Präsident Mauricio Macri regiert seit Ende 2015 und hat mit seinen wirtschaftserfahrenen Ministern viel auf den Weg gebracht. Sie vollzogen einen Kurswechsel und öffneten Argentinien. Bei den im Oktober 2017 anstehenden Parlamentswahlen hat das Mitte-rechts-Regierungsbündnis Cambiemos gute Chancen, seine politische Position zu festigen und den eingeschlagenen Reformkurs fortzuführen. Durch die neoliberale Wirtschaftspolitik bieten sich für Unternehmen aus Deutschland vielfältige Möglichkeiten.

Von Ingo-Dieter Tuchnitz, International Banking, ODDO BHF Aktiengesellschaft

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Mit großen Reformanstrengungen ist die liberal-konservative Regierung unter Präsident Mauricio Macri dabei, Argentinien aus der Krise zu führen. Erstmals wird Argentinien 2017 nach Jahren der Rezession wieder ein positives Wachstum haben. Die Prognosen für den realen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts 2017 liegen bei 2,8%. Für 2018 wird eine Beschleunigung des BIP-Wachstums auf 3,1% erwartet.

Die Aussichten auf eine Kontinuität der Reform- und Stabilitätspolitik unter Macri dürften der Konjunktur zusätzlichen Auftrieb geben. In Zukunft möchte die Macri-Regierung eine Steuerreform, die nach und nach einen Abbau der hohen Steuerbelastung bringen soll, sowie Reformen zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und zum Rentensystem auf den Weg bringen. Das gute Ergebnis der Regierungskoalition Cambiemos im August bei den Vorwahlen für die Parlamentswahl am 22. Oktober hat gezeigt, dass die Wähler die liberale Politik Macris unterstützen.

Auslandsinvestitionen sorgen für wirtschaftlichen Schwung

Vor rund 100 Jahren war Argentinien eines der am besten entwickelten Länder der Welt. Seit den 40er Jahren wurde diese Position immer weiter geschwächt, 2001 schließlich kam es zur Zahlungsunfähigkeit (Default). Nach mehr als einem Jahrzehnt protektionistischer Politik setzt die neue Regierung nun seit Dezember 2015 auf Liberalisierung und auf die Reaktivierung der Außenwirtschaftsbeziehungen; zudem wurden die Devisenbeschränkungen gelockert. Die Exportsteuern auf landwirtschaftliche Erzeugnisse wurden weitgehend abgeschafft und die Importrestriktionen fast vollständig außer Kraft gesetzt. Sehr positiv zu vermerken ist die Zahl der zu erwartenden Auslandsinvestitionen, die von 4 Mrd EUR 2016 auf 7 Mrd EUR 2018 ansteigen dürfte. Denn um seine Reform- und Stabilitätspolitik fortzuführen und um der Inflation, die Ende 2016 bei rund 40% lag, weiter Herr zu werden, ist Argentinien auf steigende Auslandsinvestitionen angewiesen.

Präsident Macri hofft insbesondere auch auf Investoren aus Deutschland, von denen einige dem Land seit langer Zeit verbunden sind. Bei einem Argentinien-Besuch im Juni lobte Bundeskanzlerin Angela Merkel Argentiniens Wirtschaftspolitik und die Öffnung der Märkte. Deutsche Unternehmen könnten von neuen Geschäften im wirtschaftlich wiedererstarkenden Land profitieren. Macri betonte seinerseits, dass er nicht nur an wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutschland interessiert sei, sondern sich auch durch Haltung, Werte und gemeinsame Tradition verbunden sehe. Macri wendet sich zunehmend den traditionellen Handelspartnern in Europa zu.

Bedingt durch Importe im Zusammenhang mit Infrastrukturprojekten, bleibt die Handelsbilanz weiter negativ, auch die Leistungsbilanz weist ein leichtes Defizit auf. Das Staatsdefizit wird derzeit verstärkt durch Neuverschuldung im Ausland finanziert. Durch diesen Zufluss von ausländischem Kapital wertete die argentinische Währung gegenüber dem US-Dollar auf, was das Land zu einem teureren Produktionsstandort macht. Jedoch wirkt sich dies positiv auf die Inflation aus, die zusätzlich durch die aktive Geldpolitik der Zentralbank bekämpft wird.

Chancen für deutsche Unternehmen

Argentinien ist ein sehr attraktiver Markt. Das der Fläche nach zweitgrößte Land Südamerikas hat 43 Millionen Einwohner, von denen etwa zwei Drittel von italienischen und spanischen Einwanderern abstammen. Nach Brasilien und Mexiko ist Argentinien die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas. Sie bietet Unternehmen aus Deutschland gerade vor dem Hintergrund des erheblichen Nachholbedarfs infolge der unsicheren politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten in den vergangenen Jahrzehnten viele interessante Perspektiven.

