus deutscher Produktion dürften darunter leiden, sondern auch die gesamte Wertschöpfungskette und damit die Nachfrage in anderen Absatzmärkten. Die Produktion in den USA, die von deutschen Herstellern bereits deutlich ausgebaut wurde, wäre von der Verteuerung der Zulieferungen betroffen. Daher könnten die USA Belastungen vermeiden wollen. Auch im Handelskonflikt zwischen den USA und China brachten Gespräche auf dem G20-Gipfel eine Entspannung, die in einen Abbau der gegenseitigen Zölle münden könnte.

gunther.schilling@frankfurt-bm.com

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