Etwa ein Drittel der Bevölkerung Argentiniens lebt in der Hauptstadt Buenos Aires und der umgebenden Region, die wirtschaftlich, politisch und kulturell das Herz Argentiniens ist. Weitere Ballungszentren sind Córdoba, Rosario, Mar del Plata und Mendoza. Wirtschaftskraft und Wohlstand sind regional sehr unterschiedlich verteilt. Der subtropische Nordosten und der dünn besiedelte trockenkalte Süden fallen gegenüber dem Kernland stark ab.

Unter der Präsidentschaft Macris hat sich Argentinien in nur kurzer Zeit zu einem der Vorzeigestaaten Südamerikas gewandelt. Viele Ökonomen sehen Argentinien – getragen von Exporten, ausländischen Direktinvestitionen und dem Anstieg des Konsums – auf der Rückkehr zu einem langfristigen Wachstumstrend. Eine Einschätzung, die die Deutsch-Argentinische Industrie- und Handelskammer in Buenos Aires in einer Umfrage bestätigen konnte: Die in Argentinien ansässigen deutschen Unternehmen wollen in den nächsten Jahren ihre Geschäfte ausbauen und planen für 2017 und 2018 Investitionen in Milliardenhöhe.

Pläne für den Ausbau der Infra­struktur

Für die nähere Zukunft wird ein Erstarken des Marktes für Privatinvestitionen erwartet. Weiter geht man von einem exportgetriebenen Wachstum im Agrarsektor aus – derzeit machen Exportprodukte wie Sojaprodukte und Fleisch rund 50% von Argentiniens Exporten aus –, der auch Landmaschinenherstellern und Unternehmen der Agrarchemie aus Deutschland Chancen bieten dürfte.

Für deutsche Unternehmen eröffnet der anhaltende politische Kurswechsel zudem insbesondere bei den erneuerbaren Energien Möglichkeiten. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung soll von derzeit weniger als 2% bis zum Jahr 2025 auf 20% steigen.

Derzeit deckt Argentinien seinen Energiebedarf zu ca. 61,4% aus Erdgas und Erdöl, die trotz großer Schiefergas und -ölvorkommen im Land zum erheblichen Teil importiert werden müssen. Der Energieverbrauch steigt mit einer Rate von ca. 4% pro Jahr, was den Druck, neue Energiequellen zu erschließen, weiter erhöht. Im Süden des Landes herrschen gute Bedingungen für die Windenergiegewinnung. Hier sollen große Windparks entstehen. Auch die Solarbranche soll profitieren.

Gerade für die zweite Hälfte der Amtszeit von Mauricio Macri ist mit der Umsetzung vieler geplanter Infrastrukturprojekte zu rechnen. Der „Plan Belgrano“ sieht den Ausbau der Infrastruktur in den Nordprovinzen vor. Für die nächsten zehn Jahre sind Investitionen in Höhe von bis zu 16 Mrd USD geplant. So sollen das Straßen- und Autobahnnetz ausgebaut, Flughäfen modernisiert und der Schienenverkehr verbessert werden. Argentinien verfügt über ein sehr gut ausgebautes Eisenbahnnetz, das einst mit britischem Know-how erbaut wurde. Eine Modernisierung ist dringend nötig und bietet interessante Möglichkeiten für deutsche Investoren.

Markt mit Perspektive

Argentiniens Bemühungen um Reformen haben das Land als Investitionsstandort wieder attraktiv gemacht. Mit Mauricio Macri ist das Land auf die politische und wirtschaftliche Weltbühne zurückgekehrt.

Deutsche Investoren können von der Aufbruchsstimmung in Argentinien profitieren und mit einem erfahrenen Außenhandelsfinanzierungspartner wie ODDO BHF an ihrer Seite durch gezieltes Engagement vielfältige Chancen nutzen. Historisch gewachsene Beziehungen zu den wichtigsten Banken vor Ort helfen, wenn es darum geht, als deutsches Unternehmen in Argentinien Fuß zu fassen.

ODDO BHF bietet kurz- und langfristige Finanzierungsstrukturen unter Einbindung von Akkreditiven und ECA. Zudem pflegt die Bank gute Kontakte zu lokalen Commodity-Produzenten in Argentinien und bietet Exportvorfinanzierungen für argentinische Exporte an.

ingo-dieter.tuchnitz@bhf-bank.com

